Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
hatten sie nicht einmal im Programm. Noch nie gehabt. Auf eigene Initiative überprüfte Susan auch die Geschäfte Boots und W. H. Smith, von denen jedes eine kleine Plattenabteilung hatte, aber dort war ihr ebenfalls kein Glück beschieden. Die Platte war aus Ungarn importiert worden, und wer immer sie gekauft hatte, hatte dies nicht in Eastvale getan.
Während des Mittagessens im Queen's Arms trugen die vier Ermittler ihre Informationen zusammen und danach verteilte Superintendent Gristhorpe die Aufgaben. Laut Banks hatte Caroline das Garden Café wie üblich um drei Uhr verlassen, dann vermutlich ein paar Einkäufe erledigt und war anschließend um vier zur Theaterprobe erschienen. James Conran sagte aus, dass diese um zehn vor sechs geendet hatte und alle etwa fünf Minuten später aufgebrochen waren. Er selbst hatte als Letzter das Haus verlassen. Wie immer war er durch den Hinterausgang hinausgegangen, hatte abgeschlossen und war auf ein paar Drinks ins Crooked Billet in der North York Road geschlendert. Wenn der Hausmeister nicht da war, besaßen nur er und Marcia Cunningham als Einzige der Theatergruppe einen Schlüssel für das Gemeindezentrum. Allerdings war ein weiterer Schlüssel für Notfälle im Polizeirevier deponiert worden. Auch einige Mitglieder der anderen im Zentrum untergebrachten Vereine verfügten über Schlüssel, einschließlich Sandra Banks.
Vermutlich war Caroline direkt nach Hause gegangen, denn eine Nachbarin auf der anderen Straßenseite hatte einem der Constables berichtet, sie habe gesehen, wie Miss Hartley das Haus betreten hatte. Das war genau zu dem Zeitpunkt gewesen, als die Nachbarin während einer Werbepause in der Sendung »Calendar« zum Fenster getreten war, um einen Spalt im Vorhang zuzuziehen - also etwa um Viertel nach sechs.
Richmond hatte noch nicht viel über Charles Cooper herausgefunden. Die Angestellte, die am fraglichen Abend im Geschäft in Barnard Castle gearbeitet hatte, hatte heute ihren freien Tag. Er beabsichtigte, nach Barnard Castle zu fahren und weitere Erkundigungen einzuziehen, nachdem er mit Veronica Shildons Therapeutin gesprochen und mit der Suche nach Ruth begonnen hatte. Banks war auf dem Weg, Claude Ivers, Veronicas früheren Ehemann, aufzusuchen, und Susan war die Aufgabe zugeteilt worden, mit Carolines Familie in Harrogate zu sprechen. Obwohl sie den Einbruch im Auge behalten sollte, war sie weiterhin in die Mordermittlung eingebunden. Zu ihrer Erleichterung hatte die Polizei in Harrogate schon die Nachricht von Carolines Tod überbracht. Diese unangenehme Aufgabe war ihr wenigstens erspart geblieben.
Sie fuhr die Ripon Road an den riesigen Hotels im viktorianischen Stil vorbei, dem Cairn, dem Majestic, dem St. George, dunklen Steinvillen, die hinter gewaltigen, von Mauern umgebenen Rasenflächen und Krocketplätzen lagen. Während sie auf die Straße achtete, hoffte sie, dass der Hartley-Fall nicht bis Weihnachten gelöst sein würde. Dann hätte sie nämlich einen triftigen Grund, ihre Eltern in Sheffield nicht besuchen zu müssen. Ihre Besuche zu Hause waren jedes Mal spannungsgeladen. Susan sah sich dann immer mit Geschichten über ihren Bruder, der Börsenmakler war, und ihrer Schwester, die als Anwältin arbeitete, konfrontiert. Natürlich kam zu Weihnachten niemals einer von beiden nach Hause, denn ihr Bruder lebte in London und ihre Schwester in Vancouver. Aber nichtsdestotrotz musste sie sich alles über die beiden anhören. Und nichts, was sie selbst erreicht hatte, galt etwas angesichts der Erfolgsstorys ihrer Geschwister, denn ihre Eltern missbilligten den von ihr eingeschlagenen Berufsweg. Selbst wenn sie einmal Polizeipräsidentin werden sollte, würden sie immer noch auf sie herabschauen. Mit ein bisschen Glück würde sie der Mord an Caroline Hartley bis ins neue Jahr hinein beschäftigen. Aufgrund der brutalen Verletzungen und der Musik, die am Tatort lief, hatte Susan das Gefühl, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun hatten. Und Psychopathen, das hatte sie in ihrer Ausbildung gelernt, waren immer schwer zu fassen.
Die Stadt Harrogate nahm bald all ihre Gedanken in Anspruch. An den Gartenanlagen und eleganten Gebäuden sah man, dass es sich wie bei Bath um einen Kurort handelte, einen Ort, in dem sich die Leute zur Ruhe setzten oder den sie besuchten, um an Geschäftstagungen teilzunehmen. Als sie an den königlichen Bädern und Betty's Tea Room vorbeifuhr, wurde die Ripon Road zur Parliament Road,
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