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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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meinem Leben in einen Mordfall verwikkelt, deshalb kann ich auch nicht wissen, was wichtig ist und was nicht. Wenn man jung ist und Musik macht und immer in solchen Kreisen lebt, bekommt man zwangsläufig eine etwas verzerrte Vorstellung von der Obrigkeit - von der Polizei, dem Zoll, den Einwanderungsbehörden und den Sicherheitskräften. Man glaubt, sie wären allesamt hinter einem her, sie sind einfach eine Pest.»
      Banks mußte unwillkürlich grinsen. «Drogen?» fragte er.
      Penny nickte. «Nicht meinetwegen, ich hatte nie was damit zu tun, jedenfalls nicht mit den härteren Sachen. Aber Sie wissen ja, wie das ist, in London. Man ist umgeben von dem Zeug, ob man's nun braucht oder nicht. Sicher, ich hab auch den einen oder anderen Joint geraucht oder mal ein paar Amphetamine genommen, um mich wach zu halten auf den Tourneen, nur das harte Zeug hab ich nie angefaßt. Aber versuchen Sie das mal einem Drogenfahnder beizubringen.»
      Banks hätte ihr gerne widersprochen und die Polizei verteidigt, war aber zu müde für solche Anstrengungen, die ohnehin nichts bringen würden. Außerdem wußte er zur Genüge, daß Polizisten auch nicht besser waren als der Rest der Welt - ein Haufen mieser Kerle mit ein paar wenigen Ausnahmen. Beispielsweise erinnerte er sich an einen hohen Beamten aus der Drogenfahndung, der den Leuten, die er sich vom Halse schaffen wollte, routinemäßig illegale Substanzen untergeschoben hatte, ein Verfahren, das keineswegs selten oder unüblich war. Überdies lag in Pennys Cottage ein Geruch in der Luft, der ihm sehr vertraut war. Er wußte recht gut, woher diese Düfte rührten, hatte aber weder Lust, dieses Thema zu vertiefen, noch, seine Gastgeberin darüber aufzuklären, daß sein voller Titel der eines Chief Inspectors war. Erfahrungsgemäß faßten die meisten Leute das falsch auf.
      Er stand auf, und Penny begleitete ihn zur Tür. Es war zu spüren, daß sie auf ein besänftigendes Wort von ihm wartete, auf eine Art Absolution für ihr Verhalten, das sich nicht mit ihren Gefühlen für Steadman deckte, aber ihm fiel nichts Rechtes ein. Schließlich verabschiedete er sich mit der Frage: «Ich höre, Sie sind Sängerin, Miss Cartwright?»
      «Missis, um genau zu sein», korrigierte sie ihn mit einem übermütigen Lächeln, das ihre Augen erhellte. «Ja, ich singe.»
      «Hier in der Gegend?»
      «Manchmal. Im Dog and Gun am kommenden Freitag und Samstag. Ich trete gegen den Disco-Abend im Hare and Hounds an.»
      «Ich werde mich bemühen dabeizusein», erklärte Banks. «Falls nichts dazwischenkommt.»
      «Sicher, ganz wie Sie mögen», meinte Penny mit einer Spur von Zweifel in der Stimme, als habe sie einige Mühe mit der Vorstellung, daß sich ein Polizist für traditionelle Folkmusic oder für Musik überhaupt interessieren könne.
      Er ging die schmale, kopfsteingepflasterte Straße hinunter, immer an der Kirchhofmauer entlang, und war eben an der Ecke angekommen, als er hinter sich eine Art Zischen hörte und sich umwandte. In der Tür zu Pennys Nachbarhaus stand eine alte Frau und winkte ihn zu sich heran. Als er sich auf wenige Schritte genähert hatte, wisperte sie ihm zu: «Sie müssen doch der Polizist sein, über den die alle reden.»
      «Detective Chief Inspector Banks», stellte er sich vor und zückte seinen Ausweis. «Zu Ihren Diensten.»
      «Nee, nee, Jungchen, laß man, ich glaub's schon», meinte sie und winkte seine Papiere zur Seite. «Bißchen geplaudert mit Euer Ladyschaft hier, was?» Ihr runzliger Daumen machte eine ruckartige Bewegung zur Tür von Pennys Cottage. Banks nickte, leicht verwundert.
      «Na, hattse auch schön erzählt, was hier los war, Samstag nacht?»
      «Was denn?»
      «Also nich, hab ich mir doch gedacht», sagte die Alte triumphierend und verschränkte voller Genugtuung die Arme vor der Brust, «'n Riesenkrawall, das war los! Hat ihn rausgefeuert und in den Vorgarten geschmissen, der olle Major.»
      «Geschmissen? Wen denn?»
      «Na den, den se da abgemurkst ha'm», verkündete sie mit offensichtlichem Behagen. «Möcht nur mal wissen, warum verheiratete Männer immer um die jungen Dinger rumscharwenzeln müssen. Hat's aber auch faustdick hinter 'n Ohr'n, die Missy, kann ich Ihn'n flüstern. So isses, obwohl» - sie kicherte - «hat selber nich mehr alle Tassen im Schrank, der Major.»
      «Wovon reden Sie, Mrs____?»
      «Miss», berichtigte sie mit einigem Stolz. «Hab einundsiebzig Jahre

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