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Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord

Titel: Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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den Ashram verlassen hatte und unbedingt aus London weg wollte, hatte Mara die Wohnung eines Freundes in Eastvale übernommen, der nach Kanada ausgewandert war.
      Sie brauchte einen Job und beschloss, bevor sie wieder auf ihre Fähigkeiten als Sekretärin zurückgriff, die mittlerweile schon ziemlich eingerostet waren, etwas Handwerkliches zu suchen. Glücklicherweise hörte sie von Elsbeths Laden in Relton und stellte sich gleich dort vor. Dottie, der die Töpferwerkstatt gehörte, war gerade zu krank geworden, um zu arbeiten, und so bekam Mara einen Job als Aushilfe im Laden und durfte zugleich die Werkstatt benutzen. Der Job brachte nicht besonders viel Geld ein, aber zusammen mit der Provision für die Töpferei reichte es aus. Ihre Miete war nicht sehr hoch, außerdem lebte sie bescheiden. Aber sie war einsam.
      Eines Tages hatte sie dann nach der Arbeit im Black Sheep vorbeigeschaut. Sie hatte gerade ihr Gehalt bekommen und wollte sich mit einem Glas Bier und einem Käse-ZwiebelSandwich belohnen. Kaum hatte sie zu essen begonnen, da kam Seth herein. Er stellte sich an die Theke, eine große und schlanke Erscheinung. Das dunkle Haar und der Bart waren ordentlich gestutzt und mit grauen Strähnen durchzogen. Und als er sich umdrehte, fielen ihr seine unergründlichen, traurigen Augen und sein ernster Blick auf. Es knisterte zwischen ihnen, das hatte auch Seth später zugegeben, und Mara fühlte sich wieder so schüchtern wie ein Teenager. Er lächelte sie an, und sie wurde rot, so erinnerte sie sich. Doch als er auf sie zukam, um Hallo zu sagen, gab es auf ihrer Seite keine falsche Koketterie. Zwischen ihnen hatte es nie irgendwelche dummen Spielereien gegeben.
      Er war der erste Mensch, den sie in dieser Gegend kennen gelernt hatte, der einen ähnlichen Background hatte wie sie. Sie hatten den gleichen Musikgeschmack und teilten ihre Ansichten über Selbstständigkeit und die Art und Weise, wie die Welt regiert werden sollte. Sie hatten vor Jahren dieselben Rockfestivals besucht und dieselben Bücher gelesen. In dieser Nacht begleitete sie ihn auf die Farm, die er zu der Zeit noch allein bewohnte; sie verließ sie danach nur noch einmal: um ihrem Vermieter Bescheid zu geben und ihre spärlichen Besitztümer abzuholen.
      Es war eine herrliche Zeit gewesen, eine Zeit, in der Mara ihren Lebensmut zurückgewann. Und obwohl sie sich immer bewusst war, dass es einen Teil an Seth gab, den sie nie kennen lernen würde, dachte sie, dass auch sie Seth glücklich gemacht hatte.
      Und jetzt war er tot. Sie wusste nicht, wie oder woran er gestorben war, sie wusste nur, dass sein Körper aufgehört hatte zu existieren. Ihr spiritueller Glaube, an dem sie zu einem gewissen Grad immer noch festhielt, sagte ihr, dass der Tod lediglich einen Neubeginn darstellte. Für Seths Seele, die unsterblich war, würde es andere Welten geben, vielleicht sogar andere Leben. Aber sie beide würden nie wieder im Bett Wein zusammen trinken, nachdem sie sich geliebt hatten, er würde nie wieder so ihre Stirn küssen, wie er es jedes Mal getan hatte, bevor er in seine Werkstatt ging, oder wie ein Junge bei seiner ersten Verabredung auf dem Weg hinunter ins Black Sheep ihre Hand halten. Und das war daran so schmerzhaft: die Abwesenheit des lebendigen Fleisches. Der Glaube an die Seele war schön und gut, aber sie war viel zu verschwommen, um Mara Trost zu schenken. Der Miniaturkran fuhr aus dem Haufen der Preise hinauf und hielt nichts in seiner Metallkralle.
      Unten redeten die monotonen Stimmen weiter und klangen mehr wie Musik, wie eine indische Raga, nicht wie Worte mit einer Bedeutung. Mara hatte das Gefühl, als wäre ihr Blut dick wie Sirup geworden und hätte die dunkle Farbe von Tinte angenommen. Ihr Körper war schwerer geworden, und Mara begann zu träumen.
      Sie war allein im Heidemoor. Von hoch oben schien ein gewaltiger Vollmond, doch die Landschaft war dunkel und trostlos. Sie stolperte über Heidekraut und Grasbüschel und suchte nach etwas.
      Schließlich kam sie in ein Dorf und ging in den Pub. Es war das Black Sheep, doch das Lokal war ganz modern eingerichtet, es gab Videospiele, Teppiche und nackte Betonwände. Eine Jukebox spielte Musik, die ihr nichts sagte. Sie fragte nach der Farm, doch jeder wendete sich ab und lachte über sie, sodass sie hinauslief.
      Diesmal war draußen Tag, und sie befand sich nicht mehr in Swainsdale. Die Landschaft war fremd, sanfter und grüner, und sie konnte das nahe

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