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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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erheblicher Teil des Inventars freigesetzt. Sodass im allerungünstigsten Fall mit einem Zehntel der Aktivität zu rechnen ist, die bei Tschernobyl freigesetzt wurde.«
    Seine weiteren Gedankenspiele lesen sich wie Endzeitprophezeiungen. Ein großer Teil des hochradioaktiven Inhaltes würde nach einem solchen Beschuss auf Tausende Grad aufgeheizt und verdampfen. Die Strahlung wäre im Umkreis von mehreren Hundert Metern tödlich. Man könnte nichts dagegen unternehmen, und noch Tage nach dem Anschlag würde ungehindert Radioaktivität austreten. Der Professor begründete seine Aussagen wie folgt: »Das Hauptproblem ist, dass man wegen der starken Kontaminierung an den unmittelbaren Bereich um den Castor herum nicht herankommt, um das Loch zu stopfen oder eine Abschirmung anzubringen.«
    Einen Bericht über diese Ergebnisse und Szenarien brachte das ARD-Magazin FAKT bereits vor Jahren, doch er verschwand wieder aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Verwunderlich in einer Zeit, in der schon geringe Mengen Industriesprengstoff in einer Frachtmaschine weltweit für erhebliche Behinderungen und Ausfälle von Flügen ausreichen. Dieser Vorfall füllte Nachrichten- und Sondersendungen auf dem gesamten Globus, doch die Gedankenspiele um den Atomtransport scheinen offenbar zu abwegig und unwahrscheinlich zu sein. Oder stecken Politiker und Polizeiführungen hinter dieser medialen Zurückhaltung?
    Im Oktober 2011 schlug die NATO wegen des Verschwindens von bis zu 10 000 Boden-Luft-Raketen während des libyschen Bürgerkrieges Alarm. Die aus russischer Produktion stammenden, einfach zu bedienenden, schultergestützten Raketen waren aus den vollgestopften Magazinen Gaddafis nach Plünderungen durch Rebellen auf die Schwarzmärkte für Waffen im Nahen Osten gelangt. Auf diesen tummeln sich sämtliche aktiven islamistischen Terrororganisationen. Durch ein Überangebot der Raketen sei deren Preis laut Geheimdienstinformationen von anfänglich 15 000 Dollar auf 4000 Dollar gefallen. Der Vorsitzende des   NATO-Militärausschusses , Admiral di Paola, bescheinigt diesen leicht zu transportierenden Waffen ein enormes Bedrohungspotenzial und warnt, dass diese praktisch überall wieder auftauchen können. Diese Waffenbasare und Kontinentaleuropa – und damit auch Gorleben – trennt aber lediglich das Mittelmeer.
    Den Castor-Transport als rollende schmutzige Bombe zu benutzen hätte für terroristische Anschläge einen entscheidenden Vorteil. Dieses verstrahlte Material, der Atommüll, müsste nicht erst aus einer militärisch streng gesicherten Anlage gestohlen werden. Und auch ein schwieriger verdeckter Transport, womöglich Hunderte Kilometer über penibel bewachte Ländergrenzen hinweg, wäre damit überflüssig. Denn das Atommaterial wäre ja schon da, wo es eine ganze Reihe islamistischer Terrorgruppen erklärtermaßen zur Detonation bringen wollten. In einem Land, das spätestens seit der Teilnahme am Afghanistankrieg zum legitimen Angriffsziel erklärt wurde – die Bundesrepublik Deutschland.
    Wer die gewissenhaften Planungen des Bundesministeriums des Inneren kennt, kann sich kaum vorstellen, dass es keine Pläne für solche Worst-Case-Szenarien gibt. Evakuierungspläne von ganzen Landstrichen und die Bereitschaft von Strahlenschutzkommandos inklusive. Diese Kräfte wurden aber, wenn überhaupt, weit weg von Öffentlichkeit und Pressekameras einsatzbereit gehalten, und auch Marius’ Hundertschaft erfuhr nichts. Denn dass die öffentliche Diskussion in diese Richtung schwenkte, sollte auf jeden Fall vermieden werden. Das T-Wort war tabu.
    Der eigentliche Straßentransport auf der Alternativroute wurde direkt mit starken Polizeikräften gesichert, wobei die Vorhut allein mehrere Hundertschaften umfasste. Wenn Blockaden und Hindernisse bestanden, stoppte der ganze Transport, und die Blockaden wurden beseitigt. Dies geschah mehrfach.
    Für die restlichen Polizisten war es schwer, etwas Offizielles über den aktuellen Standort des Castors und eventuelle Zwischenfälle zu erfahren. Die Beamten behalfen sich wie in ähnlichen Situationen auch, sie improvisierten.
    Das Internet stellte einen steten Informationsfluss über iPhone und Laptop sicher. Oder es gab einen Anruf zu Hause bei der Familie, die gespannt die Livenachrichten verfolgte, um sich zu vergewissern, dass mit dem Partner, Sohn oder Bruder alles in Ordnung war und er wieder unbeschadet zurück nach Hause kommen würde. Oft waren die Angehörigen am Heimatort besser

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