#OccupyWallSt einen Twitter-Account eingerichtet hatte; beim Meeting waren der oder die Betreffenden jedenfalls nicht). Und dann sollte geklärt werden, was
Adbusters
denn nun mit der ganzen Geschichte zu tun hatte oder was dort bereits gemacht worden war.
Die Gruppe Öffentlichkeitsarbeit hatte sich auf ein Meeting am Dienstag geeinigt, um Flyer zu entwerfen und sich eine Definition für uns einfallen zu lassen, vor allem hinsichtlich der bereits existierenden Anti-Kürzungs-Koalition. Einige aus der Gruppe Öffentlichkeitsarbeit – darunter mein Freund Justin, den ich von Quebec City her kannte – wollten sich um die Mobilisierung der Arbeiterschaft kümmern; sie waren sich sicher, einige Leute aus der Gewerkschaft für die Aktion interessieren zu können. Wir einigten uns geschlossen darauf, uns am Dienstagabend um halb acht am Irish Potato Famine Memorial 7 ganz in der Nähe zu einer weiteren Vollversammlung zu treffen, die dann hoffentlich bereits weit größer ausfiel.
Keiner von uns hätte so recht sagen könnten, ob wir da nun auf bestehenden Bemühungen aufbauten oder ob wir drauf und dran waren, etwas völlig Neues auf die Beine zu stellen. Nichtsdestoweniger herrschte eine nahezu ungetrübte Hochstimmung. Einen solchen Sieg hatte es praktisch noch nie gegeben. Keiner hätte sagen können, was genau da nun bei alledem herauskommen würde, aber wenigstens für den Augenblick waren fast alle berauscht von der Aussicht, das herauszufinden.
Als wir schließlich alle nach Hause gingen, war es bereits gegen elf. Als Erstes rief ich Marisa an. »Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist«, sagte ich ihr. »Da
musst
du einfach mitmachen.«
Hauptsächlich E-Mails
Bevor ich an dem Abend zu Bett ging, schickte ich noch folgende E-Mail ab:
From: David Graeber
[email protected] Subject: hello! quick question
Date: August 3, 2011 12:46:29 AM CDT
To: Micah White
Hallo Micah,
heute hatte ich einen absolut merkwürdigen Tag. Um die achtzig Leute kamen runter, um sich um 17.30 Uhr in der Nähe der Skulptur des großen Bullen am Bowling Green zu versammeln, nachdem wir gehört hatten, es käme dort zu einer »Vollversammlung«, auf der die Aktion vom 17. September besprochen werden sollte, zu der … na ja, ihr aufgerufen habt. Wir kommen also hin und sehen: keine, genaugenommen, keine Versammlung, es war die Workers World Party mit Sprechern und Mikrofon und Schildern bei einer Kundgebung, dann sollte es freie Meinungsäußerung geben und schließlich eine Demo. Normalerweise trifft so was auf zynische Resignation, aber diesmal sagten sich einige von uns … ach, was soll’s, wir haben die Horizontalen zusammengetrommelt, als die sich 85 Prozent der Leute dort erwiesen, haben uns abgesetzt, Vollversammlung abgehalten, für Struktur und Verfahren, Arbeitsgruppen gesorgt und eine richtige Organisation auf die Beine gestellt. Es war irgendwie ein kleines Wunder, und wir gingen ausnahmsweise mal alle zufrieden nach Hause.
Es drängte sich allerdings eine Frage auf: »Was hat denn nun eigentlich Adbusters mit der Geschichte zu tun? Gibt es bestehende Ressourcen irgendwelcher Art? Oder war es einfach ein Aufruf?« Ich habe gesagt, ich würde mal nachfragen …
David
Am nächsten Morgen traf folgende Antwort ein:
Hey David,
danke für den Bericht über die Ereignisse, ich bin froh, dass du dort gewesen bist, um die Geschichte herumzureißen.
Folgende Situation …
Wir diskutieren den Gedanken einer Wall-Street-Besetzung hier bei Adbusters schon seit einigen Monaten. Am 7. Juni haben wir die 90 000 Jammer über unsere Mailingliste mit einer kurzen Bemerkung zur Idee angemailt. Die Reaktion war überwiegend positiv, sodass wir uns entschlossen haben, das durchzuziehen. Dieaktuelle Ausgabe unseres Magazins, die eben an den Kiosk kommt (
Adbusters
Nr. 97 – The Politics of Post-Anarchism), enthält ein doppelseitiges Poster, das zu der Besetzung am 17. September aufruft. Auf dem Frontcover der amerikanischen Ausgabe gibt es darüber hinaus ein #OCCUPYWALLSTREET-Minibild. Das Ganze soll wie eine langsame Zündschnur in den kommenden Monaten oder mehr die Nachricht von der Besetzung in die englischsprachige Welt hinaustragen …
Im Augenblick, so haben wir beschlossen, muss sich unsere Rolle angesichts unserer begrenzten Ressourcen und Mitarbeiter darauf beschränken, das Mem unter die Leute zu bringen und darauf zu hoffen, dass Aktivisten vor Ort das Event eigenmächtig