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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Möglicherweise hatte er sich nicht immer daran gehalten, wenn er vielleicht gelegentlich die Geschwindigkeitsbeschränkung übertreten oder - schlimmer noch - mit etwas mehr Alkohol als erlaubt von einer Weihnachtsparty heimgefahren war, aber nun stand er zum erstenmal vor einem schwerwiegenden Interessenkonflikt zwischen Familie und Beruf. Dennoch, sie hatten sich entschieden, nach einer langen Diskussion im Bett, und diese Entscheidung war endgültig. Den Kindern, die den Schrei gehört hatten, war gesagt worden, Sandra habe geglaubt, einen Einbrecher zu sehen, sich aber getäuscht.
      Was Banks noch zu schaffen machte, war der Gedanke, auf wertvolle Spuren oder Hinweise verzichten zu müssen, wenn keine Untersuchung eingeleitet wurde. Um diesen Punkt nach Möglichkeit zu klären, hatte Sandra vorgeschlagen, die Nachbarn zu befragen und sich diskret zu erkundigen, ob man irgendwelche Fremden in der Gegend hatte herumlungern sehen. Das war zwar nicht viel, aber besser als nichts.
      Damit war die Angelegenheit vorläufig erledigt. Banks zuckte die Achseln und beobachtete, wie sich einer der roten Linienbusse aus seiner engen Parkbucht befreite und auf den Platz einschwenkte. Die goldenen Hände vor dem blauen Gesicht der Kirchturmuhr zeigten auf elf Uhr dreißig. Er hatte versprochen, pünktlich um zwölf zum Mittagessen zurück zu sein.
      Nachdem er Brian und Tracy - die sich unterdessen heftig zankten über die wahre Geschichte der Burg - aufgestöbert hatte, drängte er die Kampfhähne zum Ausgang.
      «Selbstverständlich ist das eine alte Zitadelle», behauptete Brian. «Im Keller gibt es Verliese mit Ketten an den Wänden, und das ganze Ding bricht bald zusammen.»
      Trotz ihrer etwas anachronistischen Phantasievorstellungen von der Epoche wußte Tracy sehr wohl, daß die Burg aus dem frühen zwölften Jahrhundert stammte, und diesem Wissen gab sie nun auch mit aller Bestimmtheit Ausdruck.
      «Das ist doch Blödsinn», schoß Brian zurück. «Du brauchst dir nur anzugucken, in welchem Zustand das Ding ist. So was dauert mindestens ein paar tausend Jahre.»
      «Erstens», konterte Tracy mit einem leidenden Seufzer, «ist es aus Stein, und es ist noch gar nicht so lange her, daß man mit Stein gebaut hat. Außerdem steht es auch so im Geschichtsbuch. Du kannst ja den Lehrer fragen, dann wirst du ja sehen, daß ich recht hab, du Blödmann.»
      Brian gab auf und zog sich in seine Phantasien zurück: Er war ein tapferer Ritter, und Tracy war ein edles Burgfräulein in Not, das sein langes Haar aus einem hohen, engen Fenster zu ihm herabließ. Der edle Ritter zerrte einmal kurz und schmerzhaft an der Mähne und stolzierte davon, um einen feuerspeienden Drachen zu erlegen.
      Sie schlängelten sich über den Fußweg hinunter zum Marktplatz und seinem geräuschvollen Treiben, das aus der Höhe so langsam und lautlos gewirkt hatte wie in einem Traum.
      Hier war alles zu haben, vom Spielzeug über Musikkassetten und Taschenlampenbatterien bis zu Spitzenvorhängen, Tuschpinseln und gebrauchten Taschenbüchern, aber in der Hauptsache wurde jede Art von Bekleidung angeboten - Jeans, Jacken, Hemden, Unterwäsche, Socken und Schuhe. Einer der regelmäßig vertretenen Händler - Banks hatte ihn auf den Namen Flash Harry getauft, wegen seines bleistiftdünnen Schnurrbarts, der flachen Mütze und dem spitzbübischen Grinsen - jonglierte mit Tellern und Tassen aus Chinaporzellan und pries mit lautem Geschrei die Qualität seiner Artikel. Touristen und Einheimische drängten sich um die zugigen Verkaufsstände, befühlten die Ware und feilschten mit rotnasigen Händlern, die heißen Oxo tranken und fingerlose Strickhandschuhe trugen, um die Hände warmzuhalten und doch ungehindert ihr Geld zählen zu können.
      Nach einem flüchtigen Blick auf ein Paar Kinderschuhe - der Preis war billig, aber die Qualität ebenfalls - lenkte Banks die Kinder nach Süden über die Market Street. Unter den überhängenden Erkern der engen Straße gelangten sie nach knapp einer Viertelmeile zu der Stelle, wo sich die Straße verbreiterte und die Sackgasse abzweigte, in der sie wohnten. Inzwischen war es fünf Minuten vor zwölf.
      «Superintendent Gristhorpe hat angerufen», meldete Sandra, kaum daß sie das Haus betreten hatten. «Vor ungefähr fünfzehn Minuten. Du sollst, so schnell du kannst, zur Nummer 17, Clarence Gardens kommen. Worum es geht, hat er nicht gesagt.»
      «Verdammter Mist», knurrte Banks und

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