Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
wieder abzuschweifen, seine Pfeife ging aus. Banks fielen keine weiteren Fragen mehr ein, also stand er auf, um zu gehen. Lee bemerkte es und sammelte sich.
»Sie wollen schon gehen?«, sagte er. »Wollen Sie nicht noch auf eine Tasse Tee bleiben?«
»Nein, vielen Dank, Mr. Lee. Sie haben mir sehr geholfen. Es tut mir Leid, dass ich Sie wieder damit konfrontieren musste.«
»Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht daran denke«, sagte Lee.
»Sie sollten sich nicht so quälen«, meinte Banks. »Von welcher Seite man die Sache auch betrachtet, Ihnen kann keine Schuld gegeben werden.«
»Ja, keine Schuld«, wiederholte Lee. Sein eindringlicher, nach innen gekehrter Blick erinnerte Banks an den Schauspieler Trevor Howard in der Rolle eines vom Gewissen geplagten Mannes. Es gab nichts mehr zu sagen. Depressiv ging Banks zurück auf die von der kühlen Frühlingssonne erfüllte Straße. Die Kinder hielten im Seilspringen inne und starrten ihm hinterher.
Es war nach fünf Uhr, unten in der Stadt hetzten die Leute von der Arbeit nach Hause. Banks konnte sich nur auf eine Dose Ravioli auf Toast - der mit Sicherheit verbrannt war - und einen weiteren Abend allein freuen.
Als er den Berghang im Westen hinaufschaute, musste er an Heptonstall denken, ein Dorf auf dem Gipfel. Er hatte gehört, dass der dortige Pub Timothy Taylor's ausschenkte, ein Bier, das er noch nie probiert hatte. Was Informationen betraf, war es ein verschwendeter und deprimierender Nachmittag gewesen, und vielleicht könnte er ihn noch irgendwie retten.
Alison Cottons Tod war offensichtlich ein tragischer Unfall gewesen, mehr gab es dazu nicht zu sagen. Entweder war sie gegen den Randstein gestoßen und hatte ihr Gleichgewicht verloren, oder sie hatte aufgrund ihrer Schwangerschaft einen Ohnmachtsanfall erlitten. Banks konnte es Seth nicht verdenken, dass er nicht mit ihm darüber sprechen wollte.
Er stieg in seinen Wagen und fuhr den steilen Hang hinauf nach Heptonstall. Zu dieser Tageszeit war es ein ruhiges Dorf. Schmale dunkle Häuschen duckten sich aneinander; viele hatten die berüchtigten oberen Fensterreihen, hinter denen früher die Weber gearbeitet hatten.
An einem Fenstertisch des Cross Inn hielt er sich lange bei seinem Essen und Bier auf und plante die nächsten Schritte. Das Timothy Taylor's Bitter schmeckte gut und war so sämig wie flüssiges Gold. Die Schatten wurden länger und die Fassaden der Schottersteinhäuser noch dunkler.
Als er nach Hause kam, war es spät, fast zehn Uhr. Er hatte kaum seine Schuhe ausgezogen und sich hingesetzt, da klingelte das Telefon.
»Alan, Gott sei Dank bist du zurück. Ich versuche dich schon den ganzen Abend zu erreichen.« Es war Jenny.
»Warum? Was ist los?«
»Es geht um Dennis. In seine Wohnung ist eingebrochen worden.«
»Hat er es gemeldet?«
»Nein. Er will mit dir sprechen.«
»Er sollte es melden.«
»Ich weiß, aber er will nicht. Würdest du zu ihm gehen und mit ihm reden? Bitte?«
»Wurde er verletzt?«
»Nein, er war nicht da, als es passierte. Es muss am frühen Abend gewesen sein.«
»Wurde irgendwas gestohlen?«
»Er weiß es nicht genau. Wohl nichts Wichtiges, glaube ich. Gehst du zu ihm? Bitte!«
Banks konnte nicht nein sagen. Erstens war Jenny wegen Osmond eindeutig verzweifelt, und zweitens könnte die Sache für den Fall von Belang sein. Wenn Osmond nicht zu ihm kommen wollte, dann würde er zu Osmond gehen müssen. »Sag ihm, ich bin gleich da«, meinte er seufzend.
* II
»Sie mögen mich nicht besonders, oder, Chief Inspector?«, sagte Osmond, sobald sich Banks niedergelassen hatte.
»Es hält sich in Grenzen, stimmt.«
Osmond lehnte sich in seinem Sessel zurück und lächelte. »Sie sind doch nicht eifersüchtig, oder? Jenny hat mir erzählt, wie nahe sie beide sich während dieser Spannergeschichte gekommen sind.«
Ach, tatsächlich, dachte Banks ärgerlich. Wie viel hatte sie ihm denn erzählt? »Könnten Sie bitte einfach nur zur Sache kommen?«, sagte er. »Ich bin auf Jennys Wunsch hier, um einen Einbruch zu untersuchen, den Sie offiziell nicht gemeldet haben. Da könnten Sie wenigstens versuchen, mir nicht so oberschlau zu kommen.«
Das Lächeln verschwand. »Ja, in Ordnung. Wenn mir das etwas helfen wird.«
»Zuerst einmal, warum haben Sie den Einbruch nicht gemeldet?«
»Ich vertraue der Polizei nicht, besonders nach der
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