Inside WikiLeaks
ist mir sonst kein konkretes Beuteschema aufgefallen. Ob sie dünn war oder dick, groß, klein, blond – egal. Es war gut, wenn sie hübsch war, aber keine Bedingung. Ich glaube, in den Anfangsjahren von WL ist Julian oft einsam gewesen. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck in den Zeiten, in denen wir gemeinsam auf Konferenzen reisten.
Eine Zeitlang hatte ich das Gefühl, es würde sich zwischen ihm und Birgitta etwas anbahnen. Aber Birgitta war genau das Gegenteil einer devoten Frau: Sie war aufrecht und sagte immer, was sie dachte. Und sie ist zweifelsohne eine attraktive Frau – allerdings schon lange keine 22 mehr. Irgendwann hat Julian mal zu mir gesagt, sie sei seine Traumfrau. Vielleicht war das nur so dahergesagt, er glaubte ja, ständig etwas Bedeutsames sagen zu müssen. Aber ich hatte das Gefühl, dass er sich niemals dauerhaft auf eine Frau einlassen könnte, die mit ihm auf Augenhöhe war.
Wir sprachen oft über die Evolutionstheorie. Der Stärkere behielt nicht nur immer die Oberhand, er würde sich auch durch die vitalere Nachkommenschaft auszeichnen. Seine Gene wären es besonders wert, verbreitet zu werden, so die These.
Ich saß dabei, wie Julian in großer Runde damit protzte, wo er nicht schon überall auf der Welt Vater geworden sei. Viele kleine Julians, auf jedem Kontinent einer – das Bild schien ihm zu gefallen. Ob er sich wirklich um die Kinder kümmerte oder ob sie überhaupt existierten, war eine andere Frage.
Julian konnte Frauen gegenüber aber auch sehr zuvorkommend sein. Wenn er sie kennenlernte, war er höflich und charmant. Allerdings bedachte er sie nie mit zu viel Aufmerksamkeit. Das schien sie erst dazuzubringen, immer wieder zu ihm zurückzukehren. Sein Desinteresse zog sie an.
Im Fall der Anschuldigungen in Schweden soll es Streit über die Verwendung eines Kondoms gegeben haben. Anna A., offensichtlich eine der beiden Frauen, die sich bei der Polizei informierte, inwiefern ihre Erfahrungen mit Julian strafrechtlich relevant sein könnten, und damit die Ermittlungen auslöste, ist Mitglied der Christlich-Sozialdemokratischen Partei Schwedens. Sie hatte Julian zu einem Seminar über »Die Rolle der Medien in Konfliktsituationen« eingeladen, das in Stockholm stattfand.
Was wirklich zwischen ihnen passiert ist, wissen nur die Frauen und Julian. Fakt für mich war, dass es nun einmal diese Vorwürfe gab. Durch Julians Position bei WL mussten wir dazu eine Haltung finden. Ein Sprecher einer Organisation, gegen den solche Vorwürfe im Raum stehen, beschädigt das Ansehen der Projekte, die er vertritt. Ob einem das nun gefällt oder gerecht erscheint, steht auf einem anderen Blatt. Nicht nur ich, sondern auch viele andere haben ihn daher gebeten, sich ein wenig zurückzuziehen. Er hingegen fing bald an zu behaupten, es handele sich um eine Schmierenkampagne des Pentagon. Man hätte ihn sogar kurz zuvor gewarnt, dass gegen ihn schmutzige Tricks angewandt würden und er aufpassen solle, dass er nicht »in die Sex-Falle tappe«. Zu uns sagte er, er könne die Kontakte nicht nennen, die ihn gewarnt hätten, aber sie wären zuverlässig.
Im Chat diskutierte ich ständig mit ihm über diese Problematik.
J: they will go away be the end of the week
D: no, they wont
D: what will happen given that nothing happens, is that more people will come out of the closet
D: because people do not like the way this is being dealt with
D: its pretty dead simple
D: they want to see this has a consequence
D: and given the statements you made, plus the fact that we are even trying to push this while setup-angle, this is not what is expected
D: whole*
D: this is all not what will make people that feel hurt or whatever go away, in contrary so
D: the reaction to it triggers people to come out of the closet
J: that's the line you're trying to push around?
D: what line?
J: if so, i will destroy you.
D: lol
D: wtf [what the fuck] j
D: seriously
D: whats that bullshit?
D: are you out of your fuckin mind?
D: i am not taking this bs much longer j
D: seriously
D: you are shooting a messenger here, and this is not acceptible
D: the one that faces serious problems is you
D: and by that the project might be harmed
D: and thats my concern
D: my interest in helping you does not really thrive the way you are dealing with this
D: cant even believe this
D: have you ever, just once, in all this hybris you seem trapped in considered that not everything is someone elses fault?
D: good luck
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