Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
Das Problem ist nur, dass er sich auf Terroristen und Linke im Allgemeinen eingeschossen hat.«
»Und du siehst das anders?«
»Ja.« Banks erzählte ihm von seinem Treffen mit Tony Grant und den Möglichkeiten, die sich daraus für den Fall ergeben hatten. »Außerdem«, fügte er hinzu, »wenn irgendeine terroristische Aktion geplant gewesen wäre, dann kann man ja wohl davon ausgehen, dass die Special Branch davon gewusst hätte, oder?«
Gristhorpe verdaute die Informationen und grübelte einen Augenblick darüber nach. Dann sah er Banks mit seinen hellblauen Augen an und rieb sich das Kinn. »Ich möchte nicht bestreiten, dass du Recht haben könntest«, sagte er, »aber bleib um Himmels willen auf dem Boden. Wenn du dich in diese Sache verrennst, kannst du dir eine Menge Ärger einhandeln - und mir auch. Ich habe Verständnis dafür, dass du deinem Riecher folgen willst - andernfalls wärst du ein schlechter Polizist - und vielleicht möchtest du es auch Dirty Dick zeigen. Aber sei vorsichtig. Nur weil sich Gill als Arschloch erwiesen hat, muss er deswegen noch nicht umgebracht worden sein. Burgess könnte Recht haben.«
»Ich weiß. Es ist nur eine Theorie. Aber danke für die Warnung.«
Gristhorpe lächelte. »Nimm keine Rücksicht darauf. Aber häng es nicht an die große Glocke. Wenn Burgess herausfindet, dass du eine private Ermittlung durchführst, dann macht er aus deinen Eingeweiden Hosenträger. Und nicht nur er. Der stellvertretende Polizeipräsident wird mit deinen Eiern Billard spielen.«
»Da werden mir wohl schnell die Organe ausgehen«, sagte Banks grinsend.
»Und dieses Gespräch hat nie stattgefunden. Ich habe keine Ahnung, was du vorhast, abgemacht?«
»Abgemacht.«
»Aber halte mich auf dem Laufenden. Gott, wie ich diese verdammte Taktiererei hasse.«
Banks wusste, dass Gristhorpe aus einer radikal gesinnten Familie stammte - Anhänger der ersten organisierten Arbeiterbewegung waren darunter, der Chartisten, sowie Gegner der Getreidegesetze. Im Familienstammbaum lauerte sogar ein Luddit, einer jener aufrührerischen Arbeiter, die Anfang des neunzehnten Jahrhunderts aus Furcht vor Arbeitslosigkeit Maschinen zerstörten. Gristhorpe selbst war konservativ, allerdings nicht im Sinne einer Parteizugehörigkeit. Er war wertkonservativ; die Menschenrechte, für die jahrhundertelang gekämpft und schließlich gewonnen worden war, lagen ihm am Herzen. So sah er auch seinen Job, er wollte die Menschen verteidigen und nicht angreifen. Banks vertrat die gleiche Berufsauffassung, und das war ein Grund, warum die beiden sich so gut verstanden.
Banks trank seinen Tee aus und schaute auf die Uhr. »Wo wir gerade bei Dirty Dick sind, ich muss los. Er hat für ein Uhr eine Konferenz im Queen's Arms anberaumt.«
»Sieht so aus, als hätte er sich ganz dort niedergelassen.«
»Da liegst du gar nicht so falsch.« Banks erzählte von Glenys und zog seine Jacke an. »Davon mal abgesehen«, fügte er hinzu, »säuft er wie ein Loch.«
»Also ist er nicht nur wegen Glenys und ihrer Reize dort?«
»Nein.«
»Hast du ihn schon besoffen erlebt?«
»Noch nicht.«
»Gut, pass auf ihn auf. Hier trinkt zwar jeder, aber irgendwann ist der Spaß vorbei. Das Letzte, was du gebrauchen kannst, ist, in einer brenzligen Situation auf einen Schluckspecht angewiesen zu sein.«
»Ich glaube nicht, dass man sich da Sorgen machen muss«, sagte Banks und ging zu seinem Wagen. »Er hat schon immer gut geschluckt. Und ein geiler Bock war er auch immer. Aber was soll ich machen, wenn er es übertreibt? Ich sehe schon seinen Blick vor mir, wenn ich ihm vorschlage, sich bei den Anonymen Alkoholikern zu melden.«
Gristhorpe stand neben dem Wagen. Banks kurbelte das Fenster herunter, schob die Lightning-Hopkins-Kassette wieder in den Schlitz und zündete sich eine Zigarette an.
Der Superintendent schüttelte den Kopf. »Es wird auch Zeit, dass du diese furchtbare Angewohnheit aufgibst«, sagte er. »Und was diesen Krach angeht, den du Musik nennst...«
Banks lächelte und drehte den Schlüssel im Zündschloss herum. »Weißt du was?«, sagte er. »Ich glaube, du wirst langsam ein unerträglicher, alter Kauz. Ich weiß, dass du kein Gehör für Musik hast und Mozart nicht von den Beatles unterscheiden kannst, aber vergiss nicht, es ist noch nicht lange her, dass du selbst mit Rauchen aufgehört hast. Hast du gar keine schlechten
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