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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Wänden standen, die den Wind von den Gästen fernhielten. Dahinter das Lokal Kliffkieker, das sich an die Kliffkante klammerte, die immer schmaler wurde und dem Restaurant immer weniger Platz ließ.
    Auf der gegenüberliegenden Seite hatte sich Gosch breit gemacht. Ein kleines, enges Selbstbedienungsrestaurant, das bei Kälte, Regen und Sturm aus allen Nähten platzte und den Gästeansturm kaum bewältigen konnte. Sobald das Wetter es jedoch zuließ, wurde draußen gegessen, also immer, wenn es nicht regnete und der Sturm nicht so stark war, dass er das Fischfilet vom Teller pustete.
    In dicken Mänteln saßen die Gäste an ihren Tischen, auch der Straßenverkauf lief auf Hochtouren. Widerwillig betrachtete Mamma Carlotta die Kunden, die mit einem Brötchen, aus dem der Fischsud tropfte, zur Kliffkante gingen. An diese grässlichen Fischbrötchen würde sie sich niemals gewöhnen!
    Sie stellte sich an den langen Stehtisch, den Gosch entlang der Kliffkante aufgebaut hatte, schlug den Kragen ihrer Jacke hoch und genoss den Blick aufs Meer. Längst hatte sie erfahren, dass die Gedanken besser fliegen konnten, wenn dem Blick keine Grenzen gesetzt wurden. Wie sie in Umbrien auf den Berg hinter ihrem Haus stieg, wenn sie ein Problem zu lösen hatte, so waren es auf Sylt das Meer, die Dünen und der Wind, die aus kleinen Gedanken große machten und aus großen Problemen kleine.
    Das Meer beruhigte sie mit seinem ewigen Rhythmus und dem immer gleichen Sichüberschlagen und Auslaufen der Wellen, der Wind andererseits gab ihr die Kraft, einen Gedanken zuzulassen und zu verfolgen. Wer von den Bösen Hühnern hatte Harry auf dem Gewissen? In jedem Augenpaar hatte sie Misstrauen gesehen, aber eine der drei war womöglich unehrlich. Nur … welche?
    Erst als sich jemand neben sie stellte, der einen Teller bugsierte, auf dem ein frisch gebratenes Fischfilet in einer fettglänzenden Panade neben einem kalten Kartoffelsalat lag, beschloss sie zu gehen. Sosehr sie die Insel Sylt inzwischen liebte, die friesische Küche war ihr nach wie vor zuwider.
    Wenn sie nur an den Grünkohl dachte, der ihr nach dem Biikebrennen angeboten worden war! Zusammen mit fetten Würsten schwamm er in einer undefinierbaren Brühe und verströmte einen Geruch, als habe man ihn so lange auf dem Herd stehen lassen, bis alles Gute, Bekömmliche aus ihm herausgekocht worden war. Sie schüttelte sich heimlich. Grünkohl war beinahe noch grässlicher als diese Fischbrötchen und der Kartoffelsalat.
    Vorsichtshalber nahm sie ihr Telefonino aus der Jackentasche und hielt es in der Hand, während sie sich an den Abstieg zum Strand machte. So würde sie mitbekommen, wenn ein Anruf einging, und dann Zeit genug haben, zum Hochkamp zu fahren, um Tanja Möck mit Tove Griess bekannt zu machen.
    Sie war gerade auf dem ersten Treppenabsatz angekommen, da sah sie die Frau. Sie drängte sich hinter den Brunnen, der zu dem Strandbistro am Fuß der Treppenanlage gehörte. Dem flüchtigen Beobachter mochte sie weismachen, sie suche Schutz vor dem Wind, um in ihrem Reiseführer blättern zu können, ohne dass die Seiten ständig verschlagen wurden. Aber Mamma Carlotta sah genau, dass sie für das Büchlein in ihrer Hand keinen Blick hatte. Nein, sie starrte einer Person nach, die den letzten Teil der Treppe zum Strand hinabstieg. Und nun machte sie sich an die Verfolgung. Langsam und vorsichtig. Immer auf den nötigen Abstand bedacht! Was hatte sie vor? Wem war Sandra Zielcke auf den Fersen?

    Die Staatsanwältin war außer sich. »Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, Bruce Markreiter zu verhaften! Dann kann ich die Presse nicht mehr draußen halten!«
    Â»Keine Sorge«, gab Erik zurück. »Für den Mord an Max Triebel hat er ein Alibi. Warum also sollte ich ihn verhaften?«
    Â»Aber der Mord hat was mit Bruce Markreiter zu tun?«
    Â»Sieht so aus! Max Triebel war angeblich einem Skandal auf der Spur, in dem Markreiter die Hauptrolle spielt.«
    Â»Könnte er den Mord in Aufrag gegeben haben? Und den Einbruch in Triebels Apartment auch?«
    Â»Das glaube ich nicht. Die Einbrecher sind sehr dilettantisch vorgegangen.«
    Â»Welche Spuren verfolgen Sie also?«
    Â»Das Mordopfer hat von einer Frau gesprochen, die sich jedes Mal bitter beschwert hat, wenn die Blitz etwas Kritisches über Bruce Markreiter geschrieben

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