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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Hatchley war unterdessen beauftragt, das Alibi von Dr. Barnes zu überprüfen und in der Yorkshire Post einen Meldeaufruf für die Camper zu veröffentlichen, in den Banks allerdings wenig Hoffnung setzte. Das Campinggelände lag am nördlichen Ufer des Swain, neben dem Kricketfeld, während sich der Parkplatz auf der Südseite befand, ein gutes Stück von der High Street entfernt und rundum abgeschottet von Bäumen und hohen Hecken. Geradezu ideale Bedingungen für einen nächtlichen Mord, mit Ausnahme der halben Stunde zwischen elf und halb zwölf, wenn sich die Pubs allmählich leerten. Dr. Glendennings bislang unwiderrufenen Schätzungen zufolge mußte Steadman etwa zwischen neun und zehn Uhr abends gestorben sein, kurz nachdem er The Bridge verlassen hatte. Zu dieser Zeit mußte es draußen bereits dunkel genug gewesen sein, und der Parkplatz hatte sicher still und verlassen dagelegen. Bei den herrschenden Öffnungszeiten der Pubs kamen die Gäste gewöhnlich zwischen acht und neun und blieben bis zum Schluß.
      Irgendwelche Blutspuren waren auf der holprigen Schotterdecke des Parkplatzes bislang nicht entdeckt worden. Überhaupt hatte die Gerichtsmedizin einstweilen nicht viel hergegeben, bis auf Dr. Glendenning, der wie üblich sehr gewissenhaft gearbeitet hatte. Offenbar hatte er die halbe Nacht in der Autopsie verbracht, da um acht Uhr morgens bereits ein vollständiger, in klaren, verständlichen Worten abgefaßter Bericht auf Banks' Schreibtisch gelegen hatte.
      Demnach hatte ein metallener Gegenstand mit mindestens einer scharfen Kante die Wunde verursacht und damit auch den Tod herbeigeführt. Die Magenprobe hatte einen leichten Alkoholgehalt ergeben - was sich mit den Angaben der Stammtischbrüder deckte - und letzte Spuren eines schon länger zurückliegenden Mittagessens. Der tödliche Schlag hatte nur wenig Kraft erfordert und konnte folglich sowohl von einem Mann als auch von einer Frau stammen. Allerdings eindeutig von einem Rechtshänder, was Banks der Mühe enthob, sich wie ein Krimiheld nach verdächtigen Linkshändern umzusehen, und zudem Emma Steadman entlastete, die zweifellos linkshändig war, aber darüber hinaus ohnehin ein unanfechtbares Alibi hatte.
      Die Ansammlung von Blut in den tiefer liegenden Körperteilen des Toten deutete, wie Banks bereits vermutet hatte, darauf hin, daß Steadman an einem anderen Ort getötet und dann erst auf das Feld transportiert worden war. Die Gewebeflüssigkeit hatte sich vorwiegend rechts im Körper angesammelt, obwohl die Leiche am Fundort auf dem Rücken gelegen hatte.
      Die Untersuchung von Steadmans Wagen hatte keinerlei Blutspuren erbracht, dafür aber reichlich Fingerabdrücke. Dummerweise stammten die wenigen deutlichen Abdrücke sämtlich von Steadman selbst, während die übrigen, die sich am Lenkrad und den Türgriffen gefunden hatten, wie üblich bereits verwischt waren. Sobald man sich in einem Auto hinters Steuer setzte oder die Türen öffnete und schloß, rutschten die Finger zwangsläufig über die Plastikbeschichtung oder die Chromleisten, und das Resultat war ein einziges Schmierbild.
      Was man an Fasern von den kunststoffbezogenen Sitzen geklaubt hatte, war so verbreitet, daß ungefähr die Hälfte der Talbewohner als Urheber in Frage kamen. Keinerlei Hinweise auf etwas so Exotisches wie einen eigens aus Italien importierten Anzug oder einen Pullover aus Yakwolle aus den Beständen eines exklusiven hiesigen Ausstatters. Ebensowenig wiesen die Reifenprofile irgendwelche Reste von Schlamm oder Lehm auf, die man nur an bestimmten Orten finden konnte. Nicht einmal der berühmte Kiesel von der leicht zu findenden Auffahrt hatte sich unter dem Pedal versteckt.
      Allerdings verließ sich Banks ohnehin nicht gern auf derlei Indizien. Natürlich hatte auch er, wie die meisten seiner Kollegen, schon diverse Gesetzesbrecher anhand von Fingerabdrücken oder Blutgruppenbestimmungen überführt, trotzdem war er der Überzeugung, daß die Forensik allenfalls den Kreis der Verdächtigen einengen konnte und ansonsten eher sinnlos war, solange der Täter seine fünf Sinne beisammen hatte und mit anderen Mitteln gefaßt werden konnte. Für den Schuldspruch vor Gericht mochten Indizien hilfreich sein, und es war immer wieder erstaunlich, wie expertengläubig die meisten Geschworenen zu sein schienen, obwohl jeder einigermaßen geschickte Verteidiger mühelos sämtliche wissenschaftlichen Gutachten zu Fall bringen konnte. Andererseits

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