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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Geburtstagsfeier hinter einer aufgeräumten Miene zu verbergen. Zackig meldete er, dass die Staatsanwältin schon mehrmals angerufen habe.
    Â»Sie will wissen, ob Sie mit dem Mordfall Triebel schon weitergekommen sind. Der Chefredakteur der Blitz macht ihr anscheinend Druck. Ich habe ihr gesagt, dass wir bereits den nächsten Toten haben. Daraufhin hat sie verlangt, dass Sie sofort zurückrufen, sobald Sie wieder im Büro sind.«
    Prompt stieg der Trotz in Erik hoch. Immer wenn die Staatsanwältin eine sofortige Reaktion erwartete, überwand er den Ärger darüber, indem er lange zögerte, bis er tat, was sie von ihm verlangte. Obwohl Frau Dr. Speck nie davon erfuhr, erfreute sich Erik dann an der Genugtuung, sich ihr widersetzt zu haben.
    Â»Gibt’s sonst was Neues?«, fragte er, blätterte die Anzeigen der Vortage durch, ohne auf Engdahls beschwörenden Blick zu achten, und sah nach, ob das Faxgerät angestellt war und genug Papier enthielt.
    Â»Vetterich weiß, welche Turnschuhe die beiden getragen haben, die in Triebels Apartment eingestiegen sind«, berichtete Rudi Engdahl und las von einem Notizblatt vor: »Marke Nike in Größe einundvierzig und Reebok in fünfundvierzig. Anscheinend Damen- und Herrenschuhe.«
    Â»Vielleicht sollte ich mit dem Anruf bei der Staatsanwältin warten«, überlegte Erik laut, »bis Vetterich mit der Spurensicherung im Inselzirkus fertig ist?«
    Engdahl zog ein bedenkliches Gesicht. »Das würde ich mir an Ihrer Stelle gründlich überlegen. Sie sollen sofort anrufen, wenn Sie zurück sind, hat sie gesagt. Und wenn Frau Dr. Speck sofort sagt, dann meint sie sofort. Sie hat Sie auf Ihrem Handy nicht erreichen können, darüber war sie ohnehin schon mächtig sauer.«
    Erik nickte, trödelte aber noch weiter herum, las das Protokoll über die Vernehmung eines Taschendiebs, das Rudi Engdahl am Morgen geschrieben hatte, überprüfte dann sein Handy und stellte fest, dass er es tatsächlich am Morgen nicht angestellt hatte.
    Â»Wir sollten mit Herrn Eidam telefonieren«, sagte er zu Sören. »Und mit Jumperz’ Familie.«
    Â»Ich habe mich schon erkundigt«, erwiderte Sören. »Es gibt eine geschiedene Frau und eine Tochter, die bei der Mutter lebt. Herr Eidam kann uns vermutlich Namen und Adresse nennen.«
    Â»Kümmern Sie sich darum«, sagte Erik und ging in sein Zimmer. Dort zog er Pfeife und Tabak aus der Innentasche der Jacke und legte beides auf den Schreibtisch. Wenn er auch niemals im Büro rauchte, so hatte er es doch gern, wenn alles bereitlag, falls er den dringenden Wunsch verspürte, in den Hof zu gehen und ein paar Rauchwolken in die Luft zu paffen.
    Er richtete den Bund seiner bequemen Breitcordhose, zog seinen Pullunder so weit herab, dass er den fehlenden Hemdknopf verdeckte, und strich sich ausgiebig den Schnauzer glatt. Dann endlich fühlte er sich stark genug, zum Telefonhörer zu greifen und die Nummer der Staatsanwältin zu wählen.

    Mamma Carlotta tastete immer wieder nach ihrem Handy. Nie hätte sie gedacht, dass sie auf diese Errungenschaft jemals stolz sein könnte! Nun aber fühlte sie sich sehr gut mit einem Telefonino in der Tasche. Fortschrittlich und wichtig! Sie würde Mühe haben, in Umbrien ihre Abneigung gegen Mobiltelefone aufrechtzuerhalten. Andererseits wurde sie neuerdings modern und emanzipiert genannt! Und das sogar von drei Frauen, die im Fernsehen zu bewundern waren. War das nicht Grund genug, einen einmal gefassten Beschluss zu überdenken?
    Es war ein angenehmes Gefühl gewesen, Tanja Möck und auch der Casting-Chefin ihre Handynummer hinzulegen. Und als sie mit Busso Heinemann die Nummern tauschte, war sie sich sehr wichtig vorgekommen. In Umbrien würde jeder einsehen, dass man einem Prinzip untreu werden musste, wenn es darum ging, einer Spionin das Handwerk zu legen. Busso hatte mittlerweile in der ganzen Obdachlosenszene bekannt gemacht, dass die junge blonde Schauspielerin aus »Liebe, Leid und Leidenschaft« beobachtet werden müsse. Viele kannten sie, weil es auf Sylt einige Hotels gab, die einen Fernseher in der Lobby stehen hatten, der auch von außen gut zu sehen war. Wem Sandra Zielcke unter die Augen kam, der würde sich bei Busso melden.
    Während er seine eigene Mobilfunknummer in Mamma Carlottas Handy einspeicherte, fragte sie ihn vorsichtig, ob er in der vergangenen

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