Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
dem Inhalt interessiert?«
» Selbstverständlich. «
Courtney faltete das Papier vollständig auseinander, starrte es an, legte es dann wieder beiseite und schob die Daumen unter die Hosenträger. »Eigentlich ist es nicht viel«, sagte er. »Er hinterlässt das Haus und das wenige Geld, das er besaß - irgendwas im Bereich von zweitausend Pfund, glaube ich, aber das müssen Sie noch bei der Bank überprüfen -, einer Mara Delacey.«
»Mara? Und das war's?«
»Nicht ganz. Merkwürdigerweise hat er erst vor wenigen Monaten eine Änderung vorgenommen. Kurz vor Weihnachten, um genau zu sein. Sie hat keine Auswirkung auf den ursprünglichen Nachlass, sondern schreibt lediglich vor, dass alles Material, Vermögen und Wohlwollen, welches seine Tischlerei betrifft, in der Hoffnung, dass er es vernünftig benutzen wird, an Paul Boyd übergehen soll.«
»Verdammt noch mal!«
»Stimmt was nicht?«
»Nein, nichts. Entschuldigen Sie. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?«
»Wenn es sein muss.« Courtney nahm einen sauberen Aschenbecher aus der Schublade und schob ihn missbilligend zu Banks hinüber. Davon unbeeindruckt zündete sich Banks eine Zigarette an.
»So wie ich das sehe«, sagte Banks, »hat er also das Haus und das Geld Mara vermacht, nachdem er sie erst seit einem Jahr oder so gekannt hat, und die Tischlerei Paul, nachdem der Junge erst seit ein paar Monaten auf der Farm gewesen ist.«
»Wenn Sie das sagen, Chief Inspector. Das würde darauf schließen lassen, dass Mr. Cotton anderen Menschen schnell vertraute.«
»Allerdings. Oder dass es niemand anderen gab, den er auch nur in Betracht ziehen konnte. Ich bezweifle, dass er gewollt hätte, dass seine gesamte Habe an den Staat fällt. Aber wer weiß, wo Boyd gewesen wäre, wenn Cotton eines natürlichen Todes gestorben wäre? Oder Mara. Könnte er geahnt haben, dass er in Gefahr schwebte?«
»Die Frage kann ich Ihnen leider nicht beantworten«, sagte Courtney. »Unsere Aufgabe umfasst lediglich die gesetzlichen Formalitäten, und Mr. Cotton hat mit Sicherheit mit keinem Wort ein kurz bevorstehendes Ableben erwähnt. Wenn ich Ihnen sonst irgendwie helfen kann, dann bin ich natürlich jederzeit dazu bereit.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Banks. »Ich glaube, das ist alles. Werden Sie Mara Delacey informieren?«
»Wir werden uns zu gegebener Zeit mit den Begünstigten in Verbindung setzen, ja.«
»Ist es in Ordnung, wenn ich ihr heute Nachmittag davon erzähle?«
»Ich sehe nicht, was dagegen spricht. Und Sie könnten sie bitten, hier im Büro vorbeizuschauen. Wenn möglich, beide. Ich erkläre ihnen sehr gern die Vorgehensweise. Wenn Sie irgendwelche Probleme mit der Bank bekommen sollten, Chief Inspector, dann verweisen Sie sie an mich. Es handelt sich um die National Westminster Bank, oder NatWest, wie sie sich meines Wissens heutzutage nennt. Die Filiale am Marktplatz. Der Leiter ist ein sehr geschätzter Klient.«
»Ich kenne die Filiale.« Ich kenne sie, dachte Banks, ich starre sie praktisch jeden Tag stundenlang ununterbrochen an.
»Dann auf Wiedersehen, Chief Inspector. Es war mir ein Vergnügen.«
Verwirrter denn je ging Banks hinaus auf die Straße. Bevor er jedoch zurück ins Revier kam, musste er erst seine konfusen Gedanken ein wenig sortieren. Das Testament hatte mit dem Fall wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun. Seth Cotton hatte einfach mehr Weitblick besessen, als die meisten Menschen von ihm erwartet hätten. Was war falsch daran? Da seine Eltern tot waren und er keine nahe Verwandtschaft hatte, war es vollkommen natürlich, dass er das Haus Mara hinterließ. Und Paul Boyd war schließlich sein Lehrling. Aus Seths Perspektive handelte es sich um eine Geste des Vertrauens und der Zuneigung.
Selbst wenn Mara und Paul gewusst hätten, was sie erben würden, hätte keiner von beiden, das stand für Banks fest, Seth ermordet, um es zu bekommen. Mit Seth war das Leben für Mara eindeutig besser als ohne ihn. Und was für hässliche Seiten Boyds Charakter auch verbergen mochte, er war weder dumm noch kleinkariert genug, um für einen Satz Tischlerwerkzeuge zu töten. Vergiss also das Testament, sagte sich Banks. Es war eine nette Geste, aber es war unwichtig. Außer vielleicht was das Datum betraf. Warum hatte er nach Courtneys Vorschlag zwei Jahre gewartet, bis er das Testament tatsächlich aufsetzte? Unentschlossenheit?
Daraus ergab sich zudem
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