Inside Girl
essen, du weißt schon, das was Menschen tun.“
„Ja, ja, ich weiß.“ Sie schüttelte den Kopf, weil sie so dumm reagiert hatte. „Ich lasse mich gerne von dir bekochen.“
„Gut, dann sagen wir dieses Mal schon um 19 Uhr, okay?“
„Okay.“
„Bis dann.“
„Ciao.“
Jade starrte den Hörer an. Sie war verwirrt. Erst hatte er irgendwie Angst, sie wiederzusehen und nun wollte er für sie kochen. Colin überraschte sie immer wieder. Und noch etwas mischte sich in ihre Gedanken. Gefühle. Sie hatte wirklich Gefühle für Colin. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Es war eine Tatsache. Sie war auf dem besten Wege, sich in Colin McDermot zu verlieben. Shit! Und doch war sie ja nicht die Einzige. Tausende von weiblichen Fans waren ihm verfallen. Aber, diese kannten ihn nicht so wie sie. Sie hatte mehrere Nächte mit ihm verbracht, mit ihm geredet, mit ihm telefoniert. Er machte ihr Komplimente, war offensichtlich angetan von ihr. Aber, sie war sein Callgirl, mehr nicht. Bilde dir bloß nichts ein, schalt sie sich selbst. Er benutzt dich nur, das hatte er von Anfang an klargestellt. Ja, er mochte sie, aber nur als Dienstleistung. Ein paar angenehme Stunden, das war alles. Also hör auf, sagte sie sich. Und doch, sie fieberte wieder dem nächsten Date entgegen. Es lag noch so weit weg und so viel dazwischen. Ein Treffen mit Sean und mit Russell, bevor sie Colin wiedersah. Sie liebte beide Männer auf ihre eigene Art und Weise, aber Colin sah sie anders. Alles hatte anders begonnen und nahm einen so … anderen Verlauf.
Um sich abzulenken, kochte sie ein chinesisches Reisgericht für sich und aß vor dem Fernseher. Sie hatte sich doch keine DVD mit einem von Colins Filmen ausgeliehen. Sie kannte ja das Original.
Der Sonntag kam und das Date mit Sean. Jade hatte gemischte Gefühle. Und das gefiel ihr gar nicht. Seit sie Colin kannte, war alles anders. Sie hatte weniger Lust auf Dates mit ihren Stammkunden. Und heute wäre ein „full date“, also mit Sex.
Sie fuhr mit ihrem Audi TT nach Malibu, wo Sean wohnte. Während der ganzen Fahrt dachte sie über das Date nach. Dachte über ihr Leben nach. Sie fuhr den Pacific Coast Way entlang, beobachtete den leerer werdenden Strand, den kommenden Sonnenuntergang. Sie liebte es hier draußen. Vielleicht würde sie irgendwann hier leben. Vielleicht.
Sie stoppte vor dem Einfahrtstor zu Seans Haus und tippte den Zugangscode ein. Dann fuhr sie hinein. Das Tor schloss sich automatisch hinter ihr. Sean empfing sie in der Eingangstür. Er trug Jeans und ein weites weißes Hippiehemd, und war barfuß. Bei seinem Anblick musste sie lächeln, und alle trüben Gedanken von vorher waren vorbei.
„Hallo Lady“, begrüßte er sie.
„Hallo Mister.“ Sie küsste ihn auf die Wange. Er gab ihr einen Klaps auf den Po.
„Schön, dass du da bist. Wie geht es dir?“
„Gut, danke.“ Sie trat in sein Wohnzimmer. Dieses war im Afrikastil eingerichtet. Viel Braun und Schwarz, mit Möbeln im Kolonialstil. Sean hatte Stil und kam beim Einrichten ganz ohne Frau aus.
„Ich habe auf der Terrasse schon einen Aperitif für uns vorbereitet.“
„Oh schön.“ Sie ging hinaus. Die Terrasse war dem Wohnzimmer vorgelagert. Sein Haus lag erhöht, der Pacific Coast Way trennte es vom Strand. Man hatte einen fantastischen Blick auf die Strandhäuser von Malibu und den dazugehörigen Strand. Jade liebte diesen Ausblick und wurde immer total melancholisch. Sie atmete tief durch. Sean reichte ihr den Martini. Er selbst trank auch einen.
„Cheers.“ Er prostete ihr zu.
Sie musste gestehen, dass er heute wieder einmal sehr ansprechend aussah. Ihr Richard Gere. Er hatte die gleiche Frisur wie Richard, graue Haare und genauso kleine Augen wie er. Die Statur war etwas größer, aber sonst, die Ähnlichkeit war verblüffend, das hörte er immer wieder. Und sie mochte Sean sehr, sehr gerne. Er war ein sehr feinfühliger, umsichtiger Mensch. Und er war sehr zärtlich. Mit Frauen. Den harten Sex lebte er eher mit den Männern aus. Aber das wollte Jade gar nicht so genau wissen. Er hatte nur einmal so etwas in der Art erwähnt. Mit Jade genoss er eigentlich Blümchensex. Jade hatte in puncto Kunden keine Vorlieben. Sie passte sich den jeweiligen Situationen immer gut an. Aber trotzdem war sie heute froh, dass es Sean war, mit dem sie ein Date hatte. So musste sie nicht irgendeine Rolle spielen.
Sie setzten sich, um den Sonnenuntergang zu beobachten.
„Was macht das Geschäft?“, fragte
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