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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Wasserkante? Nein, da stimmte etwas nicht! Diese Aufnahmen hätte Sandra von jedem machen lassen können! Warum ausgerechnet von Alina Olsted? Warum war es ihr so wichtig, mit ihr in Kontakt zu treten? Das musste doch einen Grund haben!
    Alina gab Sandra die Kamera zurück, ein zweistimmiges Lachen flog zu Mamma Carlotta. Gerade bückte Sandra sich, um Alinas Aktentasche aufzuheben und ihr zu reichen, als ihr das Laptop unter dem Arm wegrutschte und vor Alinas Füße fiel, direkt neben die Aktentasche.
    Mamma Carlotta beobachtete, wie Alina das Laptop aufhob und mit freundlicher Miene zurückgab. An Sandras Gesicht war abzulesen, dass sie sich entschuldigte und einen Scherz über ihre Ungeschicklichkeit machte. Dann fielen anscheinend ein paar Abschiedsworte, und Alina wandte sich ab und spazierte an der Wasserkante entlang gen Süden.
    Sandra Zielcke blieb stehen und blickte ihr nach. Dann beschäftigte sie sich eine Weile mit der Kamera, betrachtete anscheinend die Fotos, die Alina Olsted gemacht hatte, drückte mehrere Tasten, verstaute dann Kamera und Laptop im Rucksack und kehrte zur Treppe zurück. Mamma Carlotta verbarg sich hinter dem Strandkorb und blickte ihr lange nach, ehe sie ihr folgte. Oben an der Kliffkante steckte Sandra ihr Handy ein, mit dem sie augenscheinlich telefoniert hatte. Dann bummelte sie zur Ecke der Dünenstraße und blieb dort wartend stehen. Kurz darauf kam ein Taxi vorgefahren. Sandra zog ihre Jacke aus, legte sie sich über den Arm, stieg ein und fuhr Richtung Westerland davon.
    Kopfschüttelnd sah Mamma Carlotta dem Wagen nach. Aber sie kam nicht dazu, sich viele Gedanken um Sandras merkwürdiges Verhalten zu machen, denn auf einmal erklang in ihrer Jackentasche die Marseillaise. Tanja Möck rief an und teilte ihr mit, dass sie nun Zeit habe, die Kaschemme zu besuchen, die für die Dreharbeiten gebucht werden sollte. »In der nächsten Stunde werde ich hier nicht gebraucht!«

    Erik sah Kommissar Vetterich enttäuscht an. »Und Sie haben wirklich niemanden vergessen?«
    Der Leiter der KTU schüttelte den Kopf. »Ich bin nach der Personalliste vorgegangen. Und Tanja Möck hat dafür gesorgt, dass jeder Mitarbeiter von Eidam-TV zu mir gekommen ist. Die Komparsen habe ich allerdings außen vor gelassen. Von den Sylter Schülern kommt ja wohl keiner in Betracht.«
    Erik lachte. »Dann müssten Sie auch von meiner Schwiegermutter Fingerabdrücke nehmen.«
    Vetterich lachte nicht mit, Humor war nicht seine Sache. »Soll ich …?«
    Â»Bloß nicht!«, fiel Erik ihm ins Wort. »Meine Schwiegermutter würde daraus eine Geschichte machen, die ich mir in zehn Jahren noch anhören muss!« Er wurde wieder ernst. »Es hat also jemand das Schrankfach in Markreiters Wagen geöffnet«, sagte er nachdenklich, »der nicht zu Eidam-TV gehört.«
    Â»Und wer in Triebels Apartment eingestiegen ist«, ergänzte Sören, »um sein Laptop und die Kamera zu klauen, hat auch nichts mit Eidam-TV zu tun.«
    Erik griff erneut nach seiner kalten Pfeife und begann auf dem Stiel herumzukauen. »Wenn wir bloß die Tatwaffe hätten!«
    Â»Oder das Laptop und die Kamera!«, meinte Sören und begann wieder mit seinem Stuhl zu kippeln.
    Beide sahen vor sich hin, als wären sie tief in Gedanken versunken, aber als ihre Blicke sich trafen, wussten sie, dass sie beide nicht über die Mordfälle, sondern über Alina Olsted nachdachten.
    Â»Was soll ich tun?«, fragte Erik. »Zur Schulleitung gehen?«
    Aber Sören lehnte ab. »Sie hat sich ein bürgerliches Leben aufgebaut. Wollen Sie ihr das kaputt machen?«
    Â»Hat sie das wirklich?«, zweifelte Erik.
    Â»Alles spricht dafür. Sie ist sogar eine gute Lehrerin. Carolin ist begeistert von ihrem Unterricht. Sie sollte nichts davon erfahren.«
    Erik nickte. »Ja, für eine Jugendsünde ein ganzes Leben lang büßen …« Er unterbrach sich, dachte nach und schüttelte den Kopf. »Sie ist gar nicht der Typ für so was. Sie ist … eine kluge, ruhige Person. Sie kleidet sich geschmackvoll, schminkt sich kaum, wirkt durch und durch seriös.«
    Â»Vielleicht haben viele dieser Nutten zwei Seiten?«, vermutete Sören. »Eine, mit der sie Kohle machen, und eine andere, mit der sie ein normales Leben führen.«
    Plötzlich stellte er alle vier Stuhlbeine auf die Erde und sah

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