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Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord

Titel: Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gruselig und trist. Doch für Banks hatte die Gegend mit ihren Hexenlegenden, verrückten Methodistenpredigern und den von den Bronte-Schwestern ersonnenen Geschichten etwas Magisches.
      Banks steckte eine Kassette in das Autoradio, und »Hellhound on My Trail« von Robert Johnson ertönte. Von West Yorkshire bis ins Mississippidelta war es ein weiter Weg, doch der raue, abgehackte Klang von Johnsons Gitarre schien genau zu dieser Landschaft hier zu passen. Und seine eindringlichen, schicksalsträchtigen Texte fingen ihre Stimmung ein.
      Geprägt von Industriestädten in den Talsohlen und Webereigemeinden auf den Gipfeln, ist die Gegend ein Produkt der Industriellen Revolution. Übrig geblieben sind majestätische, alte Fabriken mit gewaltigen Schornsteinen aus dunklem, körnigem Mühlsteinschotter. Viele sind vom Ruß der letzten zweihundert Jahre gereinigt und zu Kunsthandwerk- und Antikmärkten umgebaut worden.
      Hebden Bridge ist eine zur Touristenfalle mutierte ehemalige Industriestadt und übersät mit Buchläden und Antiquitätenhandlungen. Vor nicht allzu langer Zeit war die Stadt das Zentrum der Hosen- und Kordsamtherstellung, doch seit den siebziger Jahren, als die Hippies aus Leeds und Manchester eingefallen sind, ist sie eher zu einem Ort für Kunstfestivals, Dichterlesungen in Pubs und andere kulturelle Aktivitäten geworden.
      Banks fuhr vom Moor kommend den steilen Abhang in die Stadt hinab. In mehreren Reihen standen diagonal über den ganzen Berghang große Reihenhäuser und thronten über den Fabriken im Tal. Sie sahen wie vierstöckige Häuser aus, waren aber tatsächlich zweistöckige Häuser, die aufeinander errichtet worden waren. Man betrat das untere Haus von der Straße auf der einen Seite, das obere durch eine höher gelegene Straße auf der Rückseite. Das machte es Banks ziemlich schwer, Reginald Lees Haus zu finden.
      Lee, so hatte Banks aus seinem Telefonat mit Constable Brooks von der Polizei in Hebden Bridge erfahren, war ein pensionierter Ladenbesitzer, der in einem dieser zweistöckigen Gebäude der Stadt wohnte. Vor ziemlich genau drei Jahren war er in einen Unfall auf der stark befahrenen Hauptstraße des Ortes - einer direkten Ost-West-Verbindung durch das Caldertal - verwickelt gewesen, der zum Tod von Alison, Seth Cottons Frau, geführt hatte.
      Banks hatte von der Polizei außerdem erfahren, dass an ihrem Tod nichts Verdächtiges gewesen war und dass Mr. Lee keine Schuld getroffen hatte. Doch er wollte mehr über Seth Cottons Vergangenheit wissen, und der Tod seiner Frau schien ein guter Anknüpfungspunkt zu sein. Er war immer noch davon überzeugt, dass die Nummer, die so kraftvoll in das alte Notizbuch geschrieben worden war, Constable Gills Nummer war und nicht nur Teil einer zufällig ähnlichen Rechnung. Ob Seth sie selbst aufgeschrieben hatte, war eine andere Frage.
      Lee, ein kleiner Mann in einem ausgeleierten, abgetragenen Pullover, kam an die Tür und sah Banks fragend an. Er bekam sicherlich nicht viel Besuch. Sein lichtes, graues Haar war ungekämmt und stand an manchen Stellen ab, so als hätte er gerade einen elektrischen Schlag abbekommen. Das Zimmer, in das er Banks schließlich führte, war unaufgeräumt, aber sauber. Außerdem war es kalt. Banks behielt seine Jacke an.
      »Entschuldigen Sie die Unordnung«, sagte Lee mit hoher, klagender Stimme. »Meine Frau ist vor zwei Jahren gestorben, und ich scheine den Dreh mit dem Haushalt einfach nicht rauszukriegen.«
      »Ich weiß, was Sie meinen.« Banks schob ein paar Zeitungen von einem ungepolsterten Stuhl. »Meine Frau ist seit zwei Wochen bei ihrer Mutter, und das Haus scheint seitdem auseinander zu fallen. Haben Sie was dagegen, wenn ich rauche?«
      »Überhaupt nicht.« Lee schlurfte zu einer Anrichte und brachte einen Aschenbecher. »Was kann ich für Sie tun?«
      »Es tut mir Leid, das Thema wieder aufwärmen zu müssen«, sagte Banks. »Ich weiß, dass es schmerzvoll für Sie sein muss, aber es geht um diesen Unfall, in den Sie vor ungefähr drei Jahren verwickelt waren.«
      Lees Augen schienen bei der Erwähnung etwas glasig zu werden. »O ja«, sagte er. »Ich denke, der war auch Schuld an Elsies Tod, wissen Sie. Sie war damals dabei und ist nie darüber hinweggekommen. Ich bin früh in Rente gegangen. Konnte scheinbar nicht...« Er verlor den Faden und starrte in den leeren Kamin.
      »Mr. Lee?«
      »Was? Oh, tut mir Leid, Inspector. Inspector ist doch richtig,

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