Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
gemeinsam mit seinen Kollegen an die Arbeit. Sie nahmen Blutproben und untersuchten alles, was sie sonst noch finden konnten.
Banks und Burgess gingen wieder nach draußen und zündeten sich noch eine Zigarette an. Wenige Minuten später gesellte sich Glendenning zu ihnen.
»Was haben Sie rausgefunden, Doc?«, wollte Burgess wissen.
Glendenning schenkte ihm keine Beachtung und sprach unmittelbar Banks an. »Er ist tot, mehr kann ich im Moment nicht sagen.«
»Kommen Sie, Doc!«, sagte Burgess. »Sicherlich können Sie uns mehr sagen.«
»Können Sie Ihren aufdringlichen Freund hier bitten, nur für einen winzigen Moment mal die Klappe zu halten?«, sagte Glendenning zu Banks mit ruhiger, rauchiger Stimme, die mit Edinburgher Akzent getränkt war. »Und sagen Sie ihm, er soll mich nicht Doc nennen.«
»Himmel Herrgott.« Burgess schnippte den Stummel seiner Zigarre auf ein Gemüsebeet und vergrub die Hände in seinen Taschen. Wie gewöhnlich trug er seine Lederjacke über einem am Hals offenen Hemd. Das einzige Zugeständnis, das er der Kälte gemacht hatte, war ein Pullover mit VAusschnitt. Jetzt in der Dunkelheit schwebten ihre Atemwolken in der Luft und wurden vom unheimlichen Schein der nackten Glühbirne aus der Werkstatt erleuchtet.
Glendenning zündete sich eine Zigarette an und wendete sich wieder an Banks, der genau wusste, dass man ihn nicht drängen durfte. »Für mich sieht es so aus«, sagte der Doktor langsam, »dass die Kopfwunde nicht schlimm genug war, um zum Tode zu führen. Ich kann mich nicht dafür verbürgen, aber ich glaube nicht, dass es sich um Schädelbruch handelt.«
Banks nickte. »Was war Ihrer Meinung nach die Todesursache?«
»Blutverlust. Und er hat es aus den Knöcheln verloren.«
»Aus den Knöcheln?«
»Ja«, fuhr Glendenning fort. »Die Adern auf der Innenseite jedes Knöchels wurden aufgeschnitten. Ich habe eine Klinge gefunden, höchstwahrscheinlich von einem Hobel. Sie lag im Blut, und es sieht so aus, als wenn sie dafür benutzt wurde. Natürlich muss ich das noch überprüfen.«
»Dann war es Selbstmord?«, fragte Burgess.
Glendenning ignorierte ihn und sprach weiter ausschließlich mit Banks. »Die meisten Selbstmörder mit einer Schwäche für einen blutigen Tod«, sagte er, »schneiden sich die Handgelenke auf. Die Knöchel jedoch sind genauso wirkungsvoll, wenn nicht noch mehr. Ob er sich aber die Wunden selbst zugefügt hat oder nicht, kann ich nicht sagen.«
»Er hat schon mal einen Selbstmordversuch unternommen«, sagte Banks. »Und es gibt einen Abschiedsbrief.«
»Tja, das gehört in Ihren Zuständigkeitsbereich, oder?«
»Was kam zuerst«, fragte Banks, »die Kopfverletzung oder die aufgeschnittenen Knöchel?«
»Auch das kann ich nicht sagen. Er könnte mit dem Kopf aufgeschlagen sein, als er das Bewusstsein verlor, oder aber jemand hat ihm den Kopf eingeschlagen und dann die Knöchel aufgeschlitzt. Wenn beides kurz hintereinander passiert ist, wird man auch kaum sagen können, was zuerst kam. Es sieht so aus, als wäre die Kopfwunde durch den Schraubstock verursacht worden. Ich habe Blut daran festgestellt. Aber natürlich muss man prüfen, ob es übereinstimmt. Und der Schraubstock muss mit der Form der Wunde verglichen werden.«
»Wie lange ist er schon tot?«, fragte Banks. »Schätzungsweise.«
Glendenning lächelte. »Sie lernen dazu, mein Junge«, sagte er. »Man kann immer nur schätzen.« Er zog sein Notizbuch zu Rate. »Nun, die Leichenstarre ist nicht viel weiter als bis zum Hals geschritten, und die Körpertemperatur ist um 2,5 Grad abgesunken. Ich würde sagen, er ist nicht länger als zwei oder drei Stunden tot.«
Banks schaute auf seine Uhr. Es war sechs Uhr. Also war Cotton wahrscheinlich zwischen drei und vier Uhr am Nachmittag gestorben.
»Der Krankenwagen wird bald hier sein«, sagte Glendenning. »Ich habe ihn gerufen, bevor ich losgefahren bin. Ich tüte besser Kopf und Füße ein, bevor sie hier sind. Wir wollen uns doch von einem doofen, jungen Krankenwagenfahrer das Beweisstück nicht ruinieren lassen, oder?«
»Können Sie heute Nacht noch die Obduktion machen?«, fragte Banks.
»Tut mir Leid, mein Junge. Wir haben die Tochter und den Schwiegersohn übers Wochenende zu Besuch. Gleich morgen früh?«
Banks nickte. Ihm war klar, dass sie in der Vergangenheit von Glendennings Eifer, die Autopsie sofort anzugehen, verwöhnt
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