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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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darf?«
      »Dürfen Sie, aber es ist schwer zu beantworten.« Sie tippte mit den Fingern, die ihre Zigarette hielten, gegen die Wange. Die kurzen blonden Härchen auf ihrem Handrücken funkelten im Licht der Glut. »Nun, ich schreibe weder lesbische Beichtstuhllyrik noch stehe ich auf feministische Schmähreden. Etwas Witz, würde ich sagen, eine gut ausgefeilte Struktur, Landschaft, Gefühl, Mythos ... Können Sie damit was anfangen?«
      »Mögen Sie Larkin?«
      Ruth lachte. »Komischerweise, ja. Man kann ihn schwerlich nicht mögen. Seine konservative, spießige >kleine Anglomanie< hat mir nie besonders gefallen, aber mit Versen hat der Kerl eindeutig den Dreh raus.« Sie legte ihren Kopf schief. »Haben wir da einen literarisch gebildeten Polizisten? Einen neuen Adam Dalgliesh?«
      Banks lächelte. Er hatte keine Ahnung, wer Adam Dalgliesh war. Bestimmt irgendein Fernsehdetektiv, der immer ein Shakespeare-Zitat auf den Lippen hatte.
      »Ich bin nur neugierig, das ist alles«, entgegnete er. »Wer ist Ihr Lieblingsautor?«
      »H.D. Eine Frau namens Hilda Dolittle, eine Freundin von Ezra Pound.«
      Banks schüttelte den Kopf. »Nie gehört.«
      »Aha. Also doch kein literarisch gebildeter Polizist. Sie müssen sie unbedingt lesen.«
      »Vielleicht.« Banks trank noch einen Schluck Kaffee und tastete nach einer Zigarette. »Zurück zu Caroline. Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
      »Mal sehen ... das ist Jahre her, mindestens fünf oder sechs. Ich glaube, damals war sie zwanzig oder einundzwanzig - und jagte geradewegs auf sechzig zu.«
      »Warum sagen Sie das?« Banks erinnerte sich, dass Caroline selbst im Tode schön und jugendlich gewesen war.
      »Bei dem Lebensstil, den sie führte, altert eine Frau schnell, besonders innerlich.«
      »Welcher Lebensstil?«
      »Wollen Sie sagen, dass Sie nichts davon wissen?«
      »Erzählen Sie mir davon.«
      Ruth verlagerte ihre Position in einen Schneidersitz. »Ach so, verstehe. Sie stellen die Fragen und ich beantworte sie. Richtig?«
      Banks erlaubte sich ein Lächeln. »Ich möchte nicht unhöflich sein«, sagte er, »aber im Grunde läuft es so. Ich brauche alle Informationen, die ich über Caroline bekommen kann. Bisher habe ich noch ziemlich wenig, besonders über die Zeit, die sie in London verbracht hat. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, wenn ich Ihnen sage, dass wir bereits wissen, dass sie wegen Prostitution verurteilt wurde und ein Kind geboren hat. Das ist alles.«
      Ruth schaute in ihren Kaffee, und Banks sah überrascht, dass Tränen über ihre Wangen rollten.
      »Verzeihen Sie«, sagte sie, stellte den Becher ab und wischte mit dem Handrücken über ihr Gesicht. »Das klingt einfach so traurig, so erbärmlich. Auch wenn ich so locker daherrede, dürfen Sie nicht denken, das gehe alles spurlos an mir vorbei. Ich bekomme nur nicht viel Besuch, deshalb versuche ich jeden zu genießen. Als ich das über Caroline gelesen habe, war ich sehr traurig, auch wenn ich sie schon seit langem nicht mehr gesehen hatte. Ich werde Ihnen so viel erzählen, wie ich kann.« Eine rotbraune Katze schlich ins Zimmer, schaute einmal kurz Banks an, sprang dann auf den Diwan neben Ruth und schnurrte. »Darf ich vorstellen, T.S. Eliot«, sagte Ruth. »Er hat so viele Katzen erwähnt, dass ich dachte, es sollte wenigstens eine nach ihm benannt werden. Ich nenne ihn der Kürze halber T.S.«
      Banks sagte hallo zu T.S., der mehr daran interessiert zu sein schien, sich in die Mulde zwischen Ruths gekreuzten Beinen zu kuscheln. Sie nahm ihren Kaffeebecher wieder mit beiden Händen und pustete vorsichtig auf die Oberfläche, bevor sie trank.
      »Caroline begann als Tänzerin«, erzählte sie. »Eine exotische Gefahr werden die genannt, glaube ich. Tja, von da ist es kein großer Sprung, den einen oder anderen eigenartigen - und ich meine wortwörtlich eigenartigen - Typen für ein Extrataschengeld zu befriedigen. Ich bin mir sicher, dass Sie wesentlich mehr über die hier vertretenen Laster wissen als ich. Es dauerte nicht lange und sie machte das volle Programm: tanzen, Peepshows, perverse Spielchen. Sie war ein wunderschönes Kind und sah noch jünger aus, als sie war. Eine Menge Männer in der Szene stehen auf Vierzehn-, Fünfzehnjährige oder noch Jüngere. Und Caroline konnte diese Fantasien noch erfüllen, als sie achtzehn war.«
      »Nahm sie Drogen?«
      Ruth runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.

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