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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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generellen Aussteigern war die Gegend damals so etwas wie eine Enklave der Swinging Sixties. Zu der Zeit war das genau die richtige Umgebung für Banks gewesen. Ihm gefiel die Musik, er mochte die angeregten Diskussionen und die Aura der Spontaneität, konnte allerdings nie viel mit dem Hippiekult der Drogenräusche anfangen. Er wollte damals einfach weg von zu Hause, raus aus dem öden Einerlei von Petersborough, und die billige Bude in Notting Hill ermöglichte es ihm auf aufregende Weise, das Leben zu entdecken. Ach, wenn man noch mal achtzehn sein könnte ...
      Er ging weiter durch das Viertel bis Notting Hill Gate und nahm dort die U-Bahn. Er fuhr mit der Central Line, und da er noch etwas Zeit totzuschlagen hatte, stieg er an der Tottenham Court Road wieder aus, in der gleichen Gegend, in der er sich am vergangenen Abend aufgehalten hatte. Durch sein Gespräch mit Colm Grey fühlte er sich leicht deprimiert, denn es hatte ein paar seiner bevorzugten Theorien zunichte gemacht, und er dachte, ein Spaziergang durch die anregende Atmosphäre könnte ihm dabei helfen, den Trübsinn zu vertreiben.
      Tagsüber war Soho eine andere Welt. Zwar waren die Clubs und Erotikläden und Peepshows noch da, aber irgendwie sah die Glitzerwelt bei Tageslicht nur noch saftund kraftlos aus. Die knalligen Lichter versprühten keinen Reiz mehr, sie wirkten ausgewaschen und selbst im grauen Winterlicht verblasst. Tagsüber war der zum käuflichen Sex verführende Gesang der Sirenen zu einem entfernten, klagenden Jammern geworden, nichts konnte mehr die billige, schäbige Realität verbergen.
      Aber dafür übernahm jetzt eine andere Art des vitalen Straßenlebens die Vorherrschaft: die Welt der Märkte und Geschäfte. In der Berwick Street spazierte Banks durch die Stände, an denen es scheinbar alles zu kaufen gab, von Ananas und Melonen bis hin zu Strumpfhosen, Tassen und Untertassen, Uhren, Nussmischungen und Eierschneidern. Geschützt unter einem Stand, lag ein großer, brauner Hund, der die Passanten mit traurigen Augen beobachtete.
      In besserer Stimmung, fand er in der Great Marlborough Street eine Telefonzelle und rief Barney Merritt bei Scotland Yard an. Wie Banks erwartet und auch gehofft hatte, war Ruth Dünnes Alibi hieb- und stichfest.
      Außerdem war die Ermordung von Reggie Becker vollständig geklärt. Die Mörderin, eine siebzehnjährige Prostituierte namens Brenda Meers, hatte am helllichten Tage in der Greek Street fünfmal auf Becker eingestochen. Mindestens zwei der Stiche hatten Hauptarterien gestreift, sodass er verblutet war; bevor der Rettungswagen eingetroffen war. Augenzeugen hatte es in großer Anzahl gegeben, obwohl später weniger Leute aussagten, als zur Tatzeit anwesend waren. Als sie gefragt wurde, warum sie es getan habe, gab Brenda Meers an, Reggie hätte von ihr verlangt, mit einem Mann mitzugehen, der wollte, dass sie seinen Urin trank und seinen Kot aß. Sie war schon einmal mit ihm zusammen gewesen und glaubte nicht, es noch einmal ertragen zu können. Sie hatte Reggie den ganzen Morgen angefleht, ihr diesen Freier zu ersparen, aber er wollte nicht nachgeben, sodass sie zu Woolworth gegangen ist, ein billiges Fahrtenmesser gekauft und ihn erstochen hatte. Soweit es die Polizei betraf, stellte Reggie Becker keinen großen Verlust für die Menschheit dar, und Brenda war durch die Tat wenigstens in den Genuss einer psychotherapeutischen Behandlung gekommen.
      Und die Quintessenz: Die Verbindung nach London konnte ausgeschlossen werden. Aber vielleicht hatte er seine Zeit nicht ganz und gar verschwendet. Er besaß jetzt ein viel umfassenderes Bild von Caroline Hartley, auch wenn er nun seine findige Theorie über eine Verbindung zwischen Vivaldis Laudate pueri und dem Kind, das sie geboren hatte, über den Haufen werfen musste. Dass die Musik wichtig war, glaubte er immer noch, doch auf welche Weise, konnte er nicht mehr sagen.
      Er schaute auf seine Uhr. Gerade noch Zeit, um Geschenke für Sandra und Tracy bei Liberty's zu kaufen und für Brian vielleicht etwas bei Virgin Records in der Oxford Street. Dann wäre es an der Zeit, sich mit Veronica zum Mittagessen zu treffen und abzureisen. Er fragte sich, ob ihn daheim in Eastvale Neuigkeiten erwarteten, und wenn, welche.
     
     

* ELF
     
    * I
     
    »Sie glauben nicht, dass er es getan hat, nicht wahr?«, fragte Susan Gay Banks bei Kaffee und gerösteten Rosinenbrötchen im Golden Grill. Seine Rückkehr aus London lag zwei -

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