Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Bier aus und stand auf. «So gesehen, haben Sie wohl recht», bemerkte er, «trotzdem glaube ich, daß Ihr Instinkt trügt. Es ist nicht alles beim alten geblieben, die Dinge ändern sich. Schon allein deshalb, weil inzwischen auch noch andere Menschen hier leben. Und wenn Sie meinen, daß Harrys Tod etwas mit Penny zu tun hat, sollten Sie Ihrem Instinkt vielleicht bis zu Jack Barker folgen. Wie ich höre, hat er sich in letzter Zeit öfter bei ihr sehen lassen. Einen schönen Tag noch, Chief Inspector, und vielen Dank für das Bier.»
      Banks beobachtete, wie sich Ramsden an den weißen Tischen vorbeischlängelte, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Krikketmatch zu, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein dramatischer Dreistab geschlagen wurde. Die Querpfosten flogen hoch in die Luft, und der Werfer riß die Arme hoch und brüllte «Aaauuus!»
      Banks dachte über sein Gespräch mit Ramsden nach und überlegte, ob etwas dran war an dessen Bemerkung über Barker. Seine Tochter Tracy fiel ihm ein, die bei der diesjährigen Theateraufführung der Eastvale Comprehensive School die Rosalinde in Shakespeares Wie es euch gefällt gespielt und gesagt hatte «Die Menschen sterben eben von Zeit zu Zeit und müssen sich von Würmern fressen lassen - aber nicht aus Liebe». Die Wirklichkeit sah allerdings anders aus: Viele starben nicht einfach so, sondern wurden getötet, und zwar oft genug aus Liebe. Und Penny Cartwright war zweifellos eine Frau, die leidenschaftliche Gefühle wecken konnte.
      Plötzlich schossen zwei Düsenjäger des Typs F-111 aus der nahe gelegenen US-Militärbasis über die Köpfe der Gäste hinweg, so tief, daß die Luft dröhnte und Banks meinte, die Gesichter der Piloten zu erkennen. Auf den Hängen unterhalb des Crow Star liefen die Schafe verschreckt zusammen und duckten sich in den Schutz eines Steinwalls, während die Leute an den Gartentischen sich die Ohren zuhielten und zum Himmel schauten.
      Plötzlich ernüchtert, dachte Banks an den Papierkram, der auf seinem Schreibtisch wartete. Er griff nach seiner Jacke, leerte sein Glas und ließ die Kricketspieler das Match allein beenden.
     
    * III
     
    Das Dinner im Hause der Banks' verlief ausgesprochen lebhaft und erfreulich an diesem Abend. Es schien Ewigkeiten her zu sein, daß die ganze Familie miteinander bei Tisch gesessen hatte, um sich an einer von Sandras köstlichen kulinarischen Kreationen zu erfreuen: Hühnchen in Tarragona und Weißwein. Sandra hatte die fabelhafte Fähigkeit, mit den einfachsten Mitteln und Zutaten Gerichte zu zaubern, die wie streng gehütete Geheimnisse aus einem Gourmettempel schmeckten. Ein Talent, das nach Banks' Auffassung charakteristisch war für einen angeborenen guten Geschmack und die Herkunft aus Armeleuteverhältnissen. Alles, was man dazu brauchte, versicherte Sandra - offenkundig erfreut über das allgemeine Lob -, war die richtige Kochmethode und ein bißchen Mühe bei der Soße.
      Die Tischunterhaltung wurde vorwiegend von den Kindern bestritten, die von ihrem Klassenausflug nach York berichteten.
      «Der Dom ist einfach umwerfend», begeisterte sich die vierzehnjährige Tracy, ein intelligentes Mädchen mit einer deutlichen Schwäche für alles Historische. «Daddy, wußtest du eigentlich, daß man in diesem Münster mehr Buntglas verarbeitet hat als in irgendeiner anderen europäischen Kathedrale?»
      Banks zeigte gebührendes Erstaunen und Neugier. Architektur hatte ihn bis vor kurzem nicht sonderlich interessiert, erschien ihm aber in letzter Zeit zunehmend reizvoll. Vorläufig war er allerdings noch damit beschäftigt, sich in die Geologie der Dales einzulesen.
      «Und diese Five Sisters sind einfach überwältigend», fuhr Tracy fort.
      «Fünf Schwestern?» fragte Banks. «In einem Dom?»
      «Also, Daddy», lachte Tracy, «du hast keine Ahnung, wirklich! Das ist doch nur der Name für die Spitzbogenfenster im Querschiff an der Nordseite. Sie sind alle aus Grisailleglas, dreizehntes Jahrhundert, glaub ich. Und das Rosenfenster-»
      «Es war stinklangweilig», warf Brian ein, der sich offenbar übergangen fühlte. «Haufenweise alte Statuen von irgendwelchen toten Königen und solches Zeug. Alles Schrott, entsetzlich öde.»
      «Du bist ein Philister», wies ihn Tracy würdevoll, aber mit einigen Ausspracheschwierigkeiten zurecht. «Ich wette, du hast nicht mal diesen Sarkophag gesehen, den von Erzbischof Scrope.»
      «Scrope? Wer ist das denn?»

Weitere Kostenlose Bücher