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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Blieben nur noch der Strand oder das Strandwärterhäuschen. Wenn Fietje Dienst hatte, würde sie ihn dort antreffen.
    Sie bog am Ende des Hochkamps in die Seedüne ein und fuhr parallel zum Meer, das deutlich zu hören und zu riechen war. An der Seestraße stieg sie vom Rad. Direkt hinter dem Dünenhof zum Kronprinzen führte eine Holztreppe zum Strand hinab. An diesem Strandabschnitt verrichtete Fietje seinen Dienst. Das Strandwärterhäuschen war leer, also hatte er entweder frei, oder er musste unterhalb des Kliffs zu finden sein. Mamma Carlotta lief den Holzsteg entlang und kletterte auf eine kleine Bank, von der aus sie den Strand überblicken konnte. Und kurz darauf sah sie Fietje, der gerade ein paar Strandkörbe näher an die Wasserkante gerückt hatte. Anscheinend rechnete er mit gutem Wetter und mit Feriengästen, die im Strandkorb die Sonne genießen wollten.
    Mamma Carlotta wollte ihm zuwinken, ihn auf sich aufmerksam machen, aber bald merkte sie, dass das nicht nötig war. Fietje ging auf die Treppe zu und machte sich an den Aufstieg. Sie konnte warten, bis er oben ankam.
    Es dauerte eine Weile, denn die Treppe war hoch und steil, Fietjes Kondition nicht die beste und der Anstieg mühsam. Aber Mamma Carlotta wartete gerne, der Blick übers Meer entschädigte für alles. Es war sehr dunkel an diesem Morgen, ein tiefes, schönes Grau, das in der Nähe der Schaumkronen grün aufblitzte. Von ihnen gab es viele. Beinahe jede Welle war damit besetzt, nicht nur die großen, rollenden, auch die kleinen, hüpfenden Wellen sprühten Gischt auf. Sie wälzten sich nicht mächtig auf den Sand, nein, sie sprangen auf ihn zu und leckten nur kurz darüber, ehe sie sich wieder zurückzogen, als wollten sie nicht gesehen werden. Ein lebendiges Bild! Ein fröhlicher Morgen, zu dem die vielen weißen Wolken passten, die über den Himmel jagten, als hätten sie es eilig, der Sonne Platz zu machen.
    Mamma Carlotta genoss den Lärm und die Bewegung um sie herum, das Knattern der Fahne, die hinter dem Dünenhof wehte, das Schreien der Möwen und den Wind, der in jede Ritze der hohen hölzernen Treppenanlage fuhr. Als Fietje endlich bei ihr ankam, hatte sie nicht das Gefühl, lange auf ihn gewartet zu haben.
    Fietje blieb überrascht stehen, als er sie erkannte. »Signora! Sind Sie meinetwegen hier?«
    Er führte sie in das himmelblaue Strandwärterhäuschen, wo er bald die Klappe öffnen würde, an der die Strandbesucher vorbeigehen und ihre Gästekarten vorzeigen mussten. Mamma Carlotta blieb in der geöffneten Tür stehen, weil ihr die Enge in dem Häuschen nicht behagte und noch weniger der Geruch darin.
    Â»Ãœberlegen Sie noch mal, Fietje! Als Sie vorgestern Nacht neben Busso Heinemann eingeschlafen sind, wann haben Sie Bruce Markreiter gesehen? Können Sie sich daran erinnern?«
    Fietje brauchte nicht lange zu überlegen. »Jedenfalls nach Mitternacht! Ich habe die Glocke der Friesenkapelle zwölfmal schlagen hören. Dann bin ich noch eine Weile liegen geblieben. Eine halbe Stunde oder so …«
    Â»Demnach haben Sie ihn gegen halb eins gesehen?«
    Fietje strich sich nachdenklich über den Bart, dann nickte er. »Das könnte hinkommen.«
    Â»Und wann haben die beiden das Gelände wieder verlassen?«
    Fietje überlegte gründlich. »Die waren nicht lange da. Höchstens eine halbe Stunde.«
    Mamma Carlotta nickte zufrieden. »Das reicht, Fietje!«
    Seine Einladung auf einen Köm lehnte sie ab, obwohl Fietje behauptete, er sei am frühen Morgen die reinste Medizin, und widerstand auch, als er ihr den Vorschlag machte, sich mit ihr die Butterkekse zu teilen, die er im Strandwärterhaus aufbewahrte.
    Tief in Gedanken versunken radelte sie die Seestraße hinab und bog so unvorsichtig in die Westerlandstraße ein, dass sich ein Mopedfahrer zu einer Notbremsung genötigt sah. Aber sie merkte nicht einmal, dass sein lautes Schimpfen ihr galt. Ohne aus ihren Überlegungen geschreckt worden zu sein, setzte sie ihren Weg fort.
    Da war also gestern ein Skandalreporter ermordet worden, der etwas schreiben wollte, was Bruce Markreiter nicht gefallen würde! Der Schauspieler hatte damit ein Motiv – diese Vokabel war ihr mittlerweile wohlvertraut. Sie wusste natürlich auch längst, was ein Alibi war. Und nun wusste sie auch, dass Erik sich irrte. Das Alibi,

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