Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
Cotton ermordet wurde, dann für einen vielleicht nicht. Aber keine Sorge, ich werde sie nicht auffressen.«
Im Wohnzimmer saßen Zoe, Rick, Paul und die Kinder mit der Ärztin, einer jungen Allgemeinmedizinerin aus Relton, beim Tee. Im Kamin loderte ein Feuer, und auf den weiß getünchten Wänden tanzten die Schatten von Kerzen. Im Hintergrund lief leise Musik. Banks meinte, Bachs drittes Brandenburgisches Konzert zu erkennen.
»Mara hat Beruhigungsmittel bekommen«, sagte Rick. »Sie können nicht mit ihr sprechen.«
»Das ist richtig«, stimmte ihm die Ärztin zu, nahm ihre Tasche und griff nach ihrem Mantel. »Ich dachte, ich warte und sage Ihnen Bescheid. Es hat sie sehr mitgenommen, deshalb habe ich ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und sie ins Bett gesteckt. Morgen früh komme ich wieder vorbei und sehe nach ihr.«
Banks nickte, und die Ärztin verschwand.
»Wie wär's mit einem Tee?«, sagte Burgess, klatschte in die Hände und rieb sie aneinander. »Da draußen ist ein echtes Sauwetter.«
Rick sah ihn nur finster an, doch Zoe brachte zwei Tassen und schenkte das dampfende Getränk ein.
Burgess lächelte zu ihr hinab. »Bitte drei Stück Zucker und einen Spritzer Milch, Schätzchen.«
»Was ist passiert?«, fragte Zoe und rührte den Zucker um. Vom Weinen waren ihre Augen rot und geschwollen.
»Das wollen wir von Ihnen wissen«, sagte Burgess. Er war tatsächlich ziemlich höflich, fiel Banks auf. »Wir wissen nur, dass Seth Cotton tot ist und dass es nach Selbstmord aussieht. War er in letzter Zeit niedergeschlagen?« Er trank einen Schluck Tee und prustete sofort los. »Was zum Teufel ist denn das?«
»Red Zinger«, sagte Zoe. »Koffeinfrei. Den sollte man eigentlich nicht mit Milch und Zucker trinken.«
»Das hätten Sie mir auch gleich sagen können.« Burgess schob den Tee beiseite. »Also, war er niedergeschlagen?«
»Als Paul im Gefängnis war, war er betrübt«, antwortete Zoe. »Aber heute Morgen hat sich seine Laune gebessert. Er machte heute einen so glücklichen Eindruck.«
»Und er hat nie davon gesprochen, mit allem Schluss zu machen?«
»Nie.« Zoe schüttelte den Kopf.
»Ich habe gehört, Sie hatten heute Nachmittag so eine Art Versammlung«, sagte Banks. »Wer war hier?«
Rick betrachtete ihn misstrauisch, sagte aber nichts.
»Nur Dennis Osmond, Tim und Abha, mehr nicht«, antwortete Zoe.
»Wann waren sie hier?«
»Sie sind ungefähr um halb drei gekommen und so um fünf wieder gegangen.«
»Waren Sie alle anwesend?«
Zoe schüttelte den Kopf. »Seth blieb nur ein paar Minuten und ging dann ... an seine Arbeit.«
»Und ich bin spazieren gegangen«, sagte Paul trotzig. »Ich brauchte etwas frische Luft, nachdem ich so lange in Ihrem Scheiß-Knast eingesperrt war.«
»Du wirst noch viel länger drinsitzen, wenn du weiterhin so frech bist, Freundchen«, sagte Burgess.
»Hast du die Leiche gefunden?«, fragte Banks.
»Ja.«
»Nicht so schüchtern. Erzähl uns, wie es war«, half ihm Burgess auf die Sprünge.
»Da gibt es eigentlich nichts zu erzählen. Als ich von meinem Spaziergang zurückkam, dachte ich, ich schaue kurz bei Seth vorbei und gucke, was er gerade macht. Ich habe ihm ja oft geholfen. Ich war so eine Art Lehrling. Als ich die Tür aufmachte ...«
»War die Tür zu?«, fragte Burgess.
»Ja. Aber nicht abgeschlossen. Seth hat nie abgeschlossen.«
»Und was hast du gesehen?«
»Sie wissen, was ich gesehen habe. Er hing über seiner Werkbank, tot.«
»Woher wusstest du, dass er tot war? Hast du seinen Puls gefühlt?«
»Nein, natürlich nicht. Ich habe das Blut gesehen. Ich habe seinen Namen gerufen und keine Antwort gekriegt. Ich wusste es einfach.«
»Hast du etwas angefasst?«, wollte Banks wissen.
»Nein. Ich bin hierher gerannt und habe es den anderen erzählt.«
»Bist du in die Nähe der Schreibmaschine gekommen?«
»Warum sollte ich? Ich habe das blöde Ding nicht mal bemerkt. Alles, was ich gesehen habe, war Seth, der tot war.«
Es war schwer zu beurteilen, ob er die Wahrheit sagte oder nicht. Der Schock des Erlebten machte seine Antworten unbestimmt und defensiv.
»Du hast also alles so gelassen, wie du es vorgefunden hast?«, sagte Banks.
»Ja.«
»Heute Nachmittag, während der Versammlung«, fragte Burgess, »hat da jemand für bestimmte Zeit den Raum
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