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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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ermitteln?
    Der Staatsanwaltschaft Hamburg gelang es schon 2001 nicht, Frank H. in die Nähe der organisierten Kriminalität zu rücken, jetzt, 2012, scheint der Zug für immer abgefahren zu sein. Die Hells Angels scheinen das Drei-Phasen-Modell perfektioniert zu haben, was ihnen auch das Landeskriminalamt Hannover bescheinigt.
    Die erste Phase ist gewissermaßen ein Nebenprodukt vom wilden Rockerleben. Mit der Gründung eines Charters werden Gebietsansprüche für ganze Landstriche und Städte reklamiert und durchgesetzt. Macht und Stärke werden demonstriert, vorgelebt und taktisch kalkuliert eingesetzt.
    Phase zwei umfasst die Einflussnahme und/oder Übernahme der Security-Tätigkeiten von Einlasskontrollen und Lokalitäten im Rotlichtmilieu und zunehmend auch von normalen gastronomischen Objekten und zementiert die weitere Etablierung im gewünschten Gebiet.
    Die letzte Entwicklungsstufe ist der Schritt in die Welt der Wirtschaft, der Schritt in Richtung Legalität. Immobilien werden gekauft, Sicherheitsunternehmen gegründet, Getränkehandel aufgezogen und sogar eigene Bier-, Schnaps- und Zigarettenmarken neu auf dem Markt eingeführt.
    Das Charter kümmert sich um seine Männer und ist nun in der Lage, ihnen offizielle sozialversicherungspflichtige Jobs anzubieten – neben den vermuteten illegalen Geldquellen. Dadurch erhöhen die Rockerführer gleichzeitig die Abhängigkeit ihrer Member vom Motorradclub entscheidend. Denn nun ist aus einem gelebten Lifestyle ein damit untrennbar verbundener Job geworden, der einen späteren, sowieso schon schwierigen Ausstieg nahezu unmöglich erscheinen lässt.
    Und die Justizbehörden sind kaum noch in der Lage, zwischen legalem Gelderwerb und unrechtmäßigen Einkünften aus dem Rotlichtgewerbe zu unterscheiden. Grundbucheintragungen von Immobilien, Mietverträge, Firmenbeteiligungen und Beratungsvereinbarungen entschwinden in einem undurchschaubaren Firmengeflecht, konstruiert von den besten Rechtsanwälten und Steuerberatern, die man sich für Geld kaufen kann.
    Zum Ende eines Jahres werden die Bilanzen der zahlreichen Firmen beim Finanzamt eingereicht und abgesegnet. Und selbst wenn diese errichteten Bollwerke zu durchbrechen drohen, in den Papieren erscheinen die führenden Member nicht mehr selbst. Tarnfirmen oder austauschbare Handlanger haben ihren Platz eingenommen.
    Sollten dennoch Straftaten nachgewiesen werden, Gefängnisstrafen folgen und weitere staatliche Konsequenzen bevorstehen, etwa in Richtung eines gefürchteten Vereinsverbots, wird die Straftat als persönliche Handlung des Betroffenen deklariert. Der Club als Ganzes hat mit strafbaren Handlungen natürlich nichts zu tun, schließlich wird so ein Verhalten nicht durch seine Statuten abgedeckt. Welche Vereinigung in ihre Statuten Prostitution, Drogenhandel und Schutzgelderpressungen explizit aufnehmen würde, sei mal dahingestellt.
    Eine Inszenierung, die selbst Pontius Pilatus vor Neid erblassen lassen würde. Rechtsanwälte werden dann bezahlt, und dem Betroffenen wird nach verbüßter Haft ein lukrativer Neustart ermöglicht.
    Man benötigt wenig Fantasie, sich auszudenken, in welchem Anwaltsbüro der Großteil des erwähnten Vertragsnetzes gesponnen worden sein soll. Die Kanzlei von Götz v. F. residiert in einer weißen Villa an der piekfeinen Adenauerallee. Von einer Wand blickt aus einem Ölgemälde ein langjähriger Freund des Hannoveraner Staranwaltes in die Räume der Kanzlei, Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder.
    Die Geschäftsaktivitäten des Hannoveraner Charters schienen einem Wirtschaftsleitfaden der Cosa Nostra entsprungen zu sein. Diese hatte in ihrer 150-jährigen Geschichte viel Zeit gehabt, um ihr Geschäftsmodell zu perfektionieren.
    Die Rocker aus Hannover benötigten für diese Metamorphose keine zehn Jahre.
    Der Hells Angels MC hat sich mittlerweile weltweit zu einer Marke etabliert mit besonders gefestigtem Ruf in Deutschland. Ein Mythos ist entstanden, der das Bad-Boy-Image der Rocker geschäftlich und ökonomisch in bare Münzen umwandelt. Hart, brutal, archaisch und kompromisslos. Wer ein Geschäft mit den Hells Angels eingeht oder sich diesem verweigert, weiß, auf welches Risiko er sich einlässt. Das wie ein Unternehmen agierende Hells Angels Charter erhebt, nach Auskünften von Ex-Membern, bei jedem seiner Mitglieder eine monatliche Lizenzgebühr zwischen 150 bis zu 400 Euro und zum Teil eine zusätzliche Jahreszahlung von 1500 Euro. Das Eintrittsgeld, um mit dem

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