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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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in ein allgemein bekanntes Mem verwandelte: Als er auf das Archivbild eines Mannes stieß, der vor einem Rechner die Faust zum Siegeszeichen hob, tippte er »Das Internet ist eine ernste Sache« darüber. Dieses Mem ist inzwischen weit über ein Klischee hinaus Teil der Internetkultur.
    weev behauptet, er sei 2003 auch an dem Chat beteiligt gewesen, in dem der Begriff »Lulz« entstand. Der Moderator eines Forums auf einer anderen Webseite schrieb, dass er etwas lustig finde, und tippte plötzlich »lulz!« dahinter. Andere Chatteilnehmer übernehmen den Ausdruck, und er verbreitete sich aus dem Chatroom hinaus immer weiter. »Das war viel besser als lol«, erinnert sich weev. Irgendwann hieß es dann »Ich habe es wegen der Lulz getan« oder »Einfach für Lulz«, und das Wort wurde zum Symbol der Netzkultur und auch für Anonymous selbst; auf 4chan blieb es ungebrochen beliebt.
    4chan wirkte zwar oft oberflächlich und abstoßend, gewann aber mit der Zeit eine Fangemeinde eingefleischter User. Die Seite wuchs zu einem der größten englischsprachigen Internetforen, und ihre User akzeptierten einander nicht trotz ihrer zweifelhaften Vorlieben und Humorvorstellungen, sondern gerade deswegen. Besonders anziehend wurde /b/ dadurch, dass es nirgends Werbung dafür gab. Man fand das Forum durch Mundpropaganda oder über Links von ähnlichen Seiten, und die User wurden ermahnt, niemanden einzuladen, der nicht in das Milieu des Forums passte. Solche Leute nannte man »Neulingskrebs«. Deshalb lauteten die erste und die zweite der 47 Internetregeln, die 2006 auf /b/ und in anderen Chatrooms entstanden sein sollen: »Sprich nicht über /b/« und »Sprich nicht über /b/«.
    Die 4chan-User entwickelten bald ihre eigene Gruppensprache. »An hero« zum Beispiel stand für Selbstmord. Der Begriff kam auf, als einige MySpace-User eine Gedenkseite für einen Freund einstellten, der sich umgebracht hatte. Einer von ihnen schrieb »he was truly an hero« anstatt richtig »he was truly a hero« (er war ein echter Held). Auf 4chan wurde diese spöttisch übernommene Phrase zum Trendwort, erst als Substantiv, dann sogar als Verb: »I’m going to an hero« hieß »Ich bringe mich um«. Weitere typische Begriffe waren »u jelly?« für »are you jealous?« (Bist du eifersüchtig/neidisch?) und »cheese pizza« (Käsepizza) oder »CP«, verhüllend für »child pornography« (Kinderpornografie). Abgefeimte 4chan-User starteten Threads über Käsepizza, posteten darin Fotos echter Pizzen und versteckten Links zu Kinderpornofotos im Code des Bildes, an den man gelangte, indem man es mit einem Textverarbeitungs- anstelle eines Bildbetrachtungsprogrammes öffnete.
    Das Forum /r/ stand für »requests«, also Anfragen. Hier konnte man sich nach bestimmten Bildern erkundigen, aber auch um Rat fragen, wenn man gerade vom Partner verlassen worden war. »Pr0nz« (»Porns«), »n00dz« (»Nudes«) und »rule 34« (»Regel 34«) standen für Nackt- und Sexfotos. Regel 34 war eine der 47 Internetregeln und lautete: »Wenn es existiert, gibt es auch Nacktfotos davon.« Sich nach Regel 34 einer weiblichen Prominenten, meistens einer Sängerin oder Schauspielerin, zu erkundigen, bedeutete also den Wunsch nach Sexfotos von ihr. »Moar!« stand für »more« und »lulz« natürlich für Lachen auf Kosten anderer, meistens aus Schadenfreude, indem man sie in peinliche Lagen brachte.
    Die Erstposter (Original Poster, OP), die einen Thread begannen, waren die einzige Spur einer Hierarchie in dieser ansonsten anarchischen Gemeinde. Auch sie mussten allerdings ständig mit respektlosen Antworten auf ihre Posts rechnen, bis hin zu Beleidigungen. »Der OP ist eine Schwuchtel« war eine übliche Antwort, und niemand war davor sicher. Rassistische Kommentare, Homophobie und Behindertenwitze waren völlig normal. Es war unter den Usern üblich, sich gegenseitig Nigger, Schwuchtel oder einfach nur fag (für »faggot«, also Schwuchtel) zu nennen. Neulinge waren newfags, Veteranen oldfags, Briten britfags, und echte Homosexuelle wurden dann zu fagfags oder gayfags. Es war eine ziemlich schmierige Welt, aber niemand war ausgeschlossen. Sein Geschlecht, sein Alter oder seine Hautfarbe zu nennen war tabu. Indem die 4chan-User alle ihre Identifikationsmerkmale abwarfen, fühlten sie sich wie ein Kollektiv, und das war es, was viele von ihnen immer wieder anzog.
    Diese Quelle der unappetitlichsten Geschichten und Bilder, die die User nur finden konnten, wurde in der

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