Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
nicht lange bei der Polizei, und größtenteils gefällt es mir gut. Zuerst hätte ich das nicht gedacht, doch jetzt gefällt es mir. Ich möchte bei der Polizei Karriere machen.« Er schaute Banks eindringlich an. »Ich würde gerne zur Mordkommission. Ich bin nicht dumm. Ich habe was im Kopf. Ich war auf der Universität, und eigentlich wollte ich Lehrer werden, so hatte ich mir das gedacht, aber, tja, Sie kennen den Arbeitsmarkt. Heutzutage scheint man keine andere Chance mehr zu haben, als zur Polizei zu gehen. Also habe ich das getan. Aber wie gesagt, es gefällt mir. Es ist eine Herausforderung.«
Banks holte eine Zigarette hervor und legte eine hohle Hand um sein blaues Bic-Feuerzeug. Er brauchte vier Versuche, um seine Zigarette anzuzünden. Er wünschte, Grant würde zur Sache kommen, aber er wusste auch, dass er geduldig sein und zuhören musste. Der Junge war dabei, aus der Reihe zu scheren und einen Kollegen zu verpetzen. Die Rechtfertigungen für ein solches Verhalten hatte Banks schon tausendmal anhören müssen, und auch diesmal waren sie der Preis, den er für Informationen zu zahlen hatte.
»Es ist nur so«, fuhr Grant fort, »tja ... es läuft da nicht alles so sauber ab, wie ich dachte.«
Naiver Kerl, dachte Banks. »Es ist überall das Gleiche«, sagte er, um den Jungen zu ermutigen. »Egal, was man macht, es gibt immer eine Menge Arschlöcher. Vielleicht zieht unsere Branche mehr als die normale Quote von Rüpeln, Faulenzern, Sadisten und so weiter an. Aber das heißt nicht, dass wir alle so sind.« Banks zog an seiner Zigarette. Gemischt mit der Meeresluft schmeckte sie anders. Unter ihnen brach eine Welle gegen die Mauer, und die Gischt spritzte ihre Füße voll.
»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Grant, »und ich glaube, dass Sie Recht haben. Ich wollte nur, dass Sie wissen, auf welcher Seite ich stehe. Ich glaube nicht, dass der Zweck die Mittel heiligt. Für mich ist jeder, wie es so schön heißt, so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist. Ich behandele die Menschen mit Respekt, egal welche Hautfarbe sie haben und wie sie angezogen sind oder welche Frisur sie tragen. Ich sage nicht, dass ich jeden Typen gut finde, mit dem wir zu tun haben, aber ich bin kein Schläger.«
»Und Gill war einer?«
»Ja.« Eine große Welle drohte kurz vor der Mauer zu brechen, und die beiden traten schnell einen Schritt zurück, um der Gischt zu entgehen. Trotzdem bekamen sie einen leichten Schauer ab. Banks Zigarette wurde nass, er warf sie weg.
»War das allgemein bekannt?«
»O ja. Er hielt damit nicht hinter dem Berg. Schauen Sie, für Gill ging es nicht nur um Überstunden, um das Geld. Er hatte Spaß an seinem Job, aber manche Seiten daran mochte er besonders, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Ich glaube schon. Fahren Sie fort.«
»Gill war sehr geschickt mit seinem Schlagstock. Und es machte ihm Spaß. Jedes Mal, wenn wir um Unterstützung für Demos, Streiks und so weiter gebeten wurden, war er der Erste, der sich meldete. Während des Streiks der Minenarbeiter, als man Polizei von überall her gebraucht hat, ist er auf den Geschmack gekommen. Er gehörte zu der Sorte, die mit ein paar Scheinen vor den streikenden Minenarbeitern rumwedelten, um sie zu verspotten, bevor man auf sie eindrosch. Er wurde in der Tactical Aid Group ausgebildet.«
Die TAG, so wusste Banks, war eine Art Polizei innerhalb der Polizei. Die Mitglieder der Gruppe wurden paramilitärisch ausgebildet und lernten, mit Waffen, Gummigeschossen und Tränengas umzugehen. Wenn ihre Ausbildung beendet war, kehrten sie in den normalen Dienst zurück und blieben für besondere Situationen auf Abruf - Situationen wie Demos und Streiks. Die offizielle Bezeichnung war in PSU - Police Support Unit - abgeändert worden, weil die TAG in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf besaß und der Name zu martialisch klang.
»Hat er sich in Eastvale auch so verhalten?«, fragte Banks.
»Ich kann es nicht beschwören, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Gill die Verantwortung für die Ereignisse trägt. Schauen Sie, die Situation hatte sich ziemlich zugespitzt. Wir waren alle dicht eingeschlossen. Gill stand mit ein paar anderen oben auf den Stufen und schaute nur runter, wie die Leute drängelten und schoben. Sehen konnte man allerdings nicht viel, durch diese altmodischen Straßenlaternen war es verdammt dunkel. Wie auch immer, einer der Demonstranten schmiss mit einer
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