Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
die ganze Nacht an diesem vedammten Flughafen festgehalten hat.»
      «Demnach sollten Sie also gestern schon zurück sein?»
      «Ja, das hab ich Ihnen doch schon gesagt, oder? Dieses blöde Flughafenpersonal ist einfach in den Streik getreten.»
      «Wußte irgend jemand Bescheid, daß Sie weg waren?»
      «Die Nachbarn, ein paar Freunde und die Leute im Klub.»
      «Welcher Klub ist das bitte, Sir?»
      «Der Eastvale Golfklub», verkündete Ottershaw mit stolzgeschwellter Brust. «Wie Sie vermutlich wissen, ist er sehr exklusiv, und es ist wohl nicht anzunehmen, daß irgendwelche kriminellen Elemente Zutritt finden.»
      «Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen», sagte Banks und kritzelte sinnlose Worte in sein Notizbuch, um sich Ottershaws verächtlichen Blick zu ersparen. Er sah keinen Grund, sich auf ein Augengefecht mit einem Opfer einzulassen.
      «Sonst noch jemand?»
      «Nicht daß ich wüßte.»
      «Kann es sein, daß Ihre Frau zu jemandem davon gesprochen hat?»
      «Ich habe alle abgedeckt, von denen wir wissen.»
      «Wo arbeiten Sie, Sir?»
      «Bei Ottershaw, Kilney und Glenbaum.»
      Banks hatte das Firmenschild der Anwälte oft genug gesehen. Die Kanzlei befand sich in der Market Street, ein Stück weiter südlich vom Polizeirevier.
      «Und wer wird das alles hier wieder in Ordnung bringen?» fragte Ottershaw barsch mit einer vielsagenden Geste auf das Chaos in seinem Wohnzimmer.
      Die Fäkalien lagen in Kringeln auf dem Kaminvorleger und hatten die weißen Teppichfasern braun verfärbt. Fernsehapparat, Videorekorder und Stereoanlage sahen aus, als habe man sie mit einem Gartenschlauch eingesprengt, aber es war offensichtlich, was sich in Wirklichkeit zugetragen hatte. Amateure, dachte Banks. Wahrscheinlich Kinder, die sich einen Jux gemacht hatten. Vielleicht dieselben, die bei den alten Damen eingebrochen waren und jetzt ihre große Stunde gesehen hatten. Aber irgend jemand mußte ihnen erzählt haben, wo sie zu suchen hatten, daß die Ottershaws verreist waren - und wenn er diesen Jemand gefunden hatte, ergab sich der Rest von allein.
      «Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen», entgegnete er. Möglicherweise nahmen die Leute vom Labor den Unrat mit, und vielleicht waren sie, mit etwas Glück, in der Lage, anhand der Fäkalien etwas über die Person auszusagen: Größe, Gewicht, Hautfarbe, Eßgewohnheiten, gesundheitliche Verfassung, Erscheinung. Immerhin etwas Hoffnung.
      «Das ist ja großartig, wirklich», beklagte sich Ottershaw. «Da fährt man nun ahnungslos für zehn Tage in Urlaub, und als ob es nicht genügen würde, daß dieses unverschämte Volk vom Flughafen ausgerechnet an unserem letzten Tag streikt, finden wir dann auch noch die Wohnung vor, voll mit Scheiße!» Das letzte Wort kam mit einer solchen Lautstärke, daß die Laborleute, die das Zimmer durchsuchten, sich zugrinsten, als sie Banks Grimasse sahen.
      «Sie müssen wissen, Sir, wir sind kein Reinigungsdienst», wies er Ottershaw in mildem Ton zurecht, als spreche er zu einem Kind. «Wenn wir uns damit beschäftigen würden, hätten wir vermutlich keine Zeit mehr, nach den Leuten zu suchen, die so was machen, nicht wahr?»
      «Dieser Schock könnte tödlich sein für meine Frau», erklärte Ottershaw, Banks' Bemerkung ignorierend. «Hat der Arzt gesagt. Ein schwaches Herz. Der Organismus kann einen plötzlichen Schock nicht verkraften. Meine Frau ist furchtbar empfindlich - und dieses Schaffell war ihr Lieblingsteppich! Sie ist nie im Leben imstande, das wegzuschaffen.»
      «In diesem Fall, Sir, sollten Sie es wohl besser selbst machen», schlug Banks vor, warf noch einen letzten Blick auf die obszönen Haufen und überließ das Haus den Experten der Spurensicherung.
     
    * 3
     
    Das Oak erwies sich als eine der vielen viktorianischen Monstrositäten, die gewöhnlich auf Namen wie The Juhilee oder The Victoria hören. Es zog sich um die ganze Ecke des Cardigan Drive - etwa eine halbe Meile nördlich von Gallows View, an der Einmündung der Elmer Street -, eine wahre Orgie aus glänzenden Kacheln und Butzenscheiben, die Banks mächtig an das Prince William in Peterborough erinnerte, wo er draußen vor der Tür immer mit anderen Kindern Murmeln gespielt und gewartet hatte, daß die Eltern endlich herauskamen.
      Dem Inneren hatten Generationen von Trinkern und Rauchern mit verschütteten Bieren und abgestandenem Zigarettenqualm einen bräunlichen Schimmer

Weitere Kostenlose Bücher