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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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hatte wenig Beifall gefunden für seinen Entschluß, nach Studium und Army in die Dienste der Polizei zu treten. Trotzdem hatte er sich nicht von seiner Berufswahl abbringen lassen und in seiner dienstfreien Zeit tatkräftig auf dem Hof mitgeholfen. Als sein Vater merkte, daß ihm die Anstelligkeit seines Sohnes und dessen angeborene Fähigkeit zu harter Arbeit äußerst nützlich waren, gab er den Widerstand allmählich auf und akzeptierte die neue Situation. Am Ende war der einst stattliche Hof zwar zu seinem Leidwesen auf die Größe eines besseren Gemüsegartens geschrumpft, doch der Stolz auf den beruflichen Erfolg seines Sohnes und der damit auch für ihn verbundene Status hatten den Verlust gemildert und ihn ohne Bitterkeit sterben lassen.
      Banks wußte diese Dinge aus Gristhorpes Erzählungen anläßlich ihrer häufigen privaten Treffen, die gewöhnlich im Anschluß an das Steinwallbauen über einem Glas guten alten Single Malt Whiskys stattfanden. Die Offenheit des älteren Kollegen, zusammen mit den praktischen Ratschlägen, die er ihm verdankte, gaben Banks immer das Gefühl, eine Art Lehrling oder Schützling zu sein. Auf dieser Basis hatte sich ein zunehmend vertrautes Verhältnis zueinander entwickelt, seit Banks den Posten bei der Northern Police übernommen und mit dem Fall des seinen unerwartet dramatischen Einstand gegeben hatte. Als Banks nun von Steadman berichtete, hoffte er, daß sich auch in diesem Fall durch das Gespräch nützliche Hinweise ergeben würden.
      «Wird nicht leicht sein», meinte Gristhorpe nach einem kurzen Schweigen. «Wirklich nicht leicht, würd ich sagen. Schon allein wegen der unzähligen Camper und Touristen, die man in Betracht ziehen muß. Geradezu ideale Voraussetzungen für einen möglichen Feind. Soweit ich weiß, gibt's keine Gästebücher auf diesen Campingplätzen. Es genügt, wenn man seine Platzmiete abliefert.» Er knabberte an seinem Biskuit und spülte ihn mit starkem, schwarzem Tee hinunter. «Natürlich kann es auch jemand ganz aus der Nähe gewesen sein. Sieht nicht so aus, als hätten wir viele Spuren in der Hand, oder? Möglicherweise hat jemand den Wagen gehört, aber ich möchte stark bezweifeln, daß er sonderlich darauf geachtet hat. Ich kenne die Straße. Sie zieht sich hoch bis in den Nordosten nach Sattersdale. Wie dem auch sei, ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, wie Sie Ihren Job zu machen haben, Alan. Als erstes werden Sie wohl sehen müssen, daß Sie soviel wie möglich über diesen Steadman erfahren. Über seine Freunde, seine Feinde, seine Vergangenheit und das alles. Hören Sie sich im Dorf um, reden Sie mit den Leuten, und überlassen Sie den Routinekram Ihren Leuten.»
      «Aber ich bin ein Fremder», wandte Banks ein, «und ich werd es immer bleiben für die Leute hier. Ich sehe aus wie ein Zugereister, und ich rede wie ein Zugereister. Man wird mir also kaum besonders viel anvertrauen.»
      «Das ist Unsinn, Alan. Sehen Sie die Dinge doch einmal von einer anderen Warte. Also, Sie sind fremd hier in Helmthorpe, richtig?» Banks nickte. «Mit anderen Worten: Die Leute werden Sie sofort wahrnehmen und bald allesamt wissen, wer Sie sind. Man wird Sie wohl kaum für einen Touristen halten, danach sehen Sie nicht aus. Statt dessen sind Sie so etwas wie eine Berühmtheit - zumindest für diejenigen, die die Zeitung lesen. Das wird die Leute neugierig machen, sie werden wissen wollen, was das für ein Mensch ist, dieser Bulle, und was er sich so denkt. Sie werden sich garantiert noch wundern, was man Ihnen alles erzählt, nur, um dahinterzukommen, wie Sie wohl reagieren.» Er kicherte leise. «Zum Schluß werden Sie sich noch vorkommen wie ein Beichtvater.»
      Banks lächelte. «Ich bin Protestant.»
      «Ah. Wir sind hier allesamt Methodisten oder Baptisten», erklärte Gristhorpe, «aber dabei mehr oder weniger vom Glauben abgefallen, und die meisten dieser verrückten Sekten - Ihre Sandemanians zum Beispiel - haben sich hier wieder davongemacht.»
      «Hoffentlich wird nicht auch erwartet, daß ich mich wie ein echter Priester an das Beichtgeheimnis halte.»
      «Gott behüte, nein!» ereiferte sich Gristhorpe. «Ich will über alles informiert werden. Sie haben ja keine Ahnung, wie lange ich schon auf eine Gelegenheit warte, etwas von unserem Dorfklatsch zu erfahren! Aber mal im Ernst, Alan - Sie verstehen doch sicher, was ich meine. Denken Sie zum Beispiel an Weaver. Er ist zweifellos ein netter junger
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