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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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und lehnte sich vor. Der Vorfall draußen im Gang hatte sie etwas aus dem Konzept gebracht, und sie wußte nicht mehr so recht, wie sie anfangen sollte. «Ich will damit sagen», fuhr sie fort, «ich möchte Ihnen etwas erzählen, aber Sie müssen mir erst versprechen, daß Sie mit niemandem darüber reden.»
      «Mit niemandem?» Das Lächeln verschwand von seinen Lippen, schimmerte aber noch sanft in seinen lebhaften, braunen Augen, während er sich zurücklehnte und seine Pfeife anzündete.
      «Na ja, also, ich nehme an, das müssen Sie entscheiden», meinte Sally, hob die Nase und schnupperte den vertrauten Pfeifenrauch. «Ich werd Ihnen einfach erzählen, was ich weiß, okay?»
      Banks nickte.
      «Also, das war letzten Samstag. Ich war oben am Crow Star, in dieser Schäferhütte - Sie wissen schon, dieses Ding, das fast zusammenfällt.» Banks war im Bilde. Man hatte den morschen Schuppen gründlich durchsucht, nach Auffindung der Leiche. «Tja, also, ich hab ein Auto gehört. Es hat da gehalten, ungefähr zehn oder fünfzehn Minuten. Dann ist es wieder weggefahren.»
      «Haben Sie den Wagen gesehen?»
      «Nein, nur gehört. Ich dachte, es wär ein Liebespaar oder so was. Aber die wären wahrscheinlich etwas länger geblieben, oder?»
      Banks lächelte. Ihm war durchaus klar, was die Bitte um Diskretion bedeutete. Außerdem verrieten die Intimkenntnisse über dieses Liebesnest am Berg, was die junge Dame selbst dort gesucht hatte.
      «Aus welcher Richtung ist der Wagen gekommen?» fragte er.
      «Aus dem Ort, nehm ich an. Jedenfalls von Westen. Möglicherweise kam er von der andern Seite des Tals, rauf nach Norden, allerdings ist nicht viel los auf der Straße. Meilenweit nichts als Moor.»
      «In welche Richtung ist er dann gefahren?»
      «Die Straße weiter rauf. Ich hab nichts davon gehört, daß er irgendwo gewendet hat und wieder zurückgekommen ist.»
      «Das ist die Straße nach Sattersdale, nicht wahr?»
      «Ja, aber die hat jede Menge Seitenstraßen. Man kann eigentlich überall hinkommen, von da.»
      «Um welche Zeit war das?»
      «Vierzehn Minuten nach zwölf. Da hat er gehalten.»
      «Vierzehn Minuten? Wieso nicht kurz nach zwölf oder Viertel nach? So genau weiß man das doch meistens gar nicht.»
      «Meine Uhr hat Digi -» Sally stockte mitten im Satz, als sie bemerkte, daß Banks auf ihr Handgelenk sah, an dem sie eine kleine schwarze Uhr mit einem pinkfarbenen Plastikarmband trug. Die Uhr hatte eindeutig keine Digitalanzeige.
      «Es ist besser, wenn Sie die Wahrheit sagen», meinte er. «Und machen Sie sich keine Sorgen - Ihre Eltern müssen das nicht unbedingt erfahren.»
      «Aber ich hab doch gar nichts Schlimmes gemacht!» platzte Sally heraus, errötete plötzlich und fuhr, etwas gefaßter, fort: «Trotzdem, vielen Dank. Ich glaube nämlich nicht, daß sie das verstehen. Ich gebe zu, ich war nicht allein. Mein Freund war dabei. Wir haben uns nur unterhalten.» Das klang nicht sehr überzeugend, spielte aber wohl keine Rolle in diesem Zusammenhang. «Dann kam plötzlich dieser Wagen», fuhr Sally fort. «Wir dachten, es wär sowieso schon ziemlich spät. Deshalb hat Kev - so heißt mein Freund - auf seine Uhr geguckt - die hat nämlich Leuchtschrift und Digitalziffern - und da war's genau vierzehn Minuten nach zwölf. Ich hätte längst zu Hause sein müssen, aber jetzt war's sowieso zu spät und kam nicht mehr darauf an. Also sind wir einfach noch geblieben, haben uns weiter keine Gedanken gemacht, und als der Wagen dann abgefahren ist, hat Kevin wieder auf die Uhr geguckt. Da war's neunundzwanzig Minuten nach zwölf, das weiß ich noch genau, weil ich so lachen mußte, als Kevin gesagt hat, die hätten sich ja wohl nicht viel Zeit...»
      Sie verstummte und wurde rot. Nachdem sie einmal angefangen hatte zu beichten, hatte sie völlig vergessen, wem sie sich da anvertraute. Plötzlich wurde ihr klar, daß sie diesem fremden Mann mit der Pfeife nicht nur den Namen ihres Freundes verraten, sondern wohl auch den Eindruck in ihm erweckt hatte, daß sie alles wußte über das nächtliche Treiben auf den Rücksitzen der Autos, an verschwiegenen Plätzen.
      Tatsächlich hatte Banks wenig Interesse an ihren romantischen Aktivitäten. Ihn beschäftigte weniger ihr Liebesleben als die weit wichtigere Frage, inwieweit man sich auf die Richtigkeit ihrer Informationen verlassen konnte. Außerdem war sie dem Aussehen nach mindestens neunzehn, also

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