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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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klein vorgekommen, dafür aber drahtig, und sein Körper hatte stark und wendig ausgesehen.
      Am westlichen Ende des Dorfes, in der Nähe des Bridge, gab es ein Café, wo sich Sally und ihre Freunde oft aufhielten. Der Kaffee war dünn, die Cola warm und der griechische Wirt ein Ekel, aber zum Ausgleich bot das Lokal zwei Videospiele, eine hochmoderne Jukebox und einen antiken Flipper. Natürlich wäre es Sally lieber gewesen, ein kleines gekonntes Make-up aufzulegen, um in einem richtigen Pub für achtzehn durchzugehen - vorzugsweise an den Disco-Abenden im Hare and Hounds -, aber in einer so kleinen Gemeinde kannte jeder jeden, und sie hatte Angst, daß ihrem Vater etwas zu Ohren kam. Bisher hatte sie es nur mit den Pubs in Eastvale versucht, mit Kevin, obwohl auch das schon riskant war wegen der Schule dort. Auch in Leeds und in York, das war sicherer, und bisher hatte sie noch nie jemand nach ihrem Alter gefragt.
      Die Tür schepperte, als sie das Café betrat und von den vertrauten Piepsern empfangen wurde, die darauf hindeuteten, daß wieder ein paar Dutzend Außerirdische ihr Leben hatten lassen müssen. Kathy Chalmers und Hazel Kirk waren ganz vertieft in ihr Spiel, während Anne Downes daneben stand und sich bemühte, unbeteiligt auszusehen. Anne war ein Bücherwurm, ein reizloses Mädchen mit einer dicken Brille, das trotzdem beachtet und geliebt werden wollte. Und wenn das bedeutete, daß man an Videogames herumhängen mußte - bitte sehr. Die anderen zogen sie ständig auf, wenn auch nicht bösartig, aber glücklicherweise war Anne intelligent und mit einer angeborenen Schlagfertigkeit gesegnet, was ihr half, sich in diesem Kreis zu behaupten.
      Die beiden übrigen Mädchen waren eher wie Sally, wenn nicht gar ebenso hübsch. Sie kauten Kaugummis, schminkten sich (allerdings ungeschickt, im Gegensatz zu Sally) und machten eine Menge Wirbel um Kleider und Frisuren. Kathy war sogar damit durchgekommen, sich das Haar hennarot zu färben. Ihre Eltern hatten zwar getobt, aber schließlich nicht viel ändern können, nachdem es einmal passiert war.
      Die schwarzhaarige Hazel mit dem exotischen Touch nahm als erste Notiz von Sallys Erscheinen. «Sieh mal an, wen haben wir denn da?» verkündete sie. «Wo hast du denn gesteckt, das ganze Wochenende?» Das übermütige Funkeln in ihren Augen verriet, daß sie sehr wohl wrußte, wo Sally gesteckt hatte, und mit wem. Normalerweise spielte Sally mit bei diesem neckischen, geheimnisvollen Getue, das Hazel wahrscheinlich nur aus Romanen kannte, aber heute stand ihr nicht der Sinn nach versteckten Andeutungen. Statt dessen wandte sie sich an den übellaunigen Griechen und bestellte eine Coke. Die Espressomaschine zischte wie eine alte Dampflok, und die Außerirdischen quiekten im Todeskampf. Sie schlenderte hinüber zu dem Videogametisch, lehnte sich an die Säule gegenüber von Anne und wartete ungeduldig auf eine kurze Ruhepause, um endlich ihre Neuigkeiten loswerden zu können.
      Kaum war das Spiel zu Ende, suchte Kathy bereits nach einer neuen Münze. Ein Unternehmen, das es zwingend erforderlich machte, den Rücken zu wölben und die langen Beine weit von sich zu strecken, um die Hand tief genug in die Taschen der hautengen Calvin-Klein-Jeans schieben zu können. Sally beobachtete, wie der Grieche verstohlen hinter seiner Kaffeemaschine hervoräugte, und nutzte die Gunst des Augenblicks, um mit höchstmöglichem dramatischem Effekt zu verkünden:
      «Stellt euch vor - es hat einen Mord gegeben! Hier im Dorf! Eben haben sie die Leiche gefunden, direkt unten am Crow Star. Ich war grade da und hab alles gesehen.»
      Annes farblose Augen weiteten sich hinter den dicken Brillengläsern. «Ein Mord? Ist das der Grund, warum all die Männer da draußen rumlaufen?»
      «Die müssen die Spuren sichern, am Tatort», meinte Sally fachmännisch, in der Hoffnung, die richtige Terminologie getroffen zu haben. «Also am Schauplatz des Verbrechens. Die Laborleute waren da, haben Blutproben genommen und Gewebeproben. Dann der Polizeifotograf und der Leichenbeschauer, die ganze Mannschaft.»
      Kathy hatte das Spiel ganz vergessen und sank auf ihren Stuhl. «Ein Mord? In Helmthorpe?» keuchte sie ungläubig. «Wer denn?»
      In diesem Punkt war Sally nicht ganz auf dem laufenden, was sie allerdings geschickt überspielte, indem sie einfach so tat, als habe Kathy nicht nach dem Toten, sondern nach seinem Mörder gefragt. «Das können sie doch noch gar
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