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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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zu wollen, ehe er wusste, wer Bruce Markreiter einen Besuch abstattete. Anscheinend kam es selten vor, dass sich in diesem geschützten Bereich von »Liebe, Leid und Leidenschaft« Fremde blicken ließen.
    Bruce Markreiter sah sich genötigt, seinen Gast vorzustellen. »Luca Medina, mein Stuntman. Er doubelt mich, wenn’s gefährlich wird.«
    Erik nickte Luca Medina freundlich zu und stellte sich und seinen Assistenten vor. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er als Zehnjähriger ein Buch über einen Stuntman gelesen und bis zum zwölften Lebensjahr den Wunsch gehabt hatte, später ebenfalls Stuntman zu werden. Dann erst war ihm klar geworden, welche Fähigkeiten man dafür brauchte und wie gefährlich dieser Beruf war. Erik sah Luca Medina bewundernd an. Ein Stuntman! Mit dem musste er ein paar Worte wechseln – als ließe sich damit feststellen, ob er wirklich so stark, furchtlos und draufgängerisch war, wie er es in Eriks Jugendzeit zu sein hatte.
    Er warf Bruce Markreiter einen Blick zu, mit dem er sich dafür entschuldigen wollte, dass er zunächst ein paar Worte mit seinem Stuntman sprach. »Sagt Ihnen der Name Max Triebel etwas?«, fragte er. »Ein Reporter der Blitz. Haben Sie schon mal mit ihm zu tun gehabt?«
    Luca Medina warf Bruce Markreiter einen fragenden Blick zu, dann schüttelte er den Kopf. »No! Was ist mit ihm?«
    Doch Erik winkte ab. »Schon gut.« Was hatte er erwartet? Dass Luca Medina ihm anbieten würde, auf den Grund des Hafenbeckens zu tauchen, um dort nach weiteren Spuren zu suchen? Er bedankte sich bei Medina und wandte sich wieder Bruce Markreiter zu, der daraufhin wieder in seinen Wagen stieg und sich in der offenen Tür zu ihm umdrehte. »Treten Sie ein!«
    Sein Wagen war erstaunlich komfortabel eingerichtet und geräumiger, als er von draußen aussah. Eine kleine Sitzecke, ein Bett, ein Einbauschrank und sogar eine Pantry-Küche enthielt er. Der Schauspieler schien ein ordnungsliebender Mensch zu sein. Alles war an seinem Platz, nur ein aufgeschlagenes Buch lag auf dem Tisch, eine Lesebrille sorgte dafür, dass es nicht zuschlug. Erik schämte sich für die kurze Genugtuung, dass er selbst noch ohne Lesehilfe auskam.
    Â»Zu Dreharbeiten gehört immer viel Warterei«, erklärte Bruce Markreiter. »Ich verbringe diese Zeit nicht gern in der Kantine. Lieber lege ich mich aufs Bett und lese, wenn es sich nicht lohnt, ins Hotel zurückzukehren.« Er wies mit ausladender Geste auf die Sitzgruppe, wo Erik Platz nahm. Bruce selbst setzte sich auf sein sorgfältig gemachtes Bett. »Meistens lohnt es sich nicht«, ergänzte er.
    Â»Manchmal ziehen Sie sich aber in die Dünen zurück, um sich zu sonnen, oder?«, fragte Erik spitz.
    Markreiter verzog das Gesicht. »Sie haben mich erkannt?«
    Erik setzte zu einer Antwort an, die Bruce mit einer strikten Geste unterband. »Erzählen Sie mir nichts. Alles, was Sie mir zum Dünenschutz sagen wollen, weiß ich.«
    Â»Umso schlimmer«, meinte Erik, »dass Sie sich einfach darüber hinwegsetzen.«
    Bruce Markreiter gab sich große Mühe, zerknirscht auszusehen. »Ich bin ständig auf der Suche nach Plätzen, wo ich nicht gesehen und erkannt werde. Am Strand lässt man mich nicht in Ruhe. Ich kann nicht mal auf dem Balkon meines Hotelzimmers sitzen, ohne dass auf der Straße jemand stehen bleibt und zu mir hochschreit. Können Sie sich vorstellen, wie das ist? Ich möchte auch mal ungestört die Natur genießen.«
    Â»Indem Sie unsere Dünen zerstören?«, gab Erik scharf zurück. »Im Übrigen scheint Ihre Rechnung nicht aufzugehen. Es war Ihnen jemand in die Dünen gefolgt. Haben Sie das nicht bemerkt?«
    Bruce Markreiter gab die Haltung des reumütigen Natursünders sofort auf und bedachte Erik mit einem scharfen Blick. »Wer war das?«
    Erik zuckte mit den Schultern. »Ich konnte nicht mal erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war.« Er betrachtete kurz das markante Kinn und die dunklen, ausdrucksvollen Augen, dann ergänzte er: »Vermutlich eine Frau. Ihre Fans sind sicherlich zum größten Teil Frauen?«
    Bruce Markreiter nickte. »Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass mir jemand folgte. Das denke ich, seit ich auf Sylt bin. Ich habe mich mehrmals umgesehen, aber nie jemanden entdeckt. Ich dachte, ich würde es mir

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