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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nichts wie hinterher.»
      «Die Sache ist leider etwas komplizierter. Wir wissen, wo er ist.»
      «Kommen Sie endlich zum Punkt, Sergeant», knurrte Banks. «Mir reicht der Notfall, den ich hier am Hals habe.»
      «Er ist über den Grüngürtel gespurtet und hinein in das Haus einer Frau, die er jetzt als Geisel festhält. Und er hat eine Waffe.»
      Banks fühlte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. «Welches Haus?»
      «Das von dieser Frau Doktor, Sir. Die da neulich beim Super aus dem Büro kam.»
      «Großer Gott!» keuchte Banks und rieb sich mit der freien Hand die Stirn.
      «Da ist noch was, Sir. Der Typ sagt, daß er Sie da sehen will. Er hat extra nach Ihnen verlangt, und wenn Sie nicht in zwanzig Minuten da sind, will er die Frau abknallen.»
      Nie zuvor in seinem Leben hatte Banks derart überstürzt seine Gedanken abwägen und eine Entscheidung treffen müssen. Es war nur eine Sache von Sekunden, bis er Hatchley die nötigen Instruktionen erteilte, doch ihm selbst kam es vor, als habe er in diesem Zeitraum den Weg zur Hölle und zurück hinter sich gebracht. Wie in einer Blitzlichtaufnahme war das Bild der beiden Frauen vor ihm aufgetaucht. Wenn er Sandra im Stich ließ, jetzt, da sie ihn wirklich brauchte, war es vielleicht nie mehr so wie früher zwischen ihnen; sie würde ihm nie mehr ganz vertrauen. Wenn er andrerseits Jenny nicht zu Hilfe kam, bedeutete das ihren sicheren Tod. Irgendwie und irgendwann würde Sandra wohl verstehen, daß es weit eher seine Pflicht war, ein Leben retten zu helfen, als seiner Frau Trost zu spenden, nachdem es ihr schon aus eigener Kraft gelungen war, sich aus einer schrecklichen und lebensbedrohenden Lage zu befreien. Unabhängig davon, daß es Jenny war, die in Gefahr schwebte, daß er unmöglich Jennys Leben aufs Spiel setzen konnte, wußte er sehr genau, daß seine Entscheidung nicht anders ausgefallen wäre, wenn Mick Webster eine fremde Person als Geisel genommen hätte. Zweifellos war er hier persönlich betroffen und deshalb vielleicht stärker engagiert, aber sein Beruf verlangte, daß er das auch für jeden anderen tat. Selbstverständlich mußte er Sandra einen seiner Beamten schikken, für den Fall, daß der Mann wieder zu Bewußtsein kam. Wenn sich ein Außenstehender darum kümmerte, war die Sache zwar offiziell, aber das ließ sich ohnehin nicht mehr vermeiden. Das Ganze war ein Stück zu weit gegangen, um noch als relativ harmlose Episode von Voyeurismus abgetan werden zu können. Wer auch immer sich um Sandra kümmern würde, es war unvermeidlich, daß nun alle Einzelheiten zur Sprache kommen mußten.
      «Ich fahre sofort hin», erklärte Banks. «Schicken Sie inzwischen DC Richmond zu mir nach Hause. Verstanden? ZU MIR NACH HAUSE - und zwar sofort! Ich habe keine Zeit für Erklärungen, aber es ist äußerst dringend. Sagen Sie ihm, er soll sich beeilen und meiner Frau erklären, in welcher Situation ich hier bin.»
      «Jawohl, Sir», versicherte Hatchley, leicht verwirrt.
      «Und melden Sie dem Super», fügte Banks hinzu, «daß wir ihn da drüben brauchen. Für den Fall, daß es zu irgendwelchen Unterhandlungen kommt.»
      «Er ist bereits unterwegs», erklärte Hatchley und legte auf.
      Ohne noch eine Minute zu verlieren, stürmte Banks hinter das Dienstpult, packte einen Wagenschlüssel, ohne dafür zu quittieren, rannte durch den Hinterausgang auf den Hof, wo die Dienstwagen parkten, und hielt sieben Minuten später vor Jennys Haus.
      Hatchley stand mit zwei uniformierten Männern neben der niedrigen Mauer zum Garten, der vom Erkerfenster aus relativ steil nach unten abfiel. Im Vorderzimmer brannte Licht, und aus dem Hintergrund hörte man die Klänge von Tosca.
      «Irgendwas Neues?» erkundigte sich Banks bei Hatchley.
      «Nein, Sir», meldete der Sergeant. «Hab den Knaben nicht mehr zu Gesicht gekriegt, seit er verlangt hat, daß wir Sie holen. Aber sie sind beide noch da drin. Ich hab Bradley und Jennings zur Rückseite geschickt und ihnen gesagt, sie sollen nichts unternehmen. Nur einfach die Augen offenhalten.»
      Banks nickte. Hatchley hatte sich ganz richtig verhalten, wenn man berücksichtigte, daß er noch nie mit einer Geiselnahme zu tun gehabt hatte. Es war ein schwieriges Geschäft, wie Banks bei ein oder zwei Gelegenheiten in London festgestellt hatte. Wichtig war vor allem, eine möglichst ruhige und sachliche Atmosphäre herzustellen, um miteinander verhandeln zu können.
      Ein

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