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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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eher gut aussehend als schön, besaß jedoch sehr ausdrucksstarke Augen. Diese haselnussbraunen Augen, schätzte Banks, hatten schon eine Menge gesehen. Und eine Menge gefühlt. In natura sah sie wesentlich ansprechender und zugänglicher aus als die arrogante, wissende Frau auf dem Foto. In ihrer Haltung lag jedoch eindeutig etwas Würdevolles.
      »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie, als sie mit zwei Bechern dampfendem schwarzem Kaffee zurückkam und sich mit zusammengerollten Beinen auf den Diwan setzte. Sie hielt ihren Becher in beiden Händen und sog das Aroma ein. Im Hintergrund zischte leise der Gasofen. Banks setzte sich in einen der Sessel, der einen wie ein alter Freund zu umarmen schien, und steckte sich eine Zigarette an. Dann zeigte er ihr das Foto - sie brach in Lachen aus und er erklärte ihr alles.
      »So einfach war das also«, sagte sie, als er geendet hatte.
      »Genau wie eine Menge Polizeiarbeit. Einfach und langweilig. Außerdem zeitraubend.«
      »Ich hoffe, das ist kein subtiler Hinweis darauf, dass ich mich früher hätte melden sollen.«
      »Dafür hatten Sie keinen Grund, oder? Wussten Sie von Carolines Tod?«
      Ruth griff nach der blauen Gauloisespackung, klopfte eine Zigarette heraus und nickte. »Ich habe es in der Zeitung gelesen. Eigentlich stand nicht viel darin. Können Sie mir sagen, was genau passiert ist?«
      Banks hätte es gerne getan, aber er durfte es nicht. Denn wenn er es ihr erzählen würde, hätte er keine Möglichkeit mehr, herauszufinden, was sie bereits wusste.
      Sie bemerkte sein Zögern und winkte ab. »Schon gut. Ich kann mich wahrscheinlich glücklich schätzen, dass mir die blutigen Einzelheiten erspart bleiben. Hören Sie, da Sie den langen Weg auf sich genommen haben, nehme ich an, dass ich verdächtigt werde. Können wir das gleich aus der Welt schaffen? Man kann nie wissen, vielleicht habe ich ein Alibi, und wir hätten einen wesentlich angenehmeren Nachmittag, wenn Sie mich nicht für eine wahnsinnige Lesbenmörderin halten.« Sie zündete endlich die Zigarette an, mit der sie die ganze Zeit herumgespielt hatte, und der beißende, scharfe Geruch des französischen Tabaks erfüllte die Luft.
      Banks fragte sie, wo sie am 22. Dezember gewesen sei und was sie an diesem Tag getan habe. Ruth nahm einen Zug von ihrer Gauloise, dachte einen Moment nach, stand dann auf und verschwand im Flur. Als sie zurückkehrte, hielt sie einen offenen Terminkalender in der Hand und trat damit zu ihm.
      »Ich hatte eine Lesung, ausgerechnet in Leamington Spa«, verkündete sie. »Die tun da oben eine Menge für die Kunst.«
      »Um wie viel Uhr hat sie begonnen?«
      »So um acht.«
      »Wie sind Sie dort hingekommen?«
      »Ich bin mit dem Auto gefahren. Ich habe einen Fiesta. Wir Dichter leben die ganze Zeit auf der Überholspur, wissen Sie. Außerdem war ich zur Abwechslung mal ein bisschen zu früh da, deshalb werden sich die Organisatoren an mich erinnern.«
      »War es ein gutes Publikum?«
      »Ein sehr gutes. Adrian Henri und Wendy Cope haben auch gelesen, falls Sie es bei denen überprüfen wollen.«
      Banks notierte sich die Einzelheiten. Wenn Ruth Dünne an dem Abend tatsächlich um acht Uhr in Leamington Spa war, dann konnte sie unmöglich um halb acht oder später in Eastvale gewesen sein. Wenn sie in Bezug auf die Lesung die Wahrheit sagte, was leicht zu überprüfen war, war sie entlastet.
      »Eine Sache irritiert mich«, sagte Banks. »Caroline besaß zwar Ihr Foto, aber wir konnten unter ihren Sachen keine Ausgabe Ihres Buches finden. Haben Sie dafür vielleicht eine Erklärung?«
      »Aber ja. Caroline war kein Mensch, der sich viel aus materiellem Besitz machte. Sie hing anscheinend nie an Dingen, wie wir anderen, und hat keine Gegenstände angehäuft. Darum habe ich sie immer beneidet. Ich habe ihr eine Ausgabe meines ersten Buches geschenkt, aber ich habe keine Ahnung, was daraus geworden ist. Das zweite habe ich ihr auch geschickt - dasjenige, das ich ihr gewidmet habe -, aber ich war mir ihrer Adresse damals nicht sicher. Könnte sein, dass es an der alten Adresse landete und bei der Post verloren gegangen ist.«
      Entweder das oder Nancy Wood hat beide Bücher eingesteckt, dachte Banks nickend.
      »Aber sie hing an dem Foto.«
      »Vielleicht gefiel ihr mein Äußeres besser als meine Gedichte.«
      »Welche Art von Gedichten schreiben Sie denn, wenn ich mir die Frage erlauben

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