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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wurde, drehte sie einfach durch. Ich wollte es haben, das Kind, obwohl wir arm waren, und sie wollte es zuerst auch nicht loswerden - glaube ich wenigstens. Vielleicht habe ich sie zu sehr eingeengt, keine Ahnung. Vielleicht hat sie es auch nur behalten, um mir eine Freude zu machen. Auf jeden Fall war sie während der ganzen Schwangerschaft unglücklich. Aber abtreiben wollte sie auch nicht. Es wäre genug Zeit dafür gewesen, wenn sie gewollt hätte, aber sie hat es auch so lange rausgeschoben, bis es zu spät war. Dann ging es die ganze Zeit rauf und runter mit ihr, wie ein Jojo. Den einen Tag wünschte sie sich eine Fehlgeburt, ging das Risiko ein, bei eisigem Wetter rauszugehen, vielleicht in der Hoffnung, auszurutschen und hinzufallen, den nächsten Tag fühlte sie sich schuldig und hasste sich dafür, so grausam zu sein. Und kaum war das Kind geboren, konnte sie es gar nicht abwarten, den kleinen Knirps loszuwerden.«
      »Wo ist das Kind jetzt?«
      »Keine Ahnung. Caroline wollte es nicht einmal sehen. Sobald es geboren war, wurde es seinen neuen Eltern übergeben. Sie wollte nicht mal wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Und dann begann für uns alles ganz schnell schlimmer zu werden. Caroline rackerte sich ab, um ihre alte Figur wiederzukriegen, so als wenn nichts passiert wäre. Und kaum wurde sie Telfers Clique vorgestellt, war es vorbei. Sie schien sich auf Teufel komm raus selbst zerstören zu wollen - fragen Sie mich nicht, warum.«
      »Wer hat sie Telfer vorgestellt?«
      Grey biss sich auf die Unterlippe. »Nachdem ich es herausgefunden habe, machte ich mir Vorwürfe«, sagte er dann. »Sie wissen ja, wie es ist, man sucht sich manchmal die falschen Freunde aus. Die Clique, mit der Caroline und ich herumhingen, war ein ziemlich gemischter Haufen. Manche von denen zogen am Wochenende gerne durch die Clubs. Wir sind ein paarmal mitgegangen. Caroline schien das alles zu faszinieren. Oder zu erschrecken, so ganz klar war ich mir darüber nie. Und bevor ich es überhaupt recht begriffen habe, steckte sie mittendrin in dieser Szene. Ich konnte nichts tun, um sie davon abzuhalten. Sie war ein gut aussehendes Mädchen, eine echte Schönheit, da muss sie wohl jemandem aufgefallen sein. Ich könnte mir denken, dass die Leute in diesen Clubs immer Ausschau nach neuen >Talenten< halten.
      Eines Nachts kam sie sehr spät nach Hause. Ich war außer mir vor Sorge, aber es drückte sich in Wut aus. Wie eine Mutter, die jedes Mal losbrüllt, wenn man mal zu spät kommt. Wir hatten einen furchtbaren Krach und ich habe ihr die wüstesten Beschimpfungen um die Ohren gehauen. Dabei hat sie es mir erzählt. In allen Einzelheiten. Sie rieb es mir richtig unter die Nase und lachte mich aus, weil ich nicht früher drauf gekommen war. Was glaubst du denn, woher meine neuen Klamotten kommen? Wie können wir es uns wohl leisten, so oft auszugehen? Es war demütigend. Ich hätte sie sofort verlassen sollen, aber ich war ein Idiot. Vielleicht war es ja nur eine wilde Phase, vielleicht würde es ja wieder vorbeigehen, versuchte ich mir immer wieder einzureden. Aber es ging nicht vorbei. Das Problem war, dass ich sie immer noch liebte.« Colm legte sein Kinn in die Hand und starrte auf den Boden. »Ein paar Monate später haben wir uns getrennt. Sie verschwand. Verschwand einfach eines Abends und kam nie wieder. Sie hat nicht mal ihre Sachen mitgenommen, das bisschen, was sie hatte.« Er lächelte traurig. »Caroline war nie eine, die sich viel aus Besitz gemacht hat. Der enge sie nur ein, sagte sie immer.«
      »Haben Sie sich während der ganzen Zeit gestritten?«
      »Nein. Es gab nur diesen einen großen Krach, danach war alles nur noch irgendwie kalt. Ich versuchte zu akzeptieren, was sie machte, aber ich konnte es nicht. Es ging einfach nicht. Denn sie kam, wann sie wollte oder überhaupt nicht, und ich wusste, was sie in dieser Zeit trieb, und stellte mir vor, wie sie mit fetten, schmierigen Kerlen im Bett lag oder nackt vor sabbernden Geschäftsleuten tanzte.«
      »Wo ist sie hingegangen?«
      »Weiß ich nicht. Ich habe nie wieder etwas von ihr gesehen oder gehört. Sie war ein großartiges Mädchen und ich liebte sie, aber ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich war kurz vor dem Zusammenbruch. Sie lebte ihr Leben auf der Überholspur und steuerte auf die Selbstzerstörung zu. Ich versuchte, sie aufzuhalten, aber sie lachte nur über mich und meinte, ich solle nicht so ein Langweiler

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