Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
gearbeitet.«
»Aber das ist mein Notizbuch. Warum sollte er bei einer dieser Adressen sein? Das sind nur Leute, die hier leben und für die ich gearbeitet habe. Ich möchte nicht, dass die Polizei sie belästigt. Das kann mein Geschäft ruinieren.«
»Wir werden es trotzdem überprüfen müssen.«
Seth fluchte in sich hinein. »Bedienen Sie sich. Aber geben Sie mir eine Quittung dafür.«
Banks schrieb ihm eine, zog dann die Kette, um das Licht auszuschalten. Stumm gingen sie zurück zum Haus.
Seth setzte sich an den Tisch und widmete sich wieder seinem Essen. Mara folgte Banks in das vordere Zimmer. Von oben konnte man hören, wie Burgess und Richmond immer noch herumschnüffelten.
»Mr. Banks?«, sagte Mara leise, als sie am Fenster dicht neben ihm stand.
Banks zündete sich eine Zigarette an. »Ja?«
»Was er über die Kinder gesagt hat ... Das stimmt doch nicht, oder? Das kann er doch nicht tun, oder?«
Banks setzte sich in den Schaukelstuhl, Mara ließ sich auf einen kleinen dreibeinigen Stuhl ihm gegenüber nieder. Auf dem Tisch neben Banks lag ein Satz von Zoes Tarotkarten. Die Karte »Der Mond« war aufgedeckt. Aus dem Mond schien Blut auf einen Pfad zu tropfen, der zwischen zwei Türmen in die Ferne führte. Im Vordergrund krabbelte eine Krabbe aus einem Teich an Land, und ein Hund und ein Wolf heulten den Mond an. Es war ein verstörendes und hypnotisches Bild. Banks überlief ein Schauder, als hätte er gerade das Angesicht des Todes gesehen, und er wandte sich wieder Mara zu.
»Die beiden sind nicht Ihre Kinder, oder?«, sagte er.
»Sie wissen genau, dass es nicht meine sind. Aber ich liebe sie so, als wären es meine. Jenny Füller hat mir erzählt, dass sie Sie kennt. Sie sagte, Sie wären nicht so schlimm wie die anderen. Sagen Sie mir, dass man uns die Kinder nicht wegnehmen kann.«
Banks musste lächeln. Nicht so schlimm wie die anderen, aha. Bei Gelegenheit würde er Jenny auf dieses zweifelhafte Kompliment ansprechen müssen.
Er schaute Mara an. »Superintendent Burgess wird alles tun, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ich glaube nicht, dass es soweit kommt, dass Ihnen die Kinder weggenommen werden, aber denken Sie daran, dass er keine leeren Drohungen macht. Wenn Sie etwas wissen, sollten Sie es uns erzählen.«
Mara kaute auf ihrer Unterlippe. Sie schien den Tränen nahe zu sein. »Ich weiß nicht, wo Paul ist«, sagte sie schließlich. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er es getan hat?«
»Wir haben ein paar Beweise, die auf diese Möglichkeit hindeuten. Haben Sie ihn jemals mit einem Klappmesser gesehen?«
»Nein.«
Banks hatte den Eindruck, dass sie log, aber er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sie unter Druck zu setzen. Als Ablenkungsmanöver würde sie ihm vielleicht ein paar Informationen geben, die ganze Wahrheit würde sie jedoch nicht erzählen.
»Er ist weg«, sagte sie schließlich. »Ich weiß. Aber ich weiß nicht, wohin er gegangen ist.«
»Woher wissen Sie, dass er weg ist?«
Mara zögerte, und ihre Stimme klang für die Wahrheit zu gleichgültig. Bevor sie redete, strich sie sich das lange walnussfarbene Haar hinter die Ohren. Dadurch sah ihr Gesicht schmaler und ausgezehrter aus. »In den letzten paar Tagen ist er durcheinander gewesen, besonders nachdem Ihr Superintendent Burgess hierher gekommen war und ihn schikaniert hatte. Er dachte, am Ende hängen Sie ihm die Sache an, weil er schon mal im Gefängnis war und weil er ... weil er anders aussieht. Er wollte uns nicht in Schwierigkeiten bringen, also ist er gegangen.«
Banks drehte eine weitere Tarotkarte um: »Der Stern.« Eine schöne, nackte Frau schüttete Wasser aus zwei Vasen in einen Teich am Boden. Hinter ihr blühten Bäume und Sträucher. Ein großer, heller Stern am Himmel war von sieben kleineren umgeben. Aus irgendeinem Grund erinnerte ihn die Frau an Sandra, was seltsam war, denn es gab keine nennenswerte äußerliche Ähnlichkeit.
»Woher wissen Sie, warum er gegangen ist?«, fragte Banks. »Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
»Nein, er hat es mir erzählt. Er sagte, dass er letzte Nacht daran dachte wegzugehen. Er sagte nicht, wann.«
»Oder wohin?«
»Nein.«
»Hat er den Mord an Constable Gill erwähnt?«
»Nein. Er hat nicht gesagt, dass er wegläuft, weil er schuldig wäre, wenn Sie darauf hinauswollen.«
»Und Sie haben nicht daran gedacht, uns davon zu
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