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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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oder dachten Sie, daß Penny vielleicht einen anderen Freund hatte?»
      Ramsden runzelte die Stirn und dachte einen Moment nach, bevor er antwortete: «Nein, es gab keinen anderen Freund, da bin ich sicher. Ich glaube, es war mehr eine Frage der Moral. Penny war dazu erzogen worden, ein anständiges Mädchen zu sein, und anständige Mädchen machten so was eben nicht. Und was Harry betrifft, so glaube ich eigentlich nicht, daß er sich so verhalten hat, wie Sie es andeuten. Ich bin sicher, daß ich es gemerkt hätte, irgendwie. Wahrscheinlich war ich manchmal schon ein bißchen eingeschnappt, weil die beiden so vertraut waren miteinander, aber das heißt nicht, daß ich auf die Idee gekommen wäre, daß sie irgendwas miteinander hatten. Sie hingen nur einfach ständig zusammen, und ich wollte, daß sie ihre Zeit mehr mit mir verbringt. Aber Harry war eben sehr selbstsicher, viel mehr als ich natürlich, ich war eher schüchtern und unbeholfen. Nun ja, vermutlich war ich tatsächlich ein bißchen neidisch oder eifersüchtig auf ihn, aber sicher nicht auf die Art, die Sie offenbar im Sinn haben.»
      «Ach! Und welche Art habe ich Ihrer Meinung nach im Sinn?»
      «Das wissen Sie doch genau. Die Art von Eifersucht, die den Menschen auffrißt und damit endet, daß er einen Mord begeht», entgegnete er mit Grabesstimme, um seinen Worten den nötigen dramatischen Effekt zu geben.
      Banks lachte. Ramsden hatte sein Glas fast ausgetrunken und schien es eilig zu haben, von ihm wegzukommen, aber es gab noch ein paar Bereiche, in die Banks gerne etwas tiefer vorgedrungen wäre. «Was ist mit ihrem Vater, diesem Major?» fragte er. «Glauben Sie, daß er die Finger im Spiel hatte, bei dieser Trennung von Penny?»
      «Nein, bestimmt nicht. Soweit ich weiß, war er ganz einverstanden mit mir. Er hat sicher einen kleinen Knacks weg, aber er hat uns eigentlich keine Probleme gemacht.»
      «Sind Sie später noch einmal mit Penny zusammengekommen? Immerhin haben Sie zeitweise beide in London gelebt, oder?»
      «Scheint so, ja. Aber wir sind uns nie begegnet. Es war vorbei, und damit hatte sich's.»
      «Was haben Sie gemacht, wenn sie mit Steadman unterwegs war?»
      «Das war alles ganz anders, als Sie vermuten, Chief Inspector. Die meiste Zeit haben wir alles zusammen unternommen, aber manchmal hatte ich einfach keine Lust, mich zu beteiligen. Ich habe viel gelesen damals, ich entdeckte gewissermaßen die Freuden der Literatur. Mr. Nixon, mein Lehrer in der Abschlußklasse, war ein höchst geistreicher und anregender Mann und hat es fertiggebracht, den Schaden, den seine Vorgänger angerichtet hatten, binnen eines Jahres wiedergutzumachen. Ich konnte zum erstenmal was anfangen mit Shakespeare, Eliot, Lawrence, Keats und dem ganzen Rest, und ich las mit einer Freude, die ich nie zuvor erlebt hatte. Womit ich sagen will, daß ich damals ein sehr romantischer und in mich gekehrter junger Mann war, dem es völlig genügte, an dem bewußten murmelnden Bächlein zu sitzen und die Gedichte von Wordsworth zu lesen.»
      «Wenn Sie nicht gerade versuchten, Penny ins Bett zu kriegen...», meinte Banks trocken, in Erinnerung an seine eigenen Versuche mit Wordsworth, den er auf Gristhorpes Empfehlung vor einiger Zeit in Angriff genommen und unerträglich langweilig gefunden hatte.
      Ramsden errötete. «Nun ja... ich war schließlich ein ganz normaler junger Mann, das läßt sich nicht leugnen.» Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. «Hören Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber ich müßte mich mal wieder im Büro blicken lassen. Bevor ich gehe, würde ich allerdings gerne noch erfahren, was Sie so mächtig fasziniert an diesen alten Geschichten.»
      «Das weiß ich auch nicht so genau», erklärte Banks und griff nach seinem Glas. «Ich folge nur meinen Instinkten.»
      «Und was melden Ihnen diese Instinkte?»
      «Daß Harold Steadmans Tod nicht auf ein spontanes Verbrechen zurückzuführen ist. Es war eine vorbedachte Tat, die ihren Ursprung in der Vergangenheit hat. Sehen Sie, damals waren Sie alle hier zusammen - Penny Cartwright, ihr Vater, die Steadmans und Sie -, und zehn Jahre später haben Sie sich mehr oder minder am gleichen Ort wieder eingefunden. Und achtzehn Monate nach seinem Umzug nach Gratly ist Steadman tot... Kommt Ihnen das nicht auch etwas merkwürdig vor?»
      Ramsden strich sich seine Locke aus der Stirn, die ihm diesmal tatsächlich vor die Augen gerutscht war, trank sein

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