Inside Girl
setzte sich auf ihre Dachterrasse. Die Vögel in den umliegenden Bäumen zwitscherten und leise drangen Straßengeräusche zu ihr nach oben. Zufrieden nahm sie ihr Frühstück zu sich. Und dann fiel ihr ein, dass sie schon seit zwei Wochen keine Tanzstunde mehr genommen hatte. Sie nahm Privatstunden, einfach so, um sich fit zu halten. Es waren teilweise lateinamerikanische Tänze, teilweise moderner Stil in Hip-Hop. Sie griff zum Telefon und rief José, ihren Tanzlehrer, an. Sie hatte Glück und er hatte heute Nachmittag noch einen Termin um 17 Uhr frei.
Die Tanzstunden mit José waren immer ein Ereignis. So auch heute. José war schwul, unverkennbar. Er hatte die Mimik und Gestik eines Schwulen, und er bewegte sich auch so. Aber im Tanzen konnte ihm keiner was nachmachen. Er war top. Sogar einige Stars der Musikbranche hatten bei ihm schon Unterricht genommen.
Er kam im typischen Schwulenschritt mit wiegenden Hüften auf sie zu, als sie sein Tanzstudio betrat.
„Jade, Schätzchen, wo warst du nur so lange.“
„Hallo José. Mir geht es gut, danke der Nachfrage.“
Er winkte galant ab. „Komm schon , Schätzchen, hast du dich wieder mit irgendwelchen Typen rumgetrieben?“
In gespieltem Entsetzen griff sie sich an den Mund. „Wo denkst du hin , José, alles nur fürs Geschäft, meine Lieber.“
Er küsste sie links und rechts und lachte dabei herzhaft.
„Ich hoffe, du bist fit, ich habe Einiges mit dir vor, Schätzchen.“
„Klar, ich bin topfit, was denkst du denn? Ich gehe mich umziehen. Bin gleich da.“ Sie ging in die Garderobe und legte eine schwarze ¾-Leggins an, dazu ein Tanktop in Türkis. Dann ging sie rüber in den Tanzsaal, wo José sie schon erwartete.
„Baby, du siehst heiß aus. Kein Wunder, dass deine Stammkunden nicht von dir lassen können.“ José wusste von ihrem Job. Allerdings nur vom Escort-Service. Mehr nicht, vermutete sie zumindest.
José schaltete die Musik ein, ein Salsa, und ergriff ihre Hand.
„Mal sehen, was du noch kannst.“
„Nach zwei Wochen verlernt man das doch nicht so schnell“, antwortete sie und bewegte ihre Hüften im Gleichklang mit seinen. Sie tanzten im Rhythmus und Jade wusste wieder, was ihr gefehlt hatte. Sie liebte tanzen und lateinamerikanische Musik. Und José als Partner war vollkommen.
Völlig verschwitzt kam sie zwei Stunden später aus dem Studio und fuhr nach Hause. Die Straßen von LA waren in den frühen Abendstunden meistens sehr voll und sie brauchte eine viertel Stunde länger bis nach Bel Air. Erst zu Hause angekommen , checkte sie ihr Handy. Sie hatte einen Anruf von Colin verpasst. Aber er hatte keine Nachricht hinterlassen. So rief sie ihn einfach zurück.
„Hallo J“, meldete er sich.
„Hallo Colin.“ Sie lächelte, da sie ihn jetzt nicht mehr C nennen musste. „Ich habe gesehen, dass du angerufen hast.“
„Ja, ich wollte einfach mal sehen, wie es dir nach gestern Nacht geht. Ich hoffe , es ist alles okay.“
„Warum sollte es das nicht sein?“ Sie fragte sich das wirklich und runzelte die Stirn, während sie sich ein Glas Wasser einschenkte.
„Na ja, es war doch sehr … ereignisreich.“
„Du machst dir immer noch Sorgen, dass ich mit den Nächten mit dir prahlen gehe oder?“
„Nein, … ich, ich weiß nicht. Eigentlich nicht. Es würde deinem eigenen Business schaden.“
„Richtig. Und außerdem möchte ich deinem nicht schaden. Das meine ich ernst. Ich kenne die Pressemeute, für die wäre es ein gefundenes Fressen. Colin McDermot bucht einen Escort-Service, ich sehe die Schlagzeile schon vor mir.“
„Hör bloß auf. Das wäre schrecklich.“
„Eben. Hör zu, Colin. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Ich brauche keinen schnellen Ruhm und kein schnelles Geld, indem ich über Bettgeschichten mit einem Star plaudere.“
„Danke.“ Er atmete hörbar aus.
„Bereust du das mit mir?“
„Nein!“ Die Antwort kam schnell und ehrlich von ihm. „Im Gegenteil, ich möchte es nicht missen. Deshalb rufe ich ja auch an. Ich möchte dich wiedersehen.“
Jades Herz schlug schneller. Colin McDermot wollte sie wiedersehen. Sie schloss kurz die Augen.
„Wann?“
„Hast du nächste Woche Zeit? Ich muss mir diese Woche noch ein paar Drehorte mit dem Regisseur meines neuen Films ansehen, da habe ich wenig Zeit. Aber ich möchte dich bald wiedersehen.“
„Mittwoch ginge gut bei mir.“
„Okay, das passt. Ich möchte für dich kochen.“
„Was?“
„Kochen,
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