Inselzirkus
hat.«
»Ein übereifriger Fan?«
»Anscheinend schlimmer!«
»Also eine Stalkerin? Himmel, Stalken wird ja ein regelrechter Volkssport!«
Erik zögerte. »Ich weià nicht, ob man sie so nennen kann. Markreiter selbst spricht jedenfalls nicht von einer konkreten Belästigung. Er sagt zwar, er fühle sich verfolgt und beobachtet, aber â¦Â«
»Was wissen Sie von dieser Frau?«, unterbrach Frau Dr. Speck.
Wieder zögerte Erik. »Nur, dass sie Berlinerin ist«, sagte er dann.
Zu seiner Verwunderung gab sich die Staatsanwältin mit dieser Antwort zufrieden. »Ich könnte mich um Bruce Markreiters Biografie kümmern«, schlug sie vor. »Wenn ich die Zeitungsausschnitte der letzten zwei Jahre zusammentrage ⦠vielleicht findet sich da ein Anhaltspunkt für einen Skandal, dem Triebel auf der Spur war.«
Erik konnte nicht glauben, was er da hörte. Die Staatsanwältin bot ihm Hilfe an? Es verschlug ihm die Sprache.
»Ihre Personaldecke ist zu dünn«, fuhr Frau Dr. Speck fort. »AuÃerdem gibt es im Kommissariat Westerland wohl niemanden, der sich mit Skandalgeschichten von Promis auskennt. Stimmtâs â oder habe ich recht?«
Nun scherzte sie sogar! Erik wurde die Staatsanwältin immer unheimlicher. »Das wäre sehr nett«, brachte er mühsam heraus.
»Geht klar!«, kam es dynamisch zurück. »Ich schicke Ihnen alles, was ich über Markreiter finde. Am besten per Kurier, dann kommt es so schnell wie möglich bei Ihnen an.« Ehe Erik sich bedanken konnte, fuhr sie schon fort: »Und der andere Fall? Der Tod des Chefautors? Sehen Sie einen Zusammenhang?«
Erik wusste, dass die Staatsanwältin zackige Antworten auf ihre forschen Fragen verlangte. Dennoch zögerte er auch hier. »Wir müssen noch einige Spuren auswerten«, meinte er diplomatisch. »Die KTU ist noch nicht mit der Arbeit fertig. Die Fingerabdrücke von allen Mitarbeitern der Produktionsfirma sind genommen, aber noch nicht ausgewertet worden. Und natürlich suchen wir mit Hochdruck nach der Mordwaffe und nach Triebels Laptop und Kamera.«
Eigentlich erwartete er nun die Aufforderung, sich gefälligst zu beeilen, aber stattdessen kam es brummig zurück: »Der Chefredakteur der Blitz nervt! Was soll ich dem sagen, wenn er mich das nächste Mal anruft?«
Diesmal zögerte Erik keine Sekunde. »Dass es die Ermittlungen gefährdet, wenn wir jetzt schon die Ergebnisse unserer Arbeit an die Ãffentlichkeit tragen.«
Die Stimme der Staatsanwältin lächelte. »Sehr gut, Wolf! Also weiter so!«
Als Sören eintrat, schüttelte Erik noch immer ungläubig den Kopf. »Ist was los, Chef?«, fragte sein Assistent erschrocken.
Erik schüttelte weiter den Kopf, jetzt, um Sören seine Sorge zu nehmen. »Die Staatsanwältin war richtig freundlich«, sagte er, und seine Stimme hörte sich an, als mache ihm dieses Wohlwollen genauso zu schaffen wie das Barsche, Fordernde, ewig Unzufriedene, das er gewöhnt war.
Auch Sören war verblüfft. »Freundlich? Die Staatsanwältin?«
»Sie hat uns sogar Hilfe angeboten.«
»Vielleicht hat sie einen neuen Lover?«, mutmaÃte Sören.
Erik wehrte ab. »Was geht uns das Liebesleben der Staatsanwältin an? Sagen Sie mir lieber, ob Sie die geschiedene Frau von Harry Jumperz erreicht haben.«
Sören setzte sich vor Eriks Schreibtisch und begann mit dem Stuhl zu kippeln, was Erik ihm abzugewöhnen versuchte, seit sie zusammenarbeiteten. Bisher jedoch ohne Erfolg. »Sie hat mir erzählt, dass Jumperz an starker Klaustrophobie litt. Und dass er auÃerdem ein schwaches Herz hatte.«
Erik griff nach seiner Pfeife und kaute nervös auf dem Mundstück herum. »Also hat der Täter Harrys Tod billigend in Kauf genommen, wenn er ihn gezwungen hat, stundenlang in diesem Schrank zu sitzen.«
Sören hob die Schultern. »Frau Jumperz ist allerdings fest davon überzeugt, dass niemand davon wusste. Sie sagte, die Klaustrophobie und auch die Herzschwäche seien Harrys bestgehütete Geheimnisse gewesen. Ein Mann wie er gibt keine Schwäche zu. Und Herzprobleme sind in der TV-Branche anscheinend ein Stolperstein auf dem Weg zur groÃen Karriere. Wer was werden will, muss psychisch und physisch kerngesund sein. Und extrem belastbar!«
Erik sah seinen Assistenten nachdenklich an.
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