Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
uns nicht viel zu tun«, sagte Mara. »Ich glaube, für ihren Geschmack sind wir zu traditionell.«
Jenny lachte. »Dann kannst du dich ja glücklich schätzen.« Sie zog ihre Pelzjacke aus und setzte sich hin. »Ich habe gehört, dass sie Hackfleisch aus Burgess gemacht hat. Alan hat sie auch schon mal den Marsch geblasen. Er macht jetzt einen weiten Bogen um sie.«
»Alan? Ist das der Polizist, den du kennst? Chief Inspector Banks?«
Jenny nickte. »Er ist in Ordnung. Warum? Wolltest du darüber mit mir reden?«
»Was meinst du?«
»Tu doch nicht so geheimnisvoll. Ich weiß, dass ihr seit der Demo die Polizei auf dem Hals habt. Ich habe mich nur gefragt, ob du deswegen mit mir sprechen wolltest. Deine Nachricht war ja nicht gerade aufschlußreich.«
Mara lächelte. »Ich kenne mich mit Anrufbeantwortern einfach nicht so gut aus, tut mir Leid.«
»Kein Problem. Du hast dich nur furchtbar besorgt und ernst angehört. Bist du das?«
Ein Dominostein klackte laut auf das Spielbrett, offensichtlich der letzte Zug zum Sieg. »Nein, nicht so sehr, wie ich wahrscheinlich geklungen habe«, sagte Mara. »Aber es geht um die Demo. Jedenfalls zum Teil.« Da Jenny Banks erwähnt hatte, konnte sie auch gleich versuchen, etwas über den Stand der Ermittlung und die Gedanken der Polizei herauszufinden.
»Dann schieß los.«
Mara holte tief Luft und erzählte Jenny von den jüngsten Vorgängen auf der Farm, besonders von Burgess' Besuch.
»Ihr solltet euch beschweren«, riet ihr Jenny.
Mara schnaubte. »Beschweren? Bei wem denn? Er hat uns erzählt, was passieren würde, wenn wir es tun. Anscheinend ist sein Boss ein noch größeres Arschloch als er.«
»Versuch es hier. Superintendent Gristhorpe ist kein schlechter Kerl.«
Mara schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht. Die Polizei würde sich niemals eine Beschwerde von Leuten wie uns anhören.«
»Sei dir da nicht so sicher, Mara. Alan möchte es verstehen. Er ist nur hinter der Wahrheit her.«
»Ja, aber ... ich kann es nicht richtig erklären. Was denken sie wirklich von uns, Jenny? Glauben die, dass einer von uns den Polizisten umgebracht hat?«
»Keine Ahnung. Wirklich, ich weiß es nicht. Ihr steht im Mittelpunkt des Interesses, ja. Ich würde lügen, wenn ich das bestreiten wollte. Aber ich glaube nicht, dass es so weit geht, dass sie wirklich jemanden verdächtigen. Noch nicht.«
»Aber warum belästigen sie uns dann die ganze Zeit? Wann wird das aufhören?«
»Wenn sie den Mörder gefunden haben. Sie belästigen nicht nur euch, sondern jeden, der bei der Demo engagiert war. Sie waren auch bei Dennis, bei Dorothy Wycombe und den Studenten. Einstweilen werdet ihr das über euch ergehen lassen müssen.«
»Sieht so aus.« Die alten Männer mischten die Dominosteine für ein neues Spiel. Im Kamin verrutschte ein Holzscheit und schickte einen Funkenschwall und eine Rauchwolke in den Raum. Die Flammen stiegen wieder auf und züngelten vor der schwarzen Schornsteinwand. »Hör mal«, fuhr Mara fort, »würdest du mir eine fachliche Frage beantworten? Es geht um Psychologie. Ich brauche es für eine Geschichte, an der ich arbeite.«
»Ich wusste gar nicht, dass du schreibst.«
»Ach, ich schreibe eigentlich nur für mich. Ich meine, ich habe bisher noch nicht versucht, etwas zu veröffentlichen.« Schon während sie es aussprach, wusste Mara, dass ihre Ausrede nicht wahr klang.
»Okay«, sagte Jenny. »Ich hole nur erst noch eine neue Runde.«
»O nein. Jetzt bin ich dran.« Mara ging an die Theke und bestellte ein weiteres kleines Bier für sich und einen Wodka Tonic für Jenny. Wenn sich nur nach diesem Gespräch einige ihrer Befürchtungen wegen Paul zerstreuen würden - natürlich ohne sie preiszugeben -, dann würde sie sich mit Sicherheit um einiges besser fühlen.
»Also, worum geht es?«, fragte Jenny, als Mara mit den Getränken zurückkam.
»Ich bin mir nur im Unklaren über einen Begriff, den ich gehört habe, und würde gerne wissen, was dahinter steckt. Was ist ein Soziopath?«
»Ein Soziopath? Du lieber Gott, das ist ja fast eine Prüfungsfrage. Lass mich ein bisschen nachdenken. Aber ohne Lehrbuch werde ich dir wohl eine vereinfachte Antwort geben müssen.«
»Das reicht völlig aus.«
»Nun ... ich schätze, im Grunde ist es jemand, der ständig auf Kriegsfuß mit der Gesellschaft steht. Ein Rebell ohne Grund, wenn
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