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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Bürowagen gestiegen war, dann holte er sein Handy heraus und wählte Vetterichs Nummer. Während der Ruf rausging, entschloss er sich, Sören einen Auftrag zu geben, damit der nicht mehr an sein Bett, sondern an seine beruflichen Aufgaben dachte. »Rufen Sie bei Dr. Hillmot an und fragen Sie ihn, ob er schon den Todeszeitpunkt kennt.«
    Das war nicht zu erwarten. Dr. Hillmot hatte vermutlich dafür gesorgt, dass die Leiche in der Pathologie abgeliefert worden war, danach aber sicherlich den Heimweg angetreten, um sich am nächsten Morgen mit dem toten Max Triebel zu beschäftigen. Doch es sah einfach besser aus, wenn Sören den Eindruck erweckte, sich um seine Arbeit zu kümmern, statt neben seinem Chef zu stehen und schwankend in den Himmel zu glotzen.
    Es dauerte lange, bis Vetterich sich meldete. »Haben Sie schon irgendwas herausgefunden?«, fragte Erik ohne lange Vorrede.
    Â»Was soll die Eile?«, brummte Vetterich zurück. »Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    Erik antwortete nicht. Er wusste, dass Vetterich sein Diensthandy nie mit nach Hause nahm. Wenn er einen Anruf entgegennahm, dann war er an seinem Arbeitsplatz. Und wenn er dort war, dann befasste er sich mit der Auswertung der mageren Spuren, die er gefunden hatte. Kommissar Vetterich war ein harter Hund, der in Fällen wie diesem alles, was er tat, mit einem markigen Spruch kommentierte: »Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps!« Wahrscheinlich wusste er selbst, dass es besser sein würde, die Ergebnisse seiner Untersuchungen am nächsten Morgen zu überprüfen, um ganz sicherzugehen, dass der Alkohol ihm nicht die Urteilskraft vernebelt hatte. Aber was das Geschoss anging, das sie in List gefunden hatten, war er sich sehr sicher. »Kaliber 7,65! Jetzt müssen Sie nur noch die Pistole dazu finden.«
    Als Erik aufgelegt hatte, stellte er verwundert fest, dass Sören tatsächlich ein Telefongespräch mit Dr. Hillmot führte. Entweder hatte sein Assistent versehentlich die Privatnummer des Gerichtsmediziners gewählt, was ihm in seinem derartigen Zustand durchaus zuzutrauen war, oder Dr. Hillmot war tatsächlich in die Pathologie gefahren, statt erst mal seinen Rausch auszuschlafen.
    Â»Der steht wirklich am Seziertisch«, sagte Sören ungläubig, als er das Gespräch beendet hatte.
    Â»Nehmen Sie sich ein Beispiel an ihm«, entgegnete Erik.
    Sören dachte über diese Möglichkeit nach, schüttelte dann aber den Kopf. Nein, an einem Mann wie Dr.  Hillmot, der es über sich brachte, in angetrunkenem Zustand eine Leiche zu öffnen, ohne dabei ohnmächtig zu werden, wollte er sich kein Beispiel nehmen. Für Sören gehörte diese besondere Fähigkeit in den Bereich der Gefühlsrohheit und nicht in die Kategorie Tapferkeit.
    Â»Hat er schon Ergebnisse?«, fragte Erik ohne jeden Optimismus.
    Zu seinem Erstaunen nickte Sören. »Er sagt, der Tod ist zwischen Mitternacht und zwei Uhr eingetreten.«
    Erik dachte nach. »Mitternacht? Zu diesem Zeitpunkt ist doch in List noch was los.«
    Sörens Denkapparat schien allmählich wieder in Gang zu kommen. »Um diese Jahreszeit nicht unbedingt«, meinte er. »Die Osterferien haben noch nicht begonnen, und abends wird es noch ziemlich kalt.«
    Â»Wann schließt Gosch?«
    Â»Der ist flexibel.«
    Erik fühlte sich plötzlich erheblich tatkräftiger als noch vor einer Stunde. Erstaunlich, wie ein paar sichere Erkenntnisse die Energie beflügeln konnten!
    Â»Rufen Sie bei Gosch an«, beauftragte er Sören, »und fragen Sie, wann gestern geschlossen wurde. Wenn die bis Mitternacht oder länger geöffnet hatten, können wir den Todeszeitpunkt sogar nach hinten verschieben. So ein Schuss bleibt ja nicht ungehört. Andererseits … eine Zeitspanne von nur zwei Stunden ist nicht schlecht.« Entschlossen ging er auf Bruce Markreiters Zirkuswagen zu. »Und dann kommen Sie nach!«
    Die Tür des Wagens öffnete sich, noch bevor Erik ihn erreicht hatte. Ein Mann stieg heraus und blickte Erik und Sören neugierig entgegen. Bruce Markreiter, der hinter ihm erschien, versetzte ihm einen winzigen Stoß, damit er den Blick auf die beiden Polizeibeamten freigab.
    Â»Ciao, Luca! Dann ist ja alles klar für morgen.«
    Markreiter stieg hinter seinem Gast aus dem Wagen, als wollte er ihn drängen, sich zu entfernen. Aber der schien nicht gehen

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