Inselzirkus
von der Wach- und SchlieÃgesellschaft vorbei. Die kennen Busso.«
Mamma Carlotta rutschte mit der einen Körperhälfte vom Barhocker und stellte das linke Bein auf den Boden. Dass Fietjes Erzählung ein spannendes Ende haben konnte, hielt sie für ausgeschlossen. Augenscheinlich wollte er nur ausprobieren, ob es ihm noch gelang, eine Geschichte zu Ende zu erzählen, ohne den Anfang vergessen zu haben.
»Ich wollte mich gerade wieder hinlegen, da habe ich einen Mann gesehen, den ich kannte.«
Mamma Carlotta schob sich auf den Hocker zurück. Anscheinend wurde die Geschichte doch spannender, als sie angenommen hatte. »Wer war das?«
»Einer, den ich morgens noch in der Zeitung gesehen hatte.«
»Ein Schauspieler?«
Fietje nickte, als bereute er schon, etwas ausgeplaudert zu haben, was er besser für sich behalten hätte.
»Bruce Markreiter?«
Wieder nickte Fietje. »Aber allein war der nicht.«
»Eine Frau war bei ihm? Eine attraktive, kleine, zierliche mit langen blonden Haaren?«
Nun schüttelte Fietje den Kopf. »Eine Frau, ja. Aber blond war die nicht und klein und zierlich auch nicht. Sie war groà und hatte dunkle Haare, jawoll!«
Nun war sogar Tove interessiert. »Ich denke, der Platz ist gesichert?«
Fietje ging allmählich die Puste aus. Die Erzählung dauerte ihm viel zu lange, und dass sie ein derartiges Interesse erregte, gefiel ihm gar nicht. »Der Mann kennt ein Schlupfloch in der Nähe der Halle. Da gibtâs zwischen dem Zaun und der Wand einen Spalt, durch den kann man sich drücken, ohne dass die Alarmanlage anschlägt. Da sind die beiden durchgeschlüpft.«
»Und du natürlich hinterher!«, höhnte Tove. »Anscheinend hast du noch nicht genug Leuten beim Bumsen zugeguckt.« Tove erschrak und duckte sich unter Mamma Carlottas strafendem Blick. »Entschuldigung, Signora. Beim ⦠Liebesspiel, wollte ich sagen.« Dann fuhr er Fietje wütend an: »Macht so ein Schauspieler irgendwas anders als die Normalos? Lohnt es sich wirklich, dass du dafür deinen Job riskierst?«
Fietje starrte in sein Bier, während er antwortete: »Die haben sich nur unterhalten.«
»So ein Pech aber auch!«, entgegnete Tove wütend, der für Fietjes Gewohnheit, das Leben anderer Menschen zu beobachten, so wenig Verständnis hatte wie Fietje für Toves Gewalttätigkeit und sein cholerisches Temperament.
Das kleine Mädchen, das in der Tür von Käptens Kajüte erschien, sah aus, als wollte es wieder kehrtmachen angesichts der zornigen Miene von Tove, die schon geschäftsschädigend genug war, wenn er sich in bester Laune befand. Als die Kleine ihre Eistüte in der Hand hatte und wieder auf den Hochkamp trat, sagte Fietje zu Mamma Carlotta: »Aber eine attraktive Blonde mit langen Haaren war auch da.«
»Auch eine Schauspielerin?«, fragte Mamma Carlotta.
Fietje nickte. »Die habe ich neulich im Fernsehen gesehen. In dieser Serie, von der Sie vorhin erzählt haben.«
»Und sie ist Bruce Markreiter und der Frau nachgeschlichen, vero?«
Fietje verzichtete auf eine Antwort, weil er merkte, dass Mamma Carlotta sie bereits kannte. Stattdessen bewies er, dass er sich auch schon Gedanken gemacht hatte. »Warum trifft der Schauspieler sich mit einer Frau nicht in seinem Hotel?«
»Vielleicht, weil er dort beobachtet werden könnte?«, überlegte Mamma Carlotta.
»Leute in der Hotelhalle«, bestätigte Tove, »das Personal, der Zimmerservice â¦Â«
Mamma Carlotta nickte. »Dass er sich in seinem Zirkuswagen genauso wenig sicher fühlen kann, ahnt er wahrscheinlich nicht. Er wird von Sandra Zielcke beobachtet und weià es nicht.«
»Er denkt, in seinem Zirkuswagen sieht ihn niemand, der seiner berühmten Frau was verraten könnte«, fiel Fietje ein. »So eine erfährt schnell, wenn ihr Mann fremdgeht.«
»Dann müssen wir nur noch darauf achten«, beschloss Mamma Carlotta, »in welcher Zeitung darüber berichtet wird, dass Bruce Markreiter sich in der Nacht mit einer Frau in seinem Zirkuswagen trifft. Dann wissen wir, dass Sandra Zielcke nicht nur Schauspielerin ist, sondern auch für diese Zeitung arbeitet.« Sie dachte nach, während Fietje und Tove sie aus groÃen Augen ansahen. »Besser aber, wir finden schon vorher Beweise. Dann können wir verhindern, dass so ein gemeiner
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