Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
davon?«
»Keine Ahnung.«
»Er hat diesen Zusatz so um Weihnachten letztes Jahr gemacht.«
»Vielleicht war das seine Vorstellung von einem Geschenk.«
»Aber was hat ihn zu dem Gedanken veranlasst, er würde sterben? Wie alt war Seth - vierzig? Unter normalen Umständen hätte er siebzig oder so werden können. Hat er sich wegen irgendetwas Sorgen gemacht?«
»Seth erschien immer ... nicht besorgt, eher nachdenklich. In letzter Zeit war er sogar noch trübsinniger geworden. So war er einfach.«
»Aber es gab keinen besonderen Grund?«
Mara schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er sich selbst umgebracht hat, Mr. Banks. Er besaß eine Menge, wofür sich zu leben lohnte. Er hätte uns nicht so einfach im Stich gelassen. Jeder hat sich auf Seth verlassen. Wir schauten zu ihm auf. Und er hat sich um mich gekümmert, um uns alle. Ich glaube, jemand muss ihn getötet haben.«
»Wer?«
»Ich weiß es nicht.«
Banks veränderte seine Sitzposition auf der Kiste. Die Oberfläche war hart, außerdem spürte er, wie sich ein Nagel in seinen rechten Oberschenkel bohrte. »Erinnern Sie sich an Elizabeth Dale?«
»Liz. Ja, natürlich. Komisch, ich habe erst letzte Nacht an sie gedacht.«
»An was haben Sie gedacht?«
»Ach, an nichts Besonderes. Wahrscheinlich wie eifersüchtig ich war, als sie damals auf die Farm kam. Da kannte ich Seth erst ein halbes Jahr. Wir waren glücklich, aber, ich weiß auch nicht, ich war wohl unsicher. Bin es noch immer.«
»Warum waren Sie eifersüchtig?«
»Vielleicht ist es nicht das richtige Wort. Ich fühlte mich nur ausgeschlossen, das ist alles. Seth und Liz kannten sich schon lange, und ich teilte ihre Erinnerungen nicht. Sie saßen immer noch lange zusammen und redeten, nachdem ich ins Bett ging.«
»Haben Sie gehört, über was die beiden geredet haben?«
»Nein. Ich konnte oben nichts verstehen. Rauchen Sie nur, wenn Sie wollen.«
»Danke.« Sie musste bemerkt haben, wie er sich nervös nach einem Aschenbecher umgesehen hatte. Er zog seine Schachtel hervor und bot Mara eine Zigarette an.
»Ich glaube, ich nehme eine«, sagte sie. »Ich habe heute einfach keine Lust, mir eine zu drehen.«
»Mochten Sie Liz Dale?«
Mara zündete sich die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Nicht besonders. Ich weiß nicht warum, es war nur so ein Gefühl. Sie war natürlich ziemlich verkorkst, aber selbst so erschien sie wie jemand, der die Menschen ausnutzt und sich zu sehr auf andere verlässt. Sie hatte etwas Berechnendes an sich.« Sie zuckte müde mit den Schultern und blies Rauch durch die Nase aus. »Aber sie war eine Freundin von Seth. Ich habe nichts gesagt.«
»Also haben Sie sich mit ihr abgefunden?«
»Das war ja nicht schwer. Sie war nur drei Tage bei uns, dann kamen diese SS-Männer von der Klinik und haben sie zurückgebracht.«
»Zuerst kam Dennis Osmond, oder?«
»Ja. Aber er war zu nachgiebig, hieß es. Er konnte nicht verstehen, warum sie nicht bei uns bleiben durfte, besonders da sie ja nicht eingewiesen worden war oder so, sondern von allein in die Klinik gegangen ist. Er hat sich mit dem Klinikpersonal rumgestritten, aber es hat nichts gebracht.«
»Wie kamen Osmond und Liz zurecht?«
»Das weiß ich wirklich nicht. Ich meine, er hat sich für sie eingesetzt, mehr nicht.«
»Zwischen ihnen war nichts?«
»Was meinen Sie? Sexuell?«
»Was auch immer.«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Sie haben sich nur zweimal getroffen, und ich würde nicht sagen, dass sie sein Typ war.«
»Und dabei hat Seth Osmond kennen gelernt?«
»Soweit ich weiß.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass Osmond Liz bereits kannte?«
»Nein. Aber man kann sich täuschen. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Das weiß ich selbst nicht so genau. Ich folge nur meinem Riecher.«
»Mr. Banks«, flüsterte Mara plötzlich, »glauben Sie, dass Dennis Osmond Seth getötet hat? Ist es das? Ich weiß, dass Seth es nicht selbst getan haben kann, und ich ... ich glaube, ich kann nicht mehr klar denken.«
»Ganz ruhig.« Banks fing sie auf, als sie nach vorn vom Hocker rutschte. Ihr Haar roch nach Äpfeln. Er setzte sie auf den ungepolsterten Stuhl in der Ecke. Tränen füllten ihre Augen. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Entschuldigen Sie. Dieses Beruhigungsmittel nimmt mir fast jedes Gefühl, aber ...«
»Es ist trotzdem
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