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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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IV
     
    Nach seinem gelungenen Auftritt im Postamt ließ Jack Barker die schockierten Damen hinter sich und machte sich auf den Weg hinunter zur High Street. Trotz der relativ frühen Stunde - es war etwa halb elf - schlenderten die Touristen bereits in dichten Trauben über die Bürgersteige, dicke Strickjacken über den Schultern, um sich vor der morgendlichen Kühle zu schützen. Ab und an blieben sie stehen, preßten die Nasen an die Schaufensterscheiben wie erwartungsvolle Kinder und bestaunten die Erzeugnisse des heimischen Kunsthandwerks. Im Norden zeichnete sich schemenhaft die Steilwand des Crow Star ab, und von Zeit zu Zeit segelte der Schatten einer duftigen Wolke über die hellen Kreidefelsen.
      Barker zögerte einen Augenblick, als er vor dem winzigen Secondhandbuchladen von Mr. Thadtwistle - dem mit achtundneunzig Jahren ältesten Dorfbewohner - ankam. Nach kurzer Überlegung eilte er weiter, bog in die enge Gasse mit den Cottages gegenüber der Kirche, hielt vor der Nummer sechzehn und klopfte an die Tür. Nichts rührte sich. Erst auf sein zweites Klopfen hörte er im Innern des Hauses ein Rumoren und strich sich das Haar zurück, während er geduldig wartete, bis sich die Tür ein paar Zentimeter weit öffnete.
      «Ach, du bist das», sagte Penny Cartwright mit einem schrägen Blinzeln.
      «Meine Güte, du siehst ja schrecklich aus», meinte Barker. «Der alte Knabe nicht da?»
      Penny wollte eben den Kopf schütteln, besann sich dann aber eines Besseren.
      «Darf ich reinkommen?»
      Schweigend trat sie zur Seite und ließ ihn herein. «Nur, wenn du mir einen starken Kaffee machst.»
      «Als ob du den nötig hättest. Du siehst frisch und lieblich aus wie eine Rosenknospe im Morgentau.»
      Penny zog eine Grimasse und ließ sich auf die Couch fallen. Ihr langes, tiefschwarz gefärbtes Haar war ungekämmt und struppig, das Weiß der Augen gelb angelaufen und rotgeädert. Die Lider waren geschwollen und von dunklen Ringen umgeben, die Lippen trokken und aufgesprungen. Sie trug einen flaschengrünen Morgenrock - eine Art Kimono mit einem feuerspeienden Drachen auf dem Rükken -, den sie mit beiden Händen an Taille und Hals zuhielt.
      Barker machte sich in der kleinen unaufgeräumten Küche zu schaffen und war bald zurück mit zwei Bechern dampfenden Kaffees. Er ließ sich in dem abgewetzten Sessel neben der Couch nieder und beobachtete, wie sich Pennys Kimono leicht öffnete und ihren sommersprossigen Brustansatz enthüllte, als sie sich vorbeugte, um nach ihrem Becher zu greifen. Dann schlug sie die Beine übereinander, so daß sich die ebenmäßigen Rundungen ihrer langen, festen Schenkel unter dem dünnen Seidenstoff abzeichneten. Offensichtlich war sie sich der Wirkung auf Barkers Pulsfrequenz nicht im mindesten bewußt.
      «Ich nehme an, du hast schon gehört von der Sache mit Harry», begann er und zündete sich eine Zigarette an.
      Penny nickte, griff nach seiner Zigarette, nahm einen tiefen Zug und meinte hustend: «Diese Dinger werden mir noch total die Stimme ruinieren.»
      «Hat dich die Polizei schon vernommen?»
      «Warum sollte sie?»
      «Dieser Chief Inspector - Banks heißt er, glaube ich - war im Bridge gestern abend», erklärte Barker. «Hat sich eine ganze Weile mit uns unterhalten. Dich hat er auch gesehen - jedenfalls hat er bemerkt, wie ich mich zu dir umgedreht habe, und wollte wissen, wer du bist.»
      «Und? Hast du's ihm gesagt?»
      «Ja.»
      «Hast du ihm auch erzählt, daß ich mit Harry befreundet war?»
      «Mußt ich doch. Hätte er sowieso rausgekriegt, früher oder später, und sich gewundert, warum ich ihm nicht gleich die Wahrheit gesagt habe.»
      «Na und? Willst du etwa behaupten, du hättest nichts zu verbergen?»
      Barker zuckte mit den Achseln.
      «Na, egal», meinte Penny, «aber du weißt doch, was ich von diesen Bullen halte.»
      «Ach, der hier ist gar nicht so übel. Richtig nett, Tatsache. Aber verdammt gerissen. Läßt keinen Trick aus. Die Sorte, die dir den ganzen Abend Drinks spendiert und dich dann knüppelhart ausfragt, wenn du hinüber bist.»
      «Klingt ja schrecklich.» Penny verzog angewidert das Gesicht und versenkte ihre halbgerauchte Zigarette in dem glasierten Aschenbecher. «Da siehst du's, sind alle gleich, diese Typen.»
      «Was wirst du ihm sagen?»
      Sie sah ihn stirnrunzelnd an. «Was hätt ich denn zu sagen?»
      «Der Alte?»
      Sie schüttelte den

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