Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
sowohl Elizabeth Dale als auch Dennis Osmond durch die Beschwerden, die sie unabhängig voneinander eingelegt hatten, einen Bezug zu Constable Gill. Und nun hatte es den Anschein, dass es noch eine weitere Verbindung zwischen Osmond und Dale gab.
Wo befand sich Elizabeth Dale heute? Er würde nach Huddersfield fahren und sie selbst ausfindig machen müssen. Aus Erfahrung wusste er, dass es absolut keinen Sinn hatte, mit Ärzten per Telefon zu verhandeln. Aber das würde bis morgen warten müssen. Zuerst wollte er mit Mara sprechen, vorausgesetzt, ihr ging es gut genug. Bevor er aufbrach, wollte er jedoch Jenny anrufen, um zu versuchen, ihren Streit von Sonntagmittag aus der Welt zu schaffen.
Gerade, als er zum Hörer greifen wollte, klingelte das Telefon.
»Chief Inspector Banks?«
»Am Apparat.«
»Mein Name ist Lawrence Courtney von Courtney, Courtney und Courtney. Rechtsanwälte.«
»Ja, ich habe von der Kanzlei gehört. Was kann ich für Sie tun?«
»Es geht eher darum, was ich für Sie tun könnte«, sagte Courtney. »Heute Morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass ein gewisser Seth Cotton verstorben ist. Ist das korrekt?«
»Das stimmt, ja.«
»Nun, möglicherweise interessiert es Sie zu erfahren, Chief Inspector, dass wir Mr. Cottons Testamentsvollstrecker sind.«
»Testament?«
»Ja, Testament.« Er klang leicht irritiert. »Sind Sie interessiert?«
»Aber sicher.«
»Würde es Ihnen passen, nach dem Mittag in unserem Büro vorbeizukommen?«
»Ja, sicherlich. Aber hören Sie, können Sie mir sagen ...«
»Gut. Ich treffe Sie dann. Sagen wir, so um halb drei? Auf Wiedersehen, Chief Inspector.«
Banks knallte den Hörer auf. Aufgeblasener ScheißRechtsanwalt. Er fluchte und griff nach einer Zigarette. Aber ein Testament? Das kam unerwartet. Banks hätte nicht gedacht, dass sich solch ein Nonkonformist wie Seth mit dem Aufsetzen eines Testamentes abgegeben hätte. Andererseits besaß er Grund und Boden sowie ein Geschäft. Aber wie konnte er überhaupt in Erwägung gezogen haben, in naher Zukunft zu sterben?
Banks notierte sich den Namen des Rechtsanwaltes und den Termin des Treffens und klebte den Zettel auf seinen Schreibtisch. Dann holte er tief Luft, rief Jenny in ihrem Universitätsbüro in York an und kam gleich zur Sache. »Es tut mir Leid wegen gestern. Ich kann mir denken, wie es geklungen haben muss, aber ich wusste nicht, wie ich es dir sonst sagen sollte.«
»Ich habe übertrieben reagiert«, sagte Jenny. »Ich komme mir wie ein Idiot vor. Du hast wohl nur deinen Job gemacht.«
»Eigentlich wollte ich es dir gar nicht erzählen. Aber dann habe ich gemerkt, dass es gefährlich sein könnte, in Osmonds Nähe zu sein.«
»Und ich hätte deine Warnung nicht als Einmischung verstehen dürfen. Aber allmählich bin ich ziemlich frustriert. Scheiß-Männer! Warum suche ich mir immer wieder die falschen aus?«
»Spielt es für dich eine Rolle, was er getan hat?«
»Natürlich tut es das.«
»Wirst du ihn weiterhin treffen?«
»Keine Ahnung.« Sie täuschte einen gelangweilten Ton vor. »So langsam ödet er mich sowieso an. Hat es irgendwelche Entwicklungen gegeben?«
»Wobei? Beim Einbruch oder dem Mord an Gill?«
»Nun, bei beiden, wenn du schon fragst. Was ist los? Du klingst ein bisschen angespannt.«
»Ach, nichts. Es war ein anstrengender Morgen, das ist alles. Außerdem hatte ich Bammel, dich anzurufen. Hast du von Seth Cotton gelesen?«
»Nein. Ich kam heute Morgen nicht dazu, in die Zeitung zu schauen. Wieso, was ist passiert?«
Banks erzählte es ihr.
»O Gott. Arme Mara. Glaubst du, ich kann irgendetwas tun?«
»Weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, in welcher Verfassung sie jetzt ist. Ich will sie heute Nachmittag noch besuchen. Ich grüße sie von dir, wenn du willst.«
»Ja, bitte. Sag ihr, wie Leid es mir tut. Und wenn sie jemanden zum Reden braucht ... Was ist deiner Meinung nach passiert? Oder kannst du es nicht sagen?«
»Ich wünschte, ich könnte.« Banks gab ihr eine Zusammenfassung seiner Gedanken.
»Und ich nehme an, du fühlst dich verantwortlich, oder? Ist das der Grund, warum du nicht glauben willst, dass es Boyd getan hat?«
»Was das Schuldgefühl angeht, hast du Recht. Burgess hätte ihn nie gehen lassen, wenn ich ihn nicht dazu gedrängt hätte.«
»Burgess kommt mir kaum wie der Typ Mensch vor, der
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