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Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord

Titel: Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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du so willst.«
      »Aber warum? Ich meine, wie werden Menschen so?«
      »Dafür gibt es keine Regeln«, sagte Jenny, »aber man glaubt, dass es viel mit den familiären Verhältnissen zu tun hat. Die Menschen, die wir Soziopathen nennen, haben normalerweise von klein auf Missbrauch, Grausamkeit und Ablehnung durch ihre Eltern erlitten, oder wenigstens von einem Elternteil. Als Reaktion darauf lehnen sie die Gesellschaft ab und werden selbst grausam.«
      »Was sind die Anzeichen?«
      »Antisoziale Handlungen: Diebstahl, Rücksichtslosigkeit, Grausamkeit zu Tieren. Schwer zu sagen.«
      »Was sind das für Menschen?«
      »Sie fühlen nichts bei dem, was sie tun. Sie können jede grausame Handlung - selbst Mord - vor sich rechtfertigen. Sie erkennen nicht wirklich, dass sie etwas Falsches getan haben.«
      »Kann man ihnen helfen?«
      »Manchmal. Das Problem ist, dass sie durch das, was ihnen widerfahren ist, vom Rest der Gesellschaft isoliert sind. Sie haben selten Freunde und keinerlei Sinn für Treue.«
      »Also ist es unmöglich, ihnen zu helfen?«
      »Für sie ist es sehr schwer, anderen Menschen Liebe und Vertrauen zu schenken oder die Gefühle anderer zu erwidern. Wenn man seine Liebe nicht zeigt, dann besteht auch nicht die Gefahr, im Falle einer Zurückweisung verletzt zu werden. Da steckt das eigentliche Problem: Sie brauchen jemanden, der ihnen vertraut und Gefühle für sie hat, aber genau diese Dinge können sie am schwersten annehmen.«
      »Also ist es hoffnungslos.«
      »Oft ist es zu spät«, sagte Jenny. »Wenn sie früh behandelt werden, kann man ihnen helfen, doch manchmal sitzt das Verhaltensmuster schon wenn sie in die Pubertät kommen so tief, dass es beinahe unabänderlich ist. Aber hoffnungslos ist es nie.« Sie beugte sich nach vorn und legte ihre Hand auf Maras. »Du sprichst von Paul, nicht wahr?«
      Schroff wich Mara zurück. »Wie kommst du darauf?«
      »Dein Gesichtsausdruck, der Ton in deiner Stimme. Es geht nicht um eine Geschichte, die du schreibst. Es ist eine wahre Geschichte, oder?«
      »Und wenn?«
      »Ich kann dir nicht sagen, ob Paul ein Soziopath ist oder nicht, Mara. Ich kenne ihn nicht gut genug. Aber das Leben auf der Farm scheint ihm gut zu tun.«
      »O ja«, sagte Mara. »Es tut ihm gut, meine ich. Seit er bei uns lebt, ist er wesentlich offener und freundlicher. Abgesehen von den letzten Tagen.«
      »Tja, logisch, dass ihn diese Polizeibesuche mitnehmen. Aber das hat nichts zu bedeuten. Du glaubst doch nicht, er könnte den Polizisten umgebracht haben, oder?«
      »Du darfst niemandem von diesem Gespräch erzählen«, sagte Mara schnell. »Besonders Inspector Banks nicht. Die Polizei sucht ja nur nach einem Grund, um Paul mit der Sache in Verbindung zu bringen. Und ich bin mir sicher, dass Burgess dann ein Geständnis aus ihm herauspresst.«
      »Das werden sie nicht tun«, sagte Jenny. »Du hast doch keinen konkreten Grund, Paul für schuldig zu halten, oder?«
      »Nein.« Mara war unsicher, ob sie überzeugend klang. Das Gespräch war ihr aus den Händen geglitten, aber jetzt schien es unmöglich zu sein, sich auf neutralen Boden zurückzuziehen. »Ich mache mir nur Sorgen um ihn, das ist alles«, fuhr sie fort. »Er hat es immer schwer gehabt. Seine Eltern haben ihn abgelehnt und seine Pflegeeltern haben ihn gefühllos behandelt.«
      »Aber das hat nicht viel zu bedeuten«, sagte Jenny. »Wenn das alles ist, worüber du dir Sorgen machst, dann solltest du dir nicht weiter den Kopf zerbrechen. Viele Menschen stammen aus zerrütteten Verhältnissen und schlagen sich durch. Es sind schon extreme Umstände nötig, um einen Soziopathen hervorzubringen. Man hat auch nicht bei jedem Wehwehchen oder Schmerz gleich Krebs, oder?«
      Mara nickte. »Tut mir Leid, dass ich versucht habe, dich anzuschwindeln«, sagte sie. »Das war nicht fair von mir. Aber jetzt fühle ich mich besser. Vergessen wir das einfach alles, ja?«
      »Na gut, wenn du willst. Aber sei vorsichtig, Mara. Ich habe nicht gesagt, dass Paul ungefährlich ist. Ich weiß es einfach nicht. Wenn du einen wirklichen Verdacht hast...«
      Doch Mara hörte nicht mehr zu. Die Tür ging auf und ein seltsam aussehender Mann kam herein. Aber es war nicht seine merkwürdige Erscheinung, die ihr zu schaffen machte, es war das Messer, das er vorsichtig in seiner Hand hielt. Bleich und zitternd stand sie auf.
      »Ich muss gehen«, sagte sie. »Entschuldige,

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