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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sich wieder. »Nun ...«
      »Was ist mit Faith?«
      Teresa schnippte kurz und trocken mit ihrem Daumennagel gegen ihre Zigarette. »Was hat sie Ihnen erzählt? Ich habe gesehen, dass Sie mit ihr gesprochen haben.«
      »Nichts. Deswegen frage ich Sie.«
      »Zwischen den beiden war nichts, das kann ich Ihnen versichern. Faith ist so hetero wie ich.« Sie holte Luft, nippte an ihrem milchigen Pernod mit Wasser und lächelte dann. »Was die anderen betrifft, so glaube ich ganz ehrlich nicht, dass Sie große Chancen haben, unter ihnen einen Mörder zu finden. Malvolio ist ein so tugendhaftes Lämmchen, dass er sich wahrscheinlich selbst geißelt, weil er einem so sündhaften Hobby wie der Schauspielerei nachgeht. Junker Christoph ist dumm wie Bohnenstroh - entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise - und Orsino ist so selbstverliebt, dass Samantha Fox mit ihren Brüsten vor seiner Nase rumwackeln könnte, ohne dass er es mitkriegt.«
      Banks schaute rüber zu Orsino. Er hatte muskulöse Schultern - eindeutig das Ergebnis regelmäßigen Krafttrainings -, dunkles, gewelltes Haar, hohle Wangen, leuchtende Augen und ein ewig spöttisches Lächeln im Gesicht, so als wäre alles außerhalb eines Spiegels seiner Aufmerksamkeit unwürdig.
      »Soweit ich das mitgekriegt habe, hatte sowieso keiner der drei viel mit Caroline zu tun. Sie hatten zwar ein paar gemeinsame Szenen, aber außerhalb der Bühne habe ich sie nie viel zusammen reden sehen. Und die anderen können Sie auch vergessen. Ich weiß mit Sicherheit, dass Antonio schwul wie ein Frisör ist. Sebastian ist sehr glücklich mit einer fetten Matrone, einem Hund und zweieinhalb Kindern verheiratet, und der Narr, nun ja ... er ist eigentlich sehr still und scheint nie viel mit uns zu tun haben zu wollen.«
      »Haben Sie mal bemerkt, dass er mit Caroline hinter der Bühne oder zwischen zwei Szenen gesprochen hat?«
      »Ich habe noch nie erlebt, dass er mit jemandem gesprochen hat. Überhaupt nie. Eine der merkwürdigsten Verwandlungen, die man sich vorstellen kann. Als Narr wunderbar, aber sonst ein langweiliger, depressiv wirkender Mensch.«
      Banks stellte ihr noch ein paar allgemeine Fragen, fand aber nichts mehr heraus. Bald fragte ihn Teresa nach seinen aufregendsten Fällen und es war Zeit zu gehen. Er unterhielt sich noch kurz mit einigen der anderen, kam dabei aber auch nicht weiter. Schließlich kehrte er zu James Conran zurück, verabschiedete sich von der Gruppe und ging hinaus in den kalten Abend. Vorher schaffte es Faith Green jedoch noch, ihn an der Tür abzufangen und ihm ihre Telefonnummer zuzustecken.
      Draußen in der Kälte atmete Banks durch. Leuchtende Sterne standen wie Markierungspunkte aus Licht am klaren Himmel. Wer hatte geglaubt, überlegte Banks, dass der Himmel nur eine Art Vorhang aus schwarzem Samt war und. das Himmelslicht dahinter durch die Löcher darin schien? Die Griechen? Wie auch immer, in Nächten wie diesen hatte man genau diesen Eindruck.
      Mit den Gesprächen im Crooked Billet hatte irgendetwas nicht gestimmt. Er konnte nicht genau sagen, was, aber alles war ihm zu leicht, zu kumpelhaft vorgekommen. Jeder, mit dem er gesprochen hatte, war nervös und wegen irgendetwas beunruhigt gewesen. Er hatte weder übersehen, wie sich Faith entschuldigt hatte, bevor sie eine seiner Fragen beantwortete, noch wie Teresa mit ihrer Zigarette gespielt hatte, wenn ihr etwas unangenehm war. Bei den beiden würde sich ein weiteres Gespräch eindeutig lohnen. Mit Sicherheit gab es im Allgemeinen innerhalb der Besetzung eines Theaterstücks kleinere Kräche oder Konflikte. Schenkte man jedoch den Leuten Glauben, mit denen er soeben gesprochen hatte, waren sie alle eine glückliche Familie gewesen. Das klang für seinen Geschmack viel zu vergnügt. Was wollten sie vertuschen? Und wann hatten sie beschlossen, das zu tun?
      Er setzte seine Kopfhörer auf. Im Winter fungierten sie auch als Ohrenwärmer. Die Kassette, die er eingelegt hatte, enthielt eine Sammlung von Jazzstücken von Komponisten wie Milhaud, Gershwin und Strawinsky, gespielt von Simon Rattie und der Londoner Sinfonietta. Tracy hatte sie ihm zu Weihnachten geschenkt - bestimmt auf Anraten von Sandra. Als Banks den Walkman anschaltete, warf ihn das erotische Klarinettenglissando am Anfang von Gershwins Rhapsody in Blue fast um. Er drehte die Lautstärke runter und ging weiter.
      Auf dem Marktplatz vor der Kirche brannten noch die Lichter des Weihnachtsbaumes,

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