Inselzirkus
umdrehte und einem groÃen Huhn gegenüberstand, das ihn feindselig anstarrte. Und als drei weitere auftauchten, stand ihm die nackte Angst ins Gesicht geschrieben. Wer unter den Masken steckte, schien er nicht zu ahnen, aber dass die vier ihm ans Leder wollten, begriff er sofort. Mit weit aufgerissenen Augen wich er zurück, stolperte über einen Hocker, fiel hin ⦠und schon war Heidi über ihm.
Ein zweites Huhn griff nach Harrys Beinen, während Heidi seine Schultern zu Boden drückte, die dritte riss den ReiÃverschluss seiner Hose herunter. Mamma Carlottas Aufgabe war es, den tobenden, zappelnden, kreischenden Chefautor zu bändigen, während Beate und Kristin ihm die Hose auszogen. Sie musste ihn überall dort zu Boden drücken, wo er Oberhand gewinnen wollte, und verhindern, dass er die anderen drei attackierte und ihnen womöglich Verletzungen zufügte. Und bei alldem hatte sie auch noch unbedingt darauf achten müssen, dass ihr Blick nicht auf das Körperteil fiel, für das sie noch immer keinen Namen wusste, der ihr nicht die Röte ins Gesicht trieb.
In diesem Augenblick war ihre Angst entstanden, ihre Hilflosigkeit, ihre Feigheit, ihr Widerwille. Sie hatte nicht gewusst, welche Ãberwindung es kostete, einem Menschen den Willen zu brechen, selbst einem Mistkerl wie Harry Jumperz.
Es fiel ihr schwer, die Angst in seinen Augen zu missachten. Am schwierigsten aber war es, den Mund zu halten und ihn nicht damit zu trösten, dass alles nur ein Spaà sei. Natürlich durfte er ihre Stimmen nicht hören. Wenn er auch am nächsten Morgen ahnen mochte, welche von seinen Hühnern ihn überwältigt hatten â wissen durfte er es auf keinen Fall.
Dass ihn die Kraft verlieÃ, machte die Sache zwar einfacher, aber nicht leichter. Einen tobenden Kerl am Toben zu hindern war eine Sache, einem hilflosen Mann Gewalt anzutun war um einiges schwerer.
Zum Glück war Harry Jumperz vollkommen untrainiert, sein fetter Bauch war ihm im Weg, die kurzen Beine strampelten schlieÃlich nur noch hilflos, die Muskeln seiner Arme, ohnehin eher schwach ausgebildet, zitterten, als Heidi ihn an den Händen in Richtung eines leichten Kulissenschrankes zog. Beate und Kristin griffen nach seinen FüÃen, während Mamma Carlotta den Schrank öffnete.
Als Harry Jumperz merkte, was die vier Hühner mit ihm vorhatten, mobilisierte er ein letztes Mal seine Kräfte, aber es half nichts. Der Rachedurst verlieh Heidi, Beate und Kristin eine Stärke, gegen die Harry nicht ankam.
Es war ein schrecklicher Moment, als es endlich gelungen war, Harry in den Schrank zu drängen. Da Mamma Carlotta auf keinen Fall einen Blick auf seinen nackten Unterkörper riskieren wollte, sah sie als Letztes, bevor sich die Schranktüren schlossen, in Jumperzâ Gesicht. Sie wünschte, sie hätte es nicht getan. Dann hätte sie die Angst in seinen Augen nicht sehen müssen, die sie seitdem nicht mehr loslieÃ. Das pure Entsetzen! Dabei musste der Mann doch wissen, dass so ein Kulissenschrank schon aus dem Leim ging, wenn man kräftig an die Tür pochte! Warum diese Angst? Weil Kerle, die Frauen schlecht behandelten, allesamt Angsthasen waren?
Heidi hatte ihr vorher erklärt, dass die Kulissenmöbel sehr leicht und die Schlösser der Schränke schnell aufzubrechen seien, dass Harry nur deshalb in den Schrank gesteckt werden müsse, um ihnen Zeit zur Flucht zu geben. Nach wenigen Minuten würde er sich befreit haben und ihnen folgen können. Das musste verhindert werden! Er sollte sich ausgiebig seiner Nacktheit schämen und, wenn er sich Hilfe suchte, aller Welt zeigen müssen, dass es mit seiner Autorität schon vorbei war, wenn ihm die Hose fehlte.
Trotzdem wusste Mamma Carlotta, dass Harry Jumperz sich in den nächsten Tagen sehr schlecht benehmen, viele seiner Küken bevorzugen, unzählige junge Mädchen belästigen und seine Hühner verächtlich behandeln musste, bis sie das Entsetzen in seinen Augen vergessen würde oder sogar darüber lachen konnte, wie die anderen drei es jetzt schon taten.
Gegenseitig hatten sie sich aus der Kulissenhalle geschoben. »Schnell«, zischte Heidi am Ausgang. »Wenn er sich gegen die Schranktür wirft, ist sie offen. Dann kommt er uns nach.«
»Ohne Hose?«, meinte Beate kichernd und hielt ihre Trophäe hoch. »Er wird nicht weit kommen.«
Sie schoben sich
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