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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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beiden gewesen sein könnten?»
      «Nach der Art, wie sie geredet und sich benommen haben, würde ich sagen, daß es noch Teenager waren.»
      «Wie können Sie dessen so sicher sein?»
      «Der Junge, der mich vergewaltigt hatte, war eindeutig unerfahren. Die ganze Sache war glücklicherweise schnell vorbei. Ich würde sagen, daß es für ihn das erste Mal war. Eine Frau merkt so etwas, Inspector, Sie verstehen?»
      «Was war mit dem anderen?»
      «Ich glaube, er hatte Angst. Er nahm zwar den Mund ziemlich voll, traute sich aber nicht so recht, irgendwas zu tun. Er war kleiner und stämmiger als der andere, und er hatte eine äußerst widerwärtige Stimme. So eine Art Krächzen. Und kleine Schweinsaugen. Er war irgendwie nervös und überreizt, als ob er Drogen genommen hätte. Der Junge, der mich vergewaltigt hat, war dünner und größer und hat nicht viel gesagt. An seiner Stimme ist mir nichts Besonderes aufgefallen. Er hatte blaue Augen, und sein Atem roch nicht gerade angenehm.»
      «Haben sich die beiden beim Namen genannt?»
      «Nein, dazu waren sie zu vorsichtig.»
      «Was war mit der übrigen Kleidung? Irgendwas Besonderes?»
      Thelma Pitt schüttelte den Kopf. «Was diese jungen Leute eben so tragen heutzutage. Bomber-Blouson, Jeans ...»
      «Sonst noch etwas, an das Sie sich erinnern?»
      «Oh, ich erinnere mich äußerst lebhaft, Inspector, schließlich habe ich das Ganze in Gedanken hundertmal durchgespielt seit diesem Montag. Aber da gibt es nichts mehr, das Ihnen helfen könnte, es sei denn, Sie könnten etwas damit anfangen, daß der Junge, der mich vergewaltigte, weiße Y-Fronts trug, von Marks & Spencer, wie ich glaube», fügte sie mit einem bitteren Unterton hinzu, um dann unvermittelt den Kopf in die Hände zu legen und in Tränen auszubrechen. Susan Gay tröstete sie, und nach einer Weile hatte Thelma Pitt ihre Fassung wiedergewonnen.
      «Tut mir leid», entschuldigte sie sich, «das ist wirklich sehr unpassend ...»
      Banks fühlte sich der Situation nicht im mindesten gewachsen. «Es muß ein schreckliches Erlebnis gewesen sein», meinte er hilflos. «Würden Sie die beiden wiedererkennen?»
      «Ich glaube schon, wenn die Umstände ähnlich sind. Aber das würde Ihnen wohl nicht helfen, weil ich die Gesichter nicht identifizieren könnte.»
      «Das ist vielleicht gar nicht notwendig.»
      «Die Stimme und die Augen von dem stämmigen Typ würde ich jederzeit wiedererkennen. Was den anderen betrifft... ich erinnere mich, daß er eine dunkle Stelle hatte an einem seiner Vorderzähne und an dem daneben - so, als ob er eine Füllung verloren hätte -, aber das reicht nicht, um ihn eindeutig zu identifizieren. Es gibt nichts, was ich vor Gericht wirklich beschwören könnte.»
      Sie war bemerkenswert ruhig, während sie das alles noch einmal durchlebte, fand Banks und versuchte sich vorzustellen, wieviel innere Stärke und Mut nötig waren, um mit einem so abscheulichen Erlebnis fertig zu werden.
      Zum Schluß gab sie noch eine Beschreibung der gestohlenen Schmuckstücke und einer gleichfalls sehr wertvollen Kamera zu Protokoll, bevor Banks sie mit dem Versprechen entließ, sich unverzüglich mit ihr in Verbindung zu setzen, wenn sich etwas Neues ergab. Außerdem legte er ihr nahe - obwohl es dazu im Grunde viel zu spät war -, zu einem Arzt zu gehen, um sich untersuchen und etwaige Beweise für den Überfall feststellen zu lassen.
      Sobald Thelma Pitt in Begleitung von PC Gay sein Büro verlassen hatte, hängte sich Banks ans Telefon und wählte die Nummer von Dr. Glendenning. Seine Sekretärin ließ ihn wissen, daß der Doktor gerade mit einem Patienten beschäftigt sei, ihn aber in etwa zehn Minuten zurückrufen könne.
      Es dauerte zwanzig Minuten, bis der alte Herr zurückrief und kurz angebunden fragte: «Was gibt's?»
      «Eine Geschlechtskrankheit», meldete Banks. «Gonorrhöe, um genau zu sein. Was wissen Sie darüber?»
      «Ah, Gonorrhöe», antwortete Glendenning interessiert, den das Thema offensichtlich ähnlich in Schwung brachte wie ein tapferer Gegner den General im Felde. «Besser bekannt unter der Bezeichnung Tripper oder Kavaliersschnupfen.»
      «Wie sind die Symptome?»
      «Ausfluß und eine Art Brennen beim Urinieren. Inspector Banks, Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, daß Sie ...»
      «Nein, es geht nicht um mich», fertigte ihn Banks kurz ab und fügte im Flüsterton ein «alter Trottel» hinzu.

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