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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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»Soweit ich weiß, nicht. Nicht so, wie manche andere. Sie hat vielleicht mal einen Joint geraucht oder hin und wieder ein Aufputschmittel oder eine Beruhigungspille geschluckt, aber wer macht das nicht? Auf jeden Fall hat sie nichts wirklich Hartes genommen und nicht gewohnheitsmäßig. Sie war nicht abhängig.«
      »Sie hatte wohl einen Zuhälter?«
      »Ja, einen Typen namens Reggie. Reizendes Kerlchen. Eine seiner Frauen hat ihn mit einem Fahrtenmesser von Woolworth abgemurkst, kurz bevor Caroline ausgestiegen ist. Das können Sie in Ihren Berichten überprüfen, ich bin mir sicher, da stehen alle Einzelheiten drin. Caroline hatte nichts damit zu tun, aber in gewisser Weise war es ein Geschenk des Himmels für sie.«
      »Weshalb?«
      »Das liegt doch auf der Hand. Sie hatte Todesängste vor Reggie. Er hat sie regelmäßig verprügelt. Da er aus dem Weg war, hatte sie die Möglichkeit, durch die Maschen zu schlüpfen, bevor die nächste Schlange angekrochen kam.«
      »Wann ist sie ausgestiegen?«
      Ruth beugte sich vor und drückte ihre Zigarette aus. »Ungefähr ein Jahr bevor sie wieder zurück in den Norden ging.«
      »Und während der Zeit haben Sie sie gekannt?«
      »Wir haben zusammengewohnt. Hier. Ich habe diese Wohnung erstanden, bevor die Preise in die Höhe schossen. Sie würden nicht glauben, wie billig sie war. Ich kannte sie da schon eine geraume Weile. Ich würde sagen, ich habe sogar ein wenig dazu beigetragen, dass sie aus diesem Leben herauskam.«
      »Und wer hat am meisten dazu beigetragen?«
      »Sie selbst. Sie war intelligent und klarsichtig und wusste genau, wohin sie trieb. Das kann man nicht von vielen sagen. Sie wollte schon eine ganze Weile aussteigen, aber Reggie hätte sie niemals gehen lassen. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wohin sie gehen sollte.«
      »Wie haben Sie sie denn kennen gelernt?«
      »Nach einer Lesung. Komisch, es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Draußen in Camden Town. Das Publikum bestand nur aus einer Prostituierten und einem Besoffenen, der die ganze Zeit das Mikro an sich reißen und >Your Cheating Heart< singen wollte. Das hat er dann auch getan, mitten in meinem besten Gedicht. Danach sind wir nach Soho gefahren, ohne den Besoffenen, ins Pillars of Hercules. Kennen Sie das?«
      Banks nickte. Er hatte dort schon mehr als ein Beck's vom Fass genossen.
      »Wir wurden zufällig in eine Ecke neben Caroline und ein anderes Mädchen gedrängt. Wir fingen an, uns zu unterhalten, und eins führte zum anderen. Mir fiel sofort auf, wie klug und vernünftig Caroline war, dass sie überhaupt nicht in dieses Gossenleben passte. Das war ihr auch klar, aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Wir wurden schnell enge Freundinnen. Wir sind häufig ins Theater gegangen, was sie sehr liebte. Und auch ins Kino und auf Kunstausstellungen.« Sie lachte kurz auf. »Sie mochte alles außer klassische Musik und die Oper. Gegen Ballett hatte sie allerdings nichts. All das war eine völlig neue Welt für sie.«
      »War Ihre Beziehung nicht mehr?«
      Ruth hielt inne, um sich eine neue Gauloise anzuzünden, bevor sie antwortete. »Natürlich. Wir waren ein Liebespaar. Nun schauen Sie mich nicht so an, als würde ich die Jugend verderben! Caroline wusste genau, was sie tat.«
      »Waren Sie die erste Frau, mit der sie eine solche Beziehung hatte?«
      »Ja. Das hat man sofort gemerkt. Am Anfang war sie noch schüchtern, aber sie hat schnell gelernt.« Ruth atmete den Rauch tief ein und blies ihn wieder aus. »Gott, wie sie gelernt hat.«
      Eine der Kuckucksuhren führte ihr Spektakel auf. Sie warteten, bis es vorbei war.
      »Was hat sie Ihrer Meinung nach zur Lesbierin gemacht?«, fragte Banks.
      Ruth rutschte auf dem Sofa umher und T.S. huschte davon. »So geht das nicht vonstatten. Frauen werden nicht plötzlich >zur Lesbierin gemacht<. Sie entdecken, was sie sind und was sie immer waren, was sie sich aber nicht einzugestehen wagten, weil zu viel gegen sie gearbeitet hat. Gesellschaftliche Moralvorstellungen, männliche Vorherrschaft - was Sie wollen.«
      »Glauben Sie, dass viele Frauen in dieser Situation stecken?«
      »Mehr, als Sie sich vorstellen.«
      »Was war mit den Männern in ihrem Leben?«
      »Das können Sie sich doch denken. Welche Auswirkungen hat es Ihrer Meinung nach auf eine Frau, wenn feiste, alte Säcke ihre Pimmel in sie reinstecken und duckmäuserische, spießige Ehemänner

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