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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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alt genug, auf sich selbst aufzupassen, was immer ihre Eltern auch davon halten mochten.
      «Ich nehme an, daß Kevin - Ihr Freund - das alles bestätigen kann?» fragte er.
      «Nun ja... wenn's unbedingt sein muß», stimmte sie zögernd zu. «Ich meine... ich habe ihm versprochen, seinen Namen nicht zu erwähnen. Wir wollen keine Schwierigkeiten, verstehen Sie? Meine Mutter und mein Vater würden das nicht so gern sehen. Ich habe ihnen erzählt, daß wir bei ihm zu Hause ferngesehen haben, und wenn mein Vater seinen Eltern erzählt, wo wir in Wirklichkeit waren, dürfen wir uns bestimmt nicht mehr treffen.»
      «Wie alt sind Sie, Sally?»
      «Sechzehn», antwortete sie stolz.
      «Und welche Zukunftspläne haben Sie?»
      «Ich möchte Schauspielerin werden. Auf alle Fälle irgend etwas mit Theater oder Modefotos oder so. Ich habe mich bereits beworben, an der Schauspielakademie von Marion Boyars.»
      «Donnerwetter», meinte Banks, «ich hoffe, Sie werden angenommen.» In Sachen Schminktechnik hatte die junge Dame offensichtlich keine Hilfe mehr nötig, wie er bemerkte. Die meisten Mädchen in ihrem Alter taten gewöhnlich des Guten zuviel, aber Sally wußte anscheinend, wann sie aufhören mußte. Einen Sinn für die passende Kleidung konnte man ihr auch nicht absprechen. Sie trug weiße Kniestrümpfe zu einem tiefblauen Faltenrock, der bis knapp an die kleinen Grübchen in ihren runden Knien reichte, darüber eine weiße Baumwollbluse und ein breites rotes Band in ihrem goldblonden Haar. Sie war wirklich ein schönes Mädchen, und es war durchaus vorstellbar, daß man sie eines Tages auf einer Bühne oder im Fernsehen wiedersah.
      «Stimmt es, daß Sie aus London kommen?» fragte Sally.
      «Ja.»
      «Hat Scotland Yard Sie hergeschickt?»
      «Nein, ich habe mich hierher versetzen lassen.»
      «Wie kann man nur auf die Idee kommen, in diese Gegend zu ziehen?»
      «Oh, ich wüßte eine Menge Gründe», meinte Banks achselzukkend. «Die frische Luft, die herrliche Landschaft - und in meinem Fall die Hoffnung auf einen etwas leichteren Job.»
      «Aber in London, da ist doch wenigstens was los», fuhr Sally aufgeregt fort. «Ich war einmal einen ganzen Tag da. Auf einem Klassenausflug mit der Schule. Es war einfach fantastisch!» Ihre großen Augen verengten sich, und sie schaute ihn mißtrauisch an. «Ich begreife nicht, wie jemand das alles eintauschen kann gegen dieses gottverlassene Kaff!»
      Banks mußte feststellen, daß sich Sallys Meinung von ihm binnen weniger Sekunden radikal gewandelt hatte. Bislang war sie eher kokett gewesen, hatte sogar ein wenig geflirtet, inzwischen aber schien sie nur noch Verachtung oder allenfalls Mitleid für ihn übrig zu haben und legte einen weitaus schrofferen, geschäftsmäßigen Ton an den Tag. Sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifend, fragte er:
      «Kannten Sie Harold Steadman?»
      «Ist das der... der Mann?»
      «Ja. Haben Sie ihn gekannt?»
      «Nur flüchtig. Er kam manchmal zu uns in die Schule und hielt Vorträge über Landesgeschichte und Geologie. Langweiliges Zeug über Ruinen und den ganzen Kram. Außerdem hat er uns auf Exkursionen mitgenommen. Nach Fortford und auch weiter weg, nach Malham oder Keld.»
      «Also haben ihn die Schüler doch recht gut gekannt?»
      «Soweit man einen Lehrer kennen kann...» Sally überlegte einen Augenblick und korrigierte sich dann: «Überhaupt war er ja gar kein richtiger Lehrer. Ich meine, was er so erzählte, war zwar ziemlich langweilig und so, aber ihm hat's anscheinend viel Spaß gemacht. Er war immer total begeistert bei den Ausflügen, hat uns hinterher sogar mit nach Hause genommen und Hot dogs und Popcorn gemacht.»
      «Uns?»
      «Ja, die Schüler aus Helmthorpe oder Gratly, ungefähr sieben oder so. Seine Frau hat uns dann immer was zu essen gemacht, und wir haben zusammengehockt und einfach erzählt. Wo wir überall waren und was wir gefunden haben. Er war sehr nett, wirklich.»
      «Und was war mit seiner Frau? Haben Sie sie näher kennengelernt?»
      «Nein, eigentlich nicht. Sie war nicht dabei. Hatte immer irgendwas anderes zu tun. Ich glaube, sie war einfach nur ein bißchen schüchtern. Ganz im Gegensatz zu Mr. Steadman. Der hat sich immer mit allen unterhalten.»
      «Waren das die einzigen Anlässe, bei denen Sie ihn gesehen haben? Also in der Schule oder auf den Ausflügen?»
      Sallys Augen zogen sich erneut mißtrauisch zusammen. «Ja,

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