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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Barnes.»
      «Aber welches Motiv sollte er gehabt haben, um Steadman umzubringen? Er hat einen recht guten Ruf in der Gegend, immer schon.»
      Banks gestikulierte mit seiner Pfeife. «Erpressung möglicherweise. Vielleicht hatte er was in der Hand gegen Steadman, oder Steadman hat umgekehrt etwas über den Doktor gewußt, womit er dessen Existenz hätte ruinieren können.»
      «Schon möglich», räumte Hatchley ein. «Aber Steadman hatte doch genug Geld und brauchte niemanden zu erpressen, oder? Und wenn er umgekehrt an Barnes gezahlt hätte, wäre es doch ziemlich blöd gewesen, wenn der die Gans, die goldene Eier legt, getötet hätte, nicht wahr?»
      «Zugegeben, aber es muß ja nicht unbedingt um Geld gegangen sein. Vielleicht hat sich Steadman moralisch verpflichtet gefühlt, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Nach allem, was man so hört, hätte das bestens zu ihm gepaßt. Ich weiß, im Augenblick ist das alles reine Spekulation, aber ich meine doch, wir sollten einmal die Finanzen und den ganzen Hintergrund des Doktors unter die Lupe nehmen. Außerdem müssen wir herausfinden, ob Steadman vielleicht in letzter Zeit irgendwelche größeren Beträge von seinem Bankkonto abgehoben hat.»
      «Kann bestimmt nicht schaden, würd ich sagen. Mist, verdammter!» Er riß das Steuer herum, um einem wankenden Radfahrer auszuweichen, und schimpfte aus dem Fenster: «Paß gefälligst auf, wo du hinfährst, du blöde Pistensau!»
      Banks zog seinen Sicherheitsgurt straffer an; in Augenblicken wie diesen war ihm wieder einmal völlig klar, warum er es vorzog, den eigenen Wagen auch für Dienstfahrten zu benutzen.
      Sie erreichten Helmthorpe einigermaßen sicher und stellten den Wagen am Flußufer ab, auf dem Parkplatz, wo man Steadmans Wagen gefunden hatte. Von dort ging es zu Fuß die Allee hinauf bis zur High Street. Es war Mittagszeit; die Touristen drängten sich in der engen Eisdiele, und die Einheimischen machten ihre Einkäufe oder standen vor ihren geduckten Cottages in den schmalen, holprigen Gassen und hielten ein Schwätzchen über den Gartenzaun. Inzwischen hatte sich überall herumgesprochen, wer die beiden Männer waren, und man dämpfte vorsorglich die Stimmen, als die Polizeibeamten vorbeikamen. Banks fand es immer wieder amüsant, welche Wirkung sein Erscheinen in diesen ländlichen Gebieten auslöste. In London hatte kein Mensch gewußt, wer er war, außer den diversen Kriminellen, die er mehr als einmal hinter Gitter gebracht hatte.
      Sie kamen an einen Zeitungsladen, vor dessen Tür ein ganzes Sortiment von Ansichtskarten, Stadtplänen und Reiseführern arrangiert war, und blieben einen Moment stehen vor den sacht im Winde schaukelnden Verkaufsgondeln.
      «Wir sollten uns Hackett gemeinsam vornehmen, nach dem Mittagessen», schlug Banks vor.
      «In Ordnung.» Hatchley schaute auf seine Uhr. «Wollen wir jetzt gleich essen?»
      «Nein, noch nicht. Wie wär's, wenn Sie mal bei Weaver vorbeigehen und schauen, ob sich was Neues getan hat? Ich werd inzwischen mal mit diesem Major Cartwright ein ernstes Wort reden. Anschließend treffen wir uns dann im Bridge, genehmigen uns ein Bierchen und ein Stück Pastete und überlegen uns, wie wir Hackett zu fassen kriegen.»
      Hatchley nickte und machte sich auf den Weg zum örtlichen Polizeirevier.
      Der Nachbar des betagten Buchhändlers Thadtwistle war der Inbegriff dessen, was sich Banks unter einem Major im Ruhestand vorstellte - ein guterhaltener, durchtrainierter älterer Herr mit silberweißem Haar, ziegelrotem Teint und einem grauen Schnauzbart. Nachdem sich Banks ausgewiesen hatte, gab er ein kurzes Knurren von sich und führte ihn über eine enge Treppe nach oben in seine Wohnung, die offensichtlich direkt über dem Buchladen lag.
      Banks folgte ihm in ein Wohnzimmer, das von einem riesigen Bild beherrscht wurde, einer gerahmten Reproduktion, auf der eine üppige, barbusige Frau eine Fahne schwenkte über einem Schlachtfeld voll toter und verwundeter Soldaten. Neben ihr stand ein kleiner Junge, in jeder Hand ein Gewehr.
      «Die Freiheit führt das Volk», erklärte der Major, als er Banks' Blick bemerkte. «Von Delacroix. Dafür kämpfen wir doch alle, nicht wahr?»
      Glücklicherweise wußte Banks, wann eine Frage rein rhetorischen Charakter hatte, so daß er seine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Terrier widmen konnte, der begeistert seine Hosenbeine beschnüffelte. Vorsichtig versuchte er, die Füße zu heben,

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